Chronische Scham ist eine Begleiterscheinung vom Trauma und (zusammen mit Hilflosigkeit) scheint sie das zerstörerischste Gefühl zu sein, was wir erleben. Wir haben keine 5 Schritte um Scham zu beenden. Wir können nur hier und da ein paar Einsichten teilen. Das wird nicht ausreichen. Wir haben selbst noch keinen Weg aus der Scham gefunden. Manche Ts glauben, es gibt keinen. Wir können nur versuchen sie zu reduzieren und dann lernen mit einem gewissen Maß an Scham zu leben, sodass sie nicht unser Leben regiert. Vielleicht ist das Beste, was wir tun können, einen Umgang zu finden, der nicht völlig zerstörerisch ist.
Jeder möchte das Gefühl chronischer Scham vermeiden. Es frisst einen auf und lässt einen mit nichts zurück, als zerbrochenen Gefühlen über sich selbst. Schlechter Selbstwert, Selbstekel, Verzweiflung. Keine Strafe der Welt wäre genug um auszugleichen, wie schlimm man über sich denkt. Manchmal reicht am Leben zu sein und Platz einzunehmen schon als Grund, beschämt zu sein. Es ist das natürlichste auf der Welt nach Wegen zu suchen, das erträglicher zu machen.
Der “Schamkompass” oder auch “Kompass der Scham” beschreibt 4 maladaptive Richtungen, die unsere Versuche mit Scham umzugehen, nehmen können.
Sich selbst angreifen, andere angreifen, sich selbst vermeiden, andere vermeiden.
Sich selbst angreifen
Das bedeutet, du nimmst alle negativen Gedanken, die mit der Scham kommen einfach an, ohne ihre Berechtigung zu überprüfen. In jeder sich bietenden Situation findest du etwas negatives über dich selbst, das bestätigt, was du ohnehin schon glaubst zB dass du dumm bist, wertlos usw Du befindest dich in einem Kreislauf von schlechtem Selbstwert, negativen Gefühlen, negativen Gedanken, ohne jemals zu merken, dass du da gerade Scham spürst. Du “weißt” einfach, dass du ein schlechter Mensch bist und dein ganzes Leben scheint das zu beweisen.
Das bewirkt sehr schlechten Selbstwert und eine Opfermentalität. Du wirst ständig das Gefühl haben missverstanden zu sein, wenn andere versuchen dir deine Überzeugungen auszureden.
Andere angreifen
Hier spürst du in der Regel überhaupt keine Scham. Aber du wirst dich dabei beobachten, wie du Dinge tust oder sagst um andere zu verletzen oder zu beschämen, wie du über die Maßen kritisch bist oder sogar Zornausbrüche hast. Manchmal ist das Ziel deiner Angriffe, wen auch immer du als Quelle deiner Scham wahrnimmst. Andere klein zu machen hilft dir, dich besser, sogar sicherer, zu fühlen in ihrer Gegenwart. Du spürst Wut, Verachtung und Feindseligkeit, aber keine Scham. Die hast du mit Vorwürfen sehr gut zugedeckt.
Das wird eine andauernde Quelle von Konflikten in Beziehungen sein, die sich durch Streit und Gespräche nicht lösen lassen.
Sich selbst vermeiden
Vielleicht schaffst du es Scham außerhalb deiner Wahrnehmung zu halten. Du spürst sie einfach nicht. Das kann an Verleugnung liegen oder vielleicht lenkst du dich selbst davon ab Scham zu erleben, indem du deine innere Erlebniswelt vermeidest, und alles was das Thema Scham hoch bringen könnte. Du machst einen Scherz und wechselst das Gesprächsthema. Das ist keine bewusste Entscheidung. Aber wenn du nicht verstehst, warum ich überhaupt über Scham als ein Problemthema schreibe, dann gehst du wahrscheinlich in diese Richtung.
Das kann dich oberflächlich oder sogar arrogant erscheinen lassen und macht es schwer tiefe und bedeutungsvolle Beziehungen zu haben.
Andere vermeiden
Wie bei “sich selbst angreifen” nimmst du auch hier alle Gedanken und Gefühle von Scham an, ohne sie zu hinterfragen. Aber um weitere beschämende Erfahrungen zu vermeiden, isolierst du dich von anderen Menschen. Auf diese Art vermeidest du beschämende Situationen genauso wie die Gefahr, dass “jemand herausfindet”, dass du eigentlich wertlos bist. Du versteckst dich, damit andere es nicht sehen. Auch hier bist du dir der Scham vielleicht nicht bewusst, du fühlst dich vielleicht einfach unwohl unter Leuten oder bist dir aller deiner kleinen Fehler übertrieben bewusst. Deine Sozialphobie könnte auf Scham beruhen.
Das führt dich in Isolation und verhindert, dass du Glück in Beziehungen erlebst.
Wie immer, wenn ihr Viele seid, gibt es extra viel Arbeit:
Verschiedene Anteile können verschiedene Richtungen wählen um chronische Scham zu vermeiden. Klassisch wären wohl Innenkinder, die sich selbst angreifen, Beschützer, die andere angreifen, hoch-funktionale Anteile die das eigene Erleben vermeiden und Gastgeber, die andere Menschen vermeiden. Aber euer System wird da individuelle Wege haben um das Gefühl von Scham zu vermeiden.
Reflektiere darüber und finde heraus, was du tust. Das kann auch eine Mischung aus mehreren Richtungen sein. Zu wissen, was deine Art ist, damit umzugehen ist noch keine Lösung für sich, aber es ist der erste Schritt. Ein neues Bewusstsein für dein typisches Verhalten kann dir Anhaltspunkte geben, wann in einer Situation vielleicht Scham verborgen ist. Allein schon das, ein Gewahrwerden, dass an deinem Wutanfall vielleicht mehr dran ist, als dass die andere Person ein Vollidiot ist, kann für dich die Tür öffnen um einen besseren Umgang mit dir und deiner Scham zu finden.
Mehr um Chronische Scham zu verstehen
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