Dissoziative Systeme wissen oft intuitiv, wer ihnen weiter helfen kann. Wir sind bereit mit Therapeuten zu arbeiten, die bestimmte Charaktereigenschaften aufweisen, selbst wenn sie (noch) keine Spezialisten sind. Wir haben uns für euch die letzten 10 Therapeuten angeschaut, mit denen wir gearbeitet haben und sie verglichen. Hier sind unsere Ergebnisse (in keiner bestimmten Reihenfolge und ohne Anspruch auf Vollständigkeit)
Leichte Neugier:
Ein angstfreies und offenes Interesse an eurem System kann eure Therapie vorantreiben und euch helfen, die Phobie vor dem inneren Erleben zu überwinden. Eine Therapeutin, die es vermeidet, über Anteile zu reden, schränkt euch ein. Therapeuten die eine tiefe Faszination für DIS und Switches aufweisen, werden unbewusst Dissoziation fördern, um ihre Faszination zu befriedigen. Das ist missbräuchlich.
Mitgefühl:
Mitgefühl hilft euch, euch innerlich verbunden zu fühlen und Verbundenheit wirkt Dissoziation entgegen. Eine gute DIS-Therapeutin kann Mitgefühl für alle von euch empfinden, selbst für diejenigen, die sich zerstörerisch verhalten. Sie kann euch beibringen im System füreinander Mitgefühl zu zeigen.
Flexibilität:
eine DIS-Therapeutin muss sich schnell an Wechsel anpassen können. Sie sollte fähig sein eure verschiedenen Perspektiven einzunehmen, ohne dabei parteiisch zu sein. Eine Therapeutin, die einen Täter-imitierenden Anteil von sich überzeugen kann, ist Gold wert. Manchmal erscheint einem das Ausmaß von Flexibilität, was sehr erfahrene DIS Therapeuten zeigen, etwas … verrückt.
Gutes Gedächtnis:
Mit einem System arbeiten ähnelt einem Schachspiel im Kopf. Es hilft, wenn die Therapeutin sich erinnern kann, wer wer ist, womit jeder so kämpft und wie man innen zueinander steht usw. Das ist eine Menge. Ihr könnt nicht erwarten, dass eine Therapeutin sich das alles merken kann. Aber ein gutes Gedächtnis hilft mit Sicherheit.
Kreativität:
Um neuen Umgang mit Situationen zu finden oder sich Kompromisse fürs System auszudenken, braucht es Kreativität. Wir haben eine heimliche Vorliebe für das gemeinsames Brainstormen mit Therapeuten. Ihre Kreativität beruht oft auf besseren Informationen, als wir sie haben und inspiriert uns. Eine auffällig große Anzahl von guten Therapeuten sind in ihrer Freizeit kreativ am wirken: Kunst, Musik, Schreiben usw.
Fähigkeiten zur Selbstregulation:
Eine Therapeutin sollte gut geerdet und nicht leicht zu erschüttern sein. Wenn sie es dann ist (nicht falls, DIS erschüttert!) nimmt sie sich Zeit sich zu regulieren, bevor sie weiter macht/reagiert. Die Gegenwart von jemandem mit einem regulierten Körper, hilft dir, Dissoziation vorzubeugen. Es kommuniziert Sicherheit und Stabilität und dein Körper reagiert, indem er ruhig und geerdet bleibt. Therapeuten, die leicht dissoziieren, sind nicht zu empfehlen. Manchmal ist da eine starke dissoziative „Energie“ in der Luft und uns sind schon Therapeuten weg dissoziiert. Wenn die Selbstregulationsfähigkeiten fehlen, wird die Arbeit ihnen langfristig schaden. Vielleicht zeigen sie sogar irgendwann Anzeichen von PTBS.
In Kontakt mit ihrer jungen Seite:
eine Therapeutin braucht keine Innenkinder zu haben, um im Kontakt zu sein mit einem „inneren Kind“, einer verspielten Seite, argloser Neugier und der Fähigkeit sich auf Fantasien einzulassen. Gesunde Menschen unterdrücken das nicht. DIS Therapeuten können wunderbare Wege finden, um mit ihren Patientinnen Kontakt aufzubauen, wenn sie auf diesen Teil von sich zugreifen können. Wir haben noch nie eine Therapeutin getroffen, die vollständig ernsthaft Erwachsen war, nur Logik und Analyse, und uns mit unserer SystemArbeit weiter helfen konnte.
Humor:
Dissoziation bringt Merkwürdigkeiten mit sich. Es hilft, wenn eine Therapeutin das entspannt sehen kann und Humor nutzt, wo das angebracht ist. Konfrontationen, die mit Humor verbunden sind, sind oft einfacher anzunehmen. Natürlich muss das zu jede Zeit auf Respekt beruhen und sollte mit der Patientin geteilt werden. Humor verhindert Bitterkeit.
Grenzen:
Eine DIS Therapeutin sollte ihre Grenzen gut kennen, sie auf eine einladende Art kommunizieren und sie klar, geduldig und ohne Ärger durchsetzen können und die wenigen Momente erkennen, wo es wichtig ist, eine Ausnahme zu machen.
Mut:
Die Herausforderung „DIS“ anzunehmen, braucht Mut. Sich mit der Art von Trauma auseinander zu setzen, die DIS verursacht, braucht Mut. Der Umgang mit machen Anteilen braucht Mut. Und manche Therapeuten sehen sich plötzlich mit Organisiertem Verbrechen und Morddrohungen konfrontiert. Sie sollten besser Mut mitbringen. Mut ist etwas anderes, als keine Angst zu haben. Das wäre unnatürlich. Aber Angst sollte nicht die treibende Kraft sein.
Intelligenz:
Es hilft, wenn Therapeuten mit komplexen Situationen mithalten und schnell denken können, Verbindungen oder widersprüchliche Ideen erkennen usw. Sie sollten immer fähig sein zu unterschieden, was innere Realität und Trance-Logik ist und was äußere Realität. Manchmal müssen Therapeuten sich auch weigern etwas zu verstehen, um der Patientin aus Dissoziation oder wenig hilfreichem Denken herauszuhelfen. Es braucht einen wachen Verstand, um da schnell zu schalten.
Beziehungen reparieren:
Fehler passieren, Vertrauen wird beschädigt werden. Wenn eine Therapeutin schnell Fehler zugibt und um Entschuldigung bittet, ist das ein gutes Zeichen. Wir haben Therapeuten gesehen, die sich für Sachen entschuldigt haben, die sehr wahrscheinlich gar nicht ihre Schuld waren, aber in der Situation war es notwendig, um die Beziehung zu schützen. Eine Therapeutin, die mehr an richtig und falsch interessiert ist, als an der Qualität von Verbindung, wird Schaden anrichten.
Offenheit:
die Therapeutin wird Dinge sehen und hören, die herausfordern. Manches steht im Konflikt mit der Wissenschaft. Eine Therapeutin sollte dafür offen sein. Und sie sollte offen sein, Neues zu lernen. Die besten DIS Therapeuten lernen ständig von ihren Patientinnen. Sie wissen, dass DIS nicht in ihre Schubladen rein passt. Besonders bei neuen Therapeuten ist die Bereitschaft zu lernen eine Schlüsseleigenschaft für Erfolg.
Authentizität:
Das gilt eigentlich für alle Therapeuten, aber noch einmal speziell für solche, die DIS behandeln. Wir als Patienten testen unsere Therapeuten erbarmungslos. Wir erwarten, dass sie jeden Moment ihr „wahres“ Gesicht zeigen. Es gibt kaum einen anderen Weg das bisschen Vertrauen, was wir zur Verfügung haben, zu gewinnen, als ganz man selbst zu sein.
Hilflosigkeit aushalten können:
Wenn eine Therapeutin ihre eigenen Gefühle von Hilflosigkeit nicht ertragen kann, wird sie entweder versuchen euch eure Probleme auszureden, zB indem die Schwere oder die Folgen geschmälert werden, oder sie wird blind die Werkzeuge einsetzen, die sie gelernt hat, ob diese zum Problem passen oder nicht. Das kann verletzend bis missbräuchlich werden. Eine Therapeutin, die in der Hilflosigkeit bei euch bleiben und sie teilen kann, ohne sie „weg machen“ zu müssen, könnte zu einer echten Unterstützung werden.
All das basiert auf unserer gesammelten Erfahrung. Wir hoffen, es hilft euch, wenn ihr gerade auf der Suche nach einer Therapeutin seid.
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