Skill-Listen können hilfreich und inspirierend sein, aber man muss ein bisschen mit ihnen arbeiten um sie zu einem Werkzeug zu formen, was sich dann einfach benutzen lässt. Dieser Post soll dir dabei helfen deine Skills so zu organisieren, dass sie bereit sind, wenn du sie brauchst.
Wenn es um Skills geht, möchte ich biblischen Rat weiter geben: “Prüft alles, und das Gute behaltet”
Skills wirken bei allen Menschen etwas unterschiedlich. Oft unterscheidet sich sogar die Wirkung bei einer Person, je nach Situation. Deshalb ist es hilfreich eine große Bandbreite an Skills zur Verfügung zu haben. Stelle deine eigene, individuell abgestimmte Skill-Liste her.
Vorsortieren
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Kenne ich diesen Skill/ weiß ich was damit gemeint ist?
Wenn du ihn nicht verstehst, finde das später heraus, aber schreibe das nicht gleich auf deine individuelle Skill-Liste.
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Ist der Skill verfügbar/ kann ich ihn verfügbar machen?
Du kannst “schwimmen” nicht als Skill benutzen, wenn nirgendwo Wasser ist. Wenn ein Skill nicht verfügbar ist, schreib ihn nicht auf deine Liste. Wenn du ihn verfügbar machen kannst, zum Beispiel indem du einen Gegenstand kaufst, kaufe ihn zuerst ein, teste ihn und nehme ihn dann in die Liste mit auf.
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Löst der Skill negative Erinnerungen oder Gefühle aus (Trigger)?
Wenn der Skill triggert, verwende ihn nicht! Kommuniziere das auch mit Ts oder Klinikpersonal, damit die das auch nicht bei dir verwenden. (Uns triggern Igelbälle und die sind praktisch Standard in Kliniken)
Prüfen und Bewerten
Nachdem die Skills grob aussortiert sind ist es Zeit die übrig gebliebenen zu prüfen und zu bewerten.
Unterteile deine Skills in farblich kodierte Gruppen, so wie wir das hier auf dem Blog machen. Wir benutzen gelb für “gestresst”, rot für hohe Anspannunng und Gefahr von Selbstverletzung und blau für Dissoziation.
[Anmerkung: die Farben, die wir für Skills angeben, entsprechen unserer Erfahrung. Für manche funktionieren Skills die wir als “gelb” markiert haben bis in den roten Bereich hinein, andere Skills, die wir für blau markiert haben helfen bei dir vielleicht höchstens im gelben Bereich. Deswegen musst du das unbedingt selbst austesten!!]
Um dieWirksamkeit der Skills zu bewerten, kannst du eine Skala von 1 bis 5 verwenden (1 bedeutete “wirkt kaum”, 5 bedeutet “wirkt hervorragend”), alles im Hinblick auf die farbliche Gruppe zu der dein Skill gehört.
Ziel ist es jeweils die besten Skills für den blauen, roten und gelben Bereich für dich persönlich heraus zu finden. Schreib dir eine Liste für jede farbliche Gruppe, beginnend mit dem Skill, der am besten funktioniert.
Skills-Ketten
Wenn das geschafft ist, kannst du anfangen Ketten aus deinen Skills zusammen zu setzen. Das soll eine Schritt-für-Schritt Anleitung für dich werden, was zu tun ist, wenn du außerhalb deines Lernfensters bist.
Schreibe als erstes ein oder zwei Skills auf, die sehr gut im roten/blauen Bereich wirken. Dann füge einige Skills für den gelben Bereich hinzu (nutze hier Möglichkeiten sowohl für Selbst-Regulation als auch für beziehungsbasierte Regulation). Ziel ist es dich langsam runter zu holen auf eine 4 oder 5 auf der Skala, sicher innerhalb deines Lernfensters.
Skills in einer Kette aneinander zu reihen hilft dir dort hin zu kommen. Die extremen Skills helfen dir zwar Dissoziation zu unterbrechen, aber du wirst danach noch etwas anderes brauchen um dich zu beruhigen. Schreibe dir mindestens eine solche Skill-Kette auf und trage die Liste bei dir. Am besten, du lernst sie auswendig, sodass du sie noch aufsagen kannst, wenn dich mitten in der Nacht jemand weckt. Wenn dann ein Notfall passiert, kannst du einfach den Anweisungen folgen.
Stelle sicher, dass alle Skills, die du für deine Kette brauchst, auch zur Verfügung stehen. Wir tragen unsere wichtigsten Skills immer bei uns. Das nennt sich dann “Skillkoffer”, mehr dazu: Kofferpacken
Auswerten und neu bewerten
Wenn du etwas Erfahrung mit Skills gesammelt hast, schau dir deine Listen noch einmal an und prüfe noch einmal, welche davon du am meisten verwendest, ob die Skills-Ketten so gut funktioniert haben und ob du vielleicht etwas austauschen möchtest. Höre niemals auf neue Skills dazu zu lernen. Höre niemals auf ,das zu überprüfen und auszuwerten, was du hast. Menschen ändern sich, Situationen ändern sich, du kannst es dir nicht leisten hier in deinen Bemühungen nachzulassen.
Ein Tipp, wenn ihr Viele seid:
Es kann helfen getrennte Listen/Skill-Ketten für verschiedene Anteile zu haben. Manche reagieren einfach anders als andere und zu wissen was jedem individuell am besten hilft sorgt für bessere Resultate. Ich weiß, dass das extra viel Arbeit ist, aber wenn ihr das macht habt ihr nicht nur viel bessere Werkzeuge um mich euch zu arbeiten, die Kommunikation und Zusammenarbeit, die für das Entwerfen solcher Listen gebraucht wird, ist an sich schon Therapie und hilft euch, euch besser kennen zu lernen und euch zu unterstützen. Solche Listen schreiben ist schon ein Stückchen Heilung.
Skillslisten findest du hier:
Skills für den roten/blauen Bereich:
Skills für den gelben Bereich:
Zwischenmenschliche Regulation
Hier noch einmal die Skala zum nachschauen:
Und hier gibt es noch eine Einordnung von DBT in der Traumatherapie
Christian says
Hi, ich hab eure Seite auf Empfehlung einer Kollegin bekommen und bin sehr begeistert. Ich arbeite als Therapeut immer wieder mit Skills mit meinen Patienten und finde eure Darstellung super aufbereitet und zugänglich. Danke!