Trauma und DIS Therapeuten sind sich in der Regel einig, mit einem 3-Phasen Modell zu arbeiten. Es beschreibt eine Reihenfolge, in der man arbeitet um die besten, schnellsten und sichersten Resultate zu erzielen. Damit die Artikel übersichtlich bleiben, werden wir über die 3 Phasen in gesonderten Artikeln berichten.
Die Phasen sind
- Stabilisierung
- Trauma Bearbeitung
- Integration
Hier sind Aufgaben, an denen ihr in der ersten Phase arbeiten solltet
- Überblick über die Probleme gewinnen
- Behandlungsziele formulieren
- Beziehung mit der T aufbauen, die gut genug ist um zusammen zu arbeiten
- alle medizinischen Tests hinter euch bringen (für sorgfältige Diagnostik ist es wichtig Gehirn-Scans und solche Dinge zu machen um sicher zu gehen, dass eure Symptome nicht (auch) körperlichen Ursprung haben
- über die Diagnose, Trauma, Dissoziation, DIS und komorbide Störungen lernen
- einen Notfallplan erstellen
- ein Netzwerk aus Helfern aufbauen
- Krise und Chaos im Leben reduzieren
- Sicherheit (außen und innen) schaffen/ sicherer Ort
- Über das Lernfenster lernen/wahlweise die autonome Leiter
- körperliche Frühwarnzeichen von Hyper/Hypoarousal erkennen lernen
- Skills für Körper und Denken zur Selbstregulation lernen
- Symptome reduzieren (Dissoziation, Depression, Ängste, Substanzmissbrauch, Selbstverletzendes Verhalten, Essstörung, PTBS Symptome etc)
- Containment für traumatische Erinnerungen lernen
- lernen Flashbacks zu stoppen
- verstehen, dass es einen Unterschied zwischen innerer und äußerer Realität gibt
- diskriminieren lernen, Trigger eliminieren
- lernen achtsam und im hier uns jetzt zu sein, Orientierung und Grounding/ Anker
- sichere und positive Erlebnisse im Hier und Jetzt sammeln
- erforschen was euch Freude macht/ Lebensqualität erhöht
- Eure Gaben, Talente und Fähigkeiten kennen lernen /Selbstwert
- lernen Emotionen zu identifizieren
- lernen mit Gefühlen umzugehen (zB Wut, Schuld, Scham, Traurigkeit etc)
- Atemübungen lernen
- Bewusstsein für den Körper verbessern
- Vermeidung abbauen
- Selbstfürsorge verbessern
- lernen gesund und regelmäßig zu essen
- Schlaf verbessern
- eine Balance zwischen Arbeit/Aktivität und Entspannung lernen
- Fähigkeit zur Konzentration und Veränderung des Fokus verbessern
- Funktionieren im Alltag verbessern
- Life Skills erlernen wie Haushaltsführung, Finanzen und Einkaufen, Arztbesuche etc)
- lernen Zeit zu managen (Zeit im Auge behalten, Planen, Organisieren, Prioritäten setzen etc)
- Stabilität und Routine kriegen in Selbstregulation und Alltagsaufgaben
- vorsichtig das Lernfenster erweitern
- Beziehungsfähigkeit verbessern
- lernen Grenzen zu setzen
- Fähigkeit euch für euch selbst einzusetzen verbessern
- Opfermentalität überwinden
- erleben wie Verletzlichkeit in der T-Beziehung sicher sein kann
- lernen aus Erlebnissen hilfreiche Schlüsse zu ziehen
- ….
Bis hier hin sind das alles Aufgaben für die Arbeit mit komplexer PTBS im allgemeinen, sie werden nur noch einmal komplexer, wenn ihr Viele seid, weil ihr das ganze System mit einbeziehen müsst. Ihr solltet diese Dinge zusammen lernen. Es braucht jeden Einzelnen von euch, damit ihr ein stabiles System werdet.
Die folgenden Aufgaben sind spezifisch für DIS und sollten zu jeder Zeit mitschwingen
- annehmen, dass es die „Anderen“ gibt
- die Angst vor dem Kontakt und Umgang mit anderen Anteilen überwinden
- eine innere Landkarte erstellen und euch gegenseitig kennen lernen
- Kommunikation und Kooperation verbessern
- Mitgefühl für euch und andere Anteile entwickeln
- Unkontrollierte Wechsel reduzieren
- Co-Bewusstsein verbessern
- Amnesien reduzieren
- ….
Das ist viel Arbeit, die Jahre braucht. Also fühlt euch bitte nicht schlecht, wenn ihr das nicht schon alles könnt.
Während der Stabilisierung findet keine Trauma-Arbeit statt. Ihr könnt Sachen mit eurer T teilen, wenn sie hoch kommen, aber die wird euch in der Regel helfen das sicher zu „verpacken“ statt das durchzuarbeiten. Ihr könnt nicht das Erlernen von Selbstregulation überspringen und dann erwarten unbeschadet durch eine Trauma-Exposition zu kommen.
Wir möchten auch betonen wie wichtig es ist zu lernen das Leben hier und heute zu genießen. Wahrscheinlich habt ihr damit kaum Erfahrung. Überspringt es nicht, raus zu finden wie das geht. Ihr müsst euch ein Leben mit so vielen positiven Elementen wie möglich gestalten, damit ihr ein Gegengewicht habt zu all dem Schlimmen aus der Vergangenheit. Wir können es nicht empfehlen Trauma-Arbeit zu beginnen, bevor ihr nicht andere, bessere, Erlebnisse gesammelt habt, die euch an das Gute am Leben erinnern. Es ist nicht alles Trauma!
Das meiste worüber wir hier auf dem Blog schreiben gehört zu Phase 1 und kann auch ohne T gelernt werden, wenn ihr keinen findet oder finanzieren könnt. Das ist harte Arbeit, aber wenn es sein muss, könnt ihr es schaffen!
In Phase 2 braucht ihr aber wirklich einen T, um euch nicht in Gefahr zu bringen.
Wir hoffen sehr, dass wir euch ermutigen können mit Stabilisierung besonders gründlich zu sein. Das ist das Fundament, auf das ihr aufbaut. Ein gutes Fundament macht alle spätere Arbeit einfacher.
(Die Liste oben ist eine adaptierte Version der in „Die Behandlung traumabasierter Dissoziation“ Steele, Boon, van der Hardt, veröffentlichten. Ts sollten das ganze Buch lesen. Für Patienten lohnt sich das nicht wirklich)
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