Der Gedanke, eine Sandkiste für Therapie zu nutzen, ist fast 90 Jahre alt. Diese Idee hat sich in 2 Richtungen entwickelt: was heute am besten als „Welt Technik“ (Lowenfeld) bekannt ist und auf der anderen Seite „Sandspiel“ (Kalff). Das zweite ist ein Jung-orientierter psycho-analytischer Ansatz, der uns hier nicht weiter interessieren soll (Analyse ist keine empfohlene Behandlung für PTBS). Wir verwenden die Idee der Welt-Technik kombiniert mit anderen therapeutischen Ansätzen für ein interessantes Werkzeug.
Die innere Arbeit findet in einer Kiste oder einem Tablett mit Sand statt, das wird zu einer Miniatur der Welt. Eine Figur könnte ein Symbol für dich selbst sein. Vielleicht kannst du andere Figuren finden, die die Plätze von Freunden und Familie einnehmen, von deiner T oder deinen Feinden. Du könntest dir Symbole für Gefühle aussuchen, für deine Ziele, deine Herausforderungen usw und sie so in das Tablett mit Sand legen, dass sie deine äußere, oder auch innere, Realität widerspiegeln. Dann kannst du damit rumspielen: verändere etwas, baue etwas, füge etwas hinzu, nimm etwas weg, und spüre wie sich das anfühlt. In der Sicherheit deiner Sandkiste kannst du neue Sachen ausprobieren, bevor du sie im echten Leben versuchst. Wenn du dein Tablett verlässt, hast du vielleicht Hoffnung gefunden, eine Lösung oder sogar einen neuen Blickwinkel.
Das ist ein non-verbaler Ansatz, der besonders bei Trauma sehr hilfreich sein kann. Man kann Unaussprechliches ausdrücken. Es wird sichtbar in der Art, wie du deine Symbole stellst und was du im Sand um sie herum machst.
Der Effekt ist ähnlich wie bei der Bildschirmtechnik: da ist eine Distanz zu dem, was ausgedrückt wird. Die Arbeit findet in einem Tablett mit einer klaren Umgrenzung statt und bleibt in diesem Tablett.
Die Arbeit mit einer Sandkiste ist erstaunlich intensiv und wenn du das ausprobieren möchtest, solltest du deiner T davon erzählen und die mit einbinden.
Bei dieser Arbeit sind die Möglichkeiten fast endlos. Aber es ist schwierig zu erklären, wenn man es nicht erlebt. Also werde ich ein paar Beispiele geben, wie man das verwenden kann.
Beziehungen
Indem du Symbole für Personen aussuchst und sie im Tablett stellst, kannst du sichtbar machen, in welcher Beziehung du zu diesen Leuten stehst, wie sie zueinander stehen und ob irgendetwas daran problematisch ist.
Konflikte
Du kannst aktuelle Konflikte im Tablett darstellen und dann verschiedene Interventionen ausprobieren. Du könntest zB eine Mauer oder einen Zaun bauen um zu zeigen, wo du eine Grenze setzen möchtest oder dich durch verschiedene Lösungsmöglichkeiten durchspielen und sehen, wie das das Bild verändert. Wenn Veränderungen im Tablett in dir eine positives Gefühl zurück lassen, findest du vielleicht mehr Sicherheit, das auch im echten Leben umzusetzen.
Schwierige Situationen
Du könntest einen besseren Überblick über komplexe und überfordernde Situationen bekommen, indem du sie im Tablett aufstellst. So kannst du raus-zoomen und das ganze Bild betrachten. Das kann helfen, Probleme klarer zu sehen und vielleicht sogar, wo du anfangen kannst sie zu lösen.
Ressourcen
Du könntest ein Symbol haben für jede Ressource, die dir hilft. Wenn du dann im Tablett an einem Problem arbeitest, kannst du schneller sehen, welche in dieser Situation passen könnte.
Gefühle ausdrücken
Manchmal ist es schwer zu sagen was man fühlt. Eine Sandkiste könnte eine Leinwand sein, wo du diese Gefühle ausdrücken kannst und dann noch mal drauf schauen um vielleicht das Gefühl zu identifizieren. Das kann einen sicheren Rahmen bieten, sodass das Gefühl nicht außer Kontrolle gerät; alles findet nur innerhalb der Grenzen des Tabletts statt.
Mit Gefühlen umgehen
Du könntest dir ein Symbol für ein bestimmtes Gefühl aussuchen, mit dem du zu kämpfen hast und damit unterschiedliche Dinge im Sand ausprobieren; wie deine Figur näher an das Gefühl dran zu stellen, es mit Sand zu bedecken, Dinge hinzuzufügen, die das Gefühl verändern, deine Position dem Gefühl gegenüber zu verändern…
Vermeidung anschauen
Du könntest ein Symbol für eine bestimmte Angst finden, sie mit deiner Figur ins Tablett legen und dann kreative Wege finden, damit umzugehen; mal probieren, wie es sich anfühlt, wenn deine Figur es anschaut, oder dem den Rücken zukehrt, wenn du sie näher heran rückst oder eine Mauer dazwischen baust, was dann vielleicht noch alles hinter dieser Mauer verschwindet…
Körperarbeit
Die Sandkiste kann auch die „Welt“ deines Körpers werden. Du kannst Unangenehmes, Schmerz oder Krankheit ausdrücken und vielleicht neue Wege finden, wie du dem gegenüber stehst. Wenn du Teile deiner Körperwahrnehmung dissoziierst, könntest du dein Tablett aufteilen und abtrennen und dann sehen ob du vielleicht etwas davon wieder zusammen fügen möchtest. Ein Tablett könnte auch ein Werkzeug sein um an deinem Körper Image zu arbeiten.
Planen
Auf der einen Seite deines Tabletts könnte deine Figur stehen, auf der anderen ein Symbol für dein Ziel. Du kannst dazwischen Hindernissen und Herausforderungen Form geben und dann schauen, was du vielleicht brauchst um diese zu überwinden. Du kannst jederzeit Helfer hinzufügen und alle nötigen Ressourcen.
Fortschritte visualisieren
Manchmal ist es schwer Therapieerfolge zu sehen. Eine Miniatur-Welt könnte Veränderungen deutlicher machen, die du vielleicht so nicht sehen kannst. Es hilft, wenn man Fotos von Tabletts macht und sie später vergleicht.
Grounding
Tasten ist ein wichtiger Sinn. Das sensorische Erleben etwas mit dem Sand zu tun kann einen beruhigenden und erdenden Effekt haben, selbst wenn man an keinem bestimmten Thema arbeitet. Im Tablett Frieden und Sicherheit zu schaffen, kann zu mehr innerem Frieden und Sicherheit führen.
Es ist auch möglich Trauma-Arbeit im Tablett zu machen. Bitte probiere das nicht ohne einen T. Da kann zu viel schief gehen. Vermeide es, dich zu überfordern!
Containment üben
Du könntest ein Symbol für ein traumatisches Erlebnis finden und eine Art es im Tablett sicher zu verwahren. Vielleicht brauchst du dazu zusätzliche Gegenstände wie eine Kiste oder einen Behälter. Oder du baust etwas im Sand oder wirst sonst kreativ.
Trauma Integration
Du könntest ein Symbol für dein Trauma verwenden und damit spielen deine Figur näher heran zu bewegen, die Figur wegschauen lassen und bemerken, wie sich das anfühlt. Es ist möglich neue Wege zu finden dem Trauma gegenüber zu stehen, einen neuen Platz für dich oder das Trauma im Tablett zu finden, an Akzeptanz zu arbeiten, die Angst davor zu verlieren, neuen Umgang damit zu finden… Vielleicht erschaffst du sogar ein neues Leben im Tablett, wo die Erinnerung einen angemessenen Platz findet, der deine Zukunft nicht dominiert.
Finger weg von Expositionen im Tablett!! Da gibt es viel bessere Werkzeuge für.
Die symbolische Welt im Tablett kann sich sehr real anfühlen. Innerlich tut sich etwas. Das ist nicht bloßes rumspielen im Sand. Da warten Veränderung und Durchbrüche im Tablett.
Für uns ist es ein wichtiges Werkzeug, weil es nicht so sehr den Verstand und logisches Denken anspricht. Wir neigen dazu, alles zu intellektualisieren. Die Arbeit mit der Sandkiste bewegt sich zwischen intuitivem Ausdruck und Emotion, Gedanken holen erst später auf. Wenn du wie wir bist, du weißt all die richtigen Dinge und das steht dir manchmal im Weg, dann ist ein Tablett mit Sand vielleicht etwas für dich.
Ein eigenes Tablett basteln
Du brauchst ein großes Tablett, sonst müssen die Symbole sehr klein sein. Ein normales Tablett wie du es im Laden kriegst, ist geeignet. Es hilft, wenn der Rand etwas höher ist und keine Griffe im Weg sind. Eine flache Kiste würde es auch tun.
Als nächstes brauchst du Sand. Es gibt jetzt „kinetic“ Sand zu kaufen, der zusammen klebt, wenn man ihn etwas andrückt. Das ist ideal für stabilere Konstruktionen in deinem Tablett. Wir würden das sehr empfehlen. Wenn du normalen Sand nehmen willst, dann wäre ein Tablett aus Plastik hilfreich, sodass du den Sand, wenn nötig, auch nass machen kannst.
Die Welt ist fertig, nun muss sie nur noch bevölkert werden. Das wird sehr individuell sein. Du kannst durch deine Wohnung laufen und Gegenstände einsammelt, welche kaufen oder selber machen. Wir haben Luft-trocknende Modelliermasse aus dem Künstlerbedarf verwendet um einige von unseren zu machen. Die lassen sich auch gut anmalen.
Hier sind einige Dinge, die wir für sinnvoll halten. Für dich können das auch ganz andere sein.
Menschen: du selbst, deine T, Freunde, Familie, Feinde, andere Leute in deinem Leben
Strukturen: Bäume, Büsche, Häuser, Brücken, Mauern, Zäune, Flaggen, Steine, Teich
Tiere: Haustier, symbolische Tiere, Einhorn, Drachen
Leben: Münzen, Symbole für Hobbys, Uhr, Glaubenssymbole, Symbole für deine Arbeit, Bett, Messgerät, Essen
Gefühle: Symbole für Gefühle oder Emoji-Steine, wir mögen eine Draht-Spirale um einen Tornado zu imitieren
Nützliche andere Dinge: Behälter, Mülleimer, Schlüssel, Lichtquelle, Waffen, Edelsteine, Stoff, Bücher, Feuer, Fahrzeuge, Krone, Ring, Messer, Totenkopf, Watte, Sack/Last, Spiegel, Spielzeug
Schau mal bei Lego, Playmobil, Miniaturen für Modelleisenbahnen, deinem örtlichen Kunstbedarf oder Dekorationsgeschäft und natürlich in der Natur.
Mehr in: SystemArbeit in der Sandkiste
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