Eine „Sandkiste“ ist besonders interessant, wenn man mit einem System arbeitet. Dinge werden sichtbar, greifbar. Wir benutzen eine „Innere Welt Technik“.
Landkarten
Ein Tablett mit Sand kann euch beim kartographieren helfen. Ihr könntet Figuren oder Symbole für jeden von euch finden und so im Tablett anordnen, dass es eure Beziehungen beschreibt. Das könnte auch Co-Bewusstsein, amnestische Barrieren, Konflikte oder unbekannte Anteile, die ihr nur erahnt, umfassen. Wenn ihr euch für Symbole entscheidet, vielleicht findet ihr dann welche, die auch die Persönlichkeit des Anteils, für den sie stehen, widerspiegeln. Das kann später sehr hilfreich sein. Poly-fragmentierte Systeme müssen möglicherweise Symbole für Gruppen von Anteilen verwenden. Die Technik hat leider ihre Grenzen. 🙁
Ihr könnt auch eine „Karte“ eurer Inneren Welt stellen. Manche haben da ganze Landschaften mit Gebäuden und Wäldern und Seen, Inseln, Höhlen usw. Manchmal können bestimmte Anteile in bestimmten Teilen der Inneren Welt gefunden werden. Das könnte euch Infos geben für eure SystemArbeit. Manche erleben keine solche Landschaften, aber sie werden sich bestimmter innerer Strukturen bewusst, in die Anteile eingebunden sind. Das in einem Tablett zu stellen kann auch wichtige Arbeit sein.
Man kann auch eine „Karte“ von aktuellen Konflikten machen. Ihr könntet Symbole finden, für das Thema und eure Figuren/Symbole jeweils so aufstellen, dass es eure Meinung oder Position dazu wiederspiegelt. Das gesamte Bild zu sehen, kann oft die Verhandlungen unterstützen, weil man besser sieht wo ihr insgesamt steht. Die Szene im Sand könnte euch auch zeigen, wer unter dem Konflikt am meisten leidet, wer vielleicht nicht gehört wird oder um wen sich gerade niemand kümmert. Je größer das System, desto eher vergisst man mal jemanden, besonders wenn die still werden, wenn sie sich nicht wohl fühlen. Wenn eure Symbole Persönlichkeitseigenschaften widerspiegeln, könnte sich auch zeigen, wer verletzlicher ist und wer vielleicht für eine Aufgabe besonders geeignet.
Perspektive
Ihr könntet eine Situation im Tablett darstellen und sie dann aus den verschiedenen Perspektiven betrachten. Ihr könntet auch jeden mal die Situation aus ihrer Perspektive stellen lassen. Manchmal sehen ja Anteile in einem System Sachen sehr unterschiedlich und diese Unterschiede in den Ansichten zu bemerken kann euch helfen euch besser zu verstehen und manchmal auch kognitive Fehler zu finden. Hügel oder Löcher oder Gräben oder Mauern können für jeden sehr anders aussehen.
Es hilft, wenn man von solchen Landkarten Fotos macht, sodass ihr, wenn ihr das selbe Thema noch mal stellt, Fortschritte sehen und Veränderungen prüfen könnt.
Es gibt auch Wege aktiver im Tablett zu arbeiten.
All das sind Beispiele. Bitte werdet auch selber kreativ und drückt euch aus. Macht das zu eurem eigenen Projekt.
Grounding
Ein Tablett könnte in Bereiche unterteilt werden, die für Gegenwart und Vergangenheit stehen. Ihr könnt Anteilen von euch helfen, sich neu zu orientieren, indem ihr sie aus dem Vergangenheitsbereich in den Gegenwartsbereich führt. Sie könnten sich Gegenstände anschauen, die für heute stehen, zuerst im Tablett, und sich dann im Raum umsehen. Wir empfinden das als schonender. Sie spielen sich ihren Weg in die Gegenwart.
Auf die selbe Art könnte man eine Rettungsaktion durchführen. Einige von euch könnten ihre Symbole in eine Szene rein spielen, wo jemand hängen geblieben ist und sich zusammen einen Weg herausspielen, zuerst auf der anderen Seite des Tabletts ankommen, dann im Raum in dem das Tablett steht.
Das scheint irgendwie komplizierter, als das einfach alles Innen zu machen? Es ist auch geerdeter, mit Gegenständen zum anfassen und einer Szene im Außen, umgrenzt von einem Tablett. Die Gefahr, dass es überfordernd wird, ist geringer. Spürbarer, realer, weniger Risiko auf dem Weg verloren zu gehen.
Ressourcen
In einem Tablett zu arbeiten, könnte euch dabei unterstützen einen Sicheren Ort zu gestalten. Manche finden es einfacher, wenn sie etwas sichtbares und spürbares erschaffen. Manchmal kann es schwierig sein etwas drei-dimensionales mit allen Details alleine in Kopf zu entwerfen. Das mit den eigenen Händen zu formen kann das Gefühle erhöhen, dass es etwas Eigenes ist und eure Figur da hin zu bewegen kann am Anfang helfen, wenn ihr das einübt.
Sichere Orte sind vielleicht nicht die einzigen Bereich der Inneren Welt, die ihr gestalten wollt. Vielleicht braucht ihr einen Spielplatz, Orte für Gemeinschaft oder bestimmte Bedürfnisse… das alles könnt ihr auch symbolisch im Tablett darstellen, während ihr es Innen Form annehmen lasst.
Ihr könnt auch eure Inneren Helfer zu eurer Sandkisten-Welt hinzufügen, sowie andere Ressourcen, die euch helfen. Wenn ihr einen Konflikt oder eine schwierige Situation stellt und dann merkt, dass jemand mehr Unterstützung braucht, könnt ihr in eure Sammlung aus Helfern und Ressourcen schauen und aussuchen, was am besten zur Situation passt. Das kann euch daran erinnern zu nutzen, was ihr schon habt.
Innere Team Sitzungen
Ja, ihr könnt die in einem inneren Konferenzraum machen oder innerhalb einer Imagination eurer Wahl. Ihr könnt aber auch ein Tablett verwenden zur Unterstützung. Figuren oder Symbole zu verwenden kann eine visuelle Hilfe sein, vor allem wenn ihr Probleme habt in die Innere Welt „rein“ zu kommen für Teamsitzungen und ihr an sich nur mit den Stimmen im Kopf diskutiert. Ein Tablett könnte anzeigen, wer gerade dran ist mit reden und damit seine Meinung oder Bedürfnisse auszudrücken. Es kann euch helfen die stilleren Zeitgenossen nicht aus den Augen zu verlieren und sie zu bitten auch etwas beizutragen.
Ihr könnt euch während eurer Verhandlungen durch verschiedene Möglichkeiten durchspielen um ein besseres Gespür dafür zu kriegen, ob ihr bestimmte Veränderungen mögt oder nicht, ob das klappen kann oder nicht. Ihr könntet zB eine bestimmte Anzahl Münzen verwenden um zu diskutieren, wie ihr euer Geld verwalten wollt, sie dann zwischen verschiedenen Symbolen für Verwendungszwecke verteilen, bis ihr einen Kompromiss findet, der für alle akzeptabel ist.
Wenn ihr ein Problem mit System-schädigenden Verhalten habt, könnt ihr das auch in einem Tablett analysieren. So könnt ihr etwas Distanz zu Gefühlen herstellen, die da vielleicht involviert sind. Ihr könnt euch die Situation anschauen, die das ausgelöst hat, durch verschiedene Alternativen durchspielen, wie ihr das hättet vermeiden können indem ihr zusammen arbeitet und Ressourcen nutzt. Das könnte euch auch zeigen, wo ihr nicht gut genug verbunden wart um euch gegenseitig zu unterstützen. Spielt das durch, bis ihr einen Plan habt, wie es beim nächsten Mal besser funktioniert.
Ausdruck
Manchmal sind da Innenkinder, die nicht sprechen; vielleicht sind sie zu jung oder vielleicht haben sie den Mut verloren oder dürfen nicht. Sie können sich immer noch in einem Tablett ausdrücken. Lasst sie spielen. Traumatisierte Kinder drücken ihre Erfahrungen oft in Spiel aus. Es gibt ihnen eine Möglichkeit damit umzugehen, im Sand vielleicht eine Lösung zu finden und die Geschichte weiter zu erzählen, sodass sie nicht mit dem Trauma endet. Das ist etwas weniger kontrolliert, mehr auf der Ausdruck/Spiel Seite der Arbeit mit der Sandkiste, aber das kann sehr wertvoll sein. Das sensorische Erleben etwas durch die Hände auszudrücken ist intensiver als Bilder zu malen und ist in sich schon erdend.
Veränderung
Wenn ihr eine Situation im Sand darstellt, dann könntet ihr so tun, als würdet ihr was verändern, das ist nur ein Spiel, und vielleicht könntet ihr die Konsequenzen schon sehen, bevor ihr das im echten Leben ausprobiert. Wenn ihr es nicht mögt, könnt ihr alles wieder rückgängig machen und etwas anderes probieren.
Vielleicht braucht eure Innere Welt Veränderung. Ihr könntet zB eine Lichtquelle ins Tablett stellen und sehen was passiert. Oder alt-eingetretene Pfade im Tablett umleiten und zu einem neuen Ergebnis führen lassen. Veränderung braucht immer Zeit und baby steps, wenn ihr wollt, dass das auch hält (und um Krisen zu vermeiden)
Teilen
Manchmal trägt ein Anteil eine Emotion und andere nicht. Teilen könnte für einen eine Entlastung sein, während es dem anderen mehr Tiefe gibt. Es bringt euch auch näher zusammen. Euer Ziel muss nicht Fusion sein, eng miteinander verbunden zu sein wird euch in jedem Fall helfen. Wenn ihr Sachen teilt, solltet ihr es langsam angehen lassen und nur kleine Mengen teilen. Ihr könntet mit einem Emoji-Stein arbeiten und ihn zwischen den Symbolen für eure Anteile hin und her schieben. Ihr könntet auch eine Wand aus Bausteinen zwischen euch errichten und einen Stein runter nehmen. Ein Teelöffel, eine Prise, ein Tropfen. Das kann dann mit der Zeit mehr werden.
So könnt ihr auch Erinnerungen teilen. Oder es stoppen, dass zu viel geteilt wird. Wenn ihr euch von jemand anderem überflutet fühlt, könnt ihr den Baustein zurück legen, die Mauer wieder herstellen, bis ihr bereit seid mehr aufnehmen zu können. Es geht dabei nicht darum jemanden alleine zu lassen, sondern darum ein gesundes Maß zu finden, was nicht überfordert.
Teilen kann in Experimente mit blending übergehen und das kann im Tablett ausprobiert und ausgedrückt werden. Wenn ihr das wollt, kann euch diese symbolische Arbeit bis zur Fusion begleiten.
Eine Sandkiste kann eine sehr wertvolle Unterstützung für eure SystemArbeit sein. Es ist ein Werkzeug im Werkzeugkasten und ihr werdet auch noch andere brauchen. Während nicht alles im Tablett gelöst werden kann, kann doch fast alles darin ausgedrückt werden. Ich hoffe wirklich dass die Arbeit im Sand in der Zukunft nicht nur den Analytikern überlassen wird und Spiel eine neue Rolle in der Traumatherapie für Erwachsene findet.
[Anmerkung eines Beschützers: Ich fände es am Besten, das mit einem T auszuprobieren. Wirklich.]
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