Arztbesuche gehören zu Selbstfürsorge. Sie können dein Leben retten. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen helfen ein Problem zu erkennen, bevor es so groß wird, dass es ernst ist. Man spart Geld, aber sie beschützen auch vor wirklich schweren Behandlungen und sogar davor zu sterben.
Für viele Traumatisierte sind Arztbesuche schwierig und machen Angst. Ich habe beschlossen nicht ins Detail zu gehen warum. Ihr kennt das. Ihr seid damit nicht alleine. Viele andere teilen eure Ängste.
Um deiner Gesundheit willen, wäre es aber gut, die Vermeidung abzubauen und sich der Situation zu stellen. Ich werde dir zeigen, wie man das erfolgreich macht.
Finde einen Arzt, der passt
Um zu einem Arzt (oder Zahnarzt) zu gehen, musst du erst einen finden. Frag dich, ob dir ein Mann oder eine Frau lieber wäre. Mache einen Termin für ein Gespräch, keine Untersuchung, um sie kennen zu lernen. Erkläre dein Problem und deine Ängste. Schau ob sie offen sind, sich das anzuhören. Wenn irgendetwas am Arzt oder der Praxis dich stört, such weiter.
Du kannst Freunde oder sichere Familienmitglieder nach ihrem Arzt fragen. Mach das bevor du einen Notfall hast. Es ist immer besser, dann jemanden zu haben, den man schon kennt.
Bereite dich auf den Termin vor
Es hilft nicht, den Gedanken daran so lange zu vermeiden, bis er anfängt. Vorbereitung ist alles. So kannst du dich sicherer fühlen und für dich sorgen.
Identifiziere deine aktuellen Ängste. Wovor fürchtest du dich? Was glaubst du wird passieren? Was wäre das Schlimmste, was passieren kann?
Erde dich ganz im Hier und Jetzt und prüfe diese Ängste und Gedanken. Glaubst du, ganz rational, dass es sicher ist?
Wenn du Dinge identifiziert hast, die dich an vergangene, traumatische Situationen erinnern, kannst du eine Runde „gleich, aber anders“ spielen.
Dafür schreibst du alle Ähnlichkeiten in den Situationen auf. Dann machst du eine Liste mit allen Unterschieden. Geh dann zurück zu den Ähnlichkeiten und finde Unterschiede in den Details. Mach das, bis du dir ganz sicher bist, dass es wirklich völlig unterschiedliche Situationen sind.
Frag dich, ob es hilfreich wäre, wenn jemand dich zu dem Termin begleitet. Frag die Person rechtzeitig, damit sie das einplanen kann. Frag auch den Arzt, ob du jemanden zur Unterstützung mitbringen kannst.
Kleidung ist wichtig. Achte darauf etwas anzuziehen, was dir Sicherheit gibt. Manche fühlen sich beim Zahnarzt besser, wenn sie dicke Hosen tragen. Für manche ist es hilfreich, zum Frauenarzt einen langem Rock zu tragen. Den kann man einfach hochheben, statt sich ausziehen zu müssen. Es ist keine Zeitverschwendung dir über deine Kleidung an dem Tag Gedanken zu machen! Je nach Behandlung kannst du vielleicht auch Teile des Körpers mit einer Decke zudecken.
Ärzte ziehen kleine Veränderungen, die nicht bei der Arbeit stören, Patienten vor, die in ihrer Praxis in eine Krise rutschen!!
Überprüfe deinen Skill-Koffer
Schau dir noch mal deine Skills und Skillketten an. Stelle sicher, dass du alles hast, was du brauchst. Ist das eine Skillkette, die du zur Not in der Praxis machen kannst? Geh alles noch mal Schritt für Schritt durch. Packe deine Skills so ein, dass du sie leicht erreichen kannst.
Wenn du nicht weißt, wie eine Skillkette funktioniert, kannst du hier nachlesen Richtig mit Skills-Listen arbeiten
Übe den sicheren Ort
Vielleicht hast du ihn nicht so regelmäßig benutzt. Dann solltest du ein paar mal üben um die innere Struktur aufzufrischen. Es ist nie verschwendete Zeit zu wissen, dass du dort hingehen kannst um dich zu beruhigen.
Wie man einen sichere Ort baut Der Sichere Ort Teil 1 (Imagination)
Schau dir alle deine Ressourcen an. Gibt es da etwas, was du gebrauchen kannst? Manchmal kann man beruhigende Musik abspielen. Weißt du noch, wie man bei Panik richtig atmet? Würde ein ätherisches Öl helfen? Was hast du sonst noch um dich zu beruhigen und im Hier und Jetzt zu erden?
Dein Termin
Unterschätze nicht Probleme, die im Wartezimmer auftauchen können.
Warten bedeutet viel Zeit sich Sachen vorzustellen. Lass deiner Vorstellungskraft keinen freien Lauf. Benutze statt dessen Achtsamkeit. Konzentriere dich auf deine Sinne. Schau dir Sachen im Wartezimmer an. Beobachte. Lausche. Halte deine Augen in Bewegung.
Hier findest du Ideen, wie du dein Denken beschäftigt halten kannst Einige Skills für Hyper/Hypoarousal (rot/blau): Denken
In Wartezimmern sind andere Menschen. Es besteht immer die Möglichkeit, dass die an etwas erinnern. Vergiss nicht, wie man „gleich, aber anders“ spielt. Das kann man auch mit Personen und Aussehen machen.
Du kannst auch immer etwas zu lesen mitbringen, auf deinem Handy spielen oder über Kopfhörer Musik hören.
Bevor die Untersuchung/Behandlung beginnt
Sprich mit deinem Arzt/Zahnarzt. Erkläre
- besondere Bedürfnisse oder Wünsche
- was sie vermeiden sollten
- ein Zeichen zum Abbruch/Pause machen
- ob du willst, dass sie reden oder nicht
- …
Lass dir bevor es anfängt Schritt für Schritt erklären, was gemacht wird. Auf diese Art kannst du den Schritten im Kopf folgen und einen inneren Zeitstrahl entwerfen. Das hilft dir zu sehen, dass das alles auch ein Ende haben wird.
Manche hören gerne die Stimme des Arztes (um sich dran zu erinnern, wer diese Person ist und um orientiert zu bleiben) und lassen sie erklären was sie tun, während sie es tun, so dass man immer die Kontrolle hat. Andere mögen es lieber ruhig, um sich auf ihre Grounding Techniken zu konzentrieren.
Wenn du Angst vor einem bestimmten Instrument oder Gerät hast, bitte darum es vorher anschauen und vielleicht sogar anfassen zu dürfen, damit du prüfen kannst, dass es sicher ist.
Mach dir zu jeder Zeit klar, dass du Wahlmöglichkeiten hat. Du kannst Dinge immer für dich verändern. Vielleicht eine leicht andere Position einnehmen. Oder Fragen stellen. Prüfe ob du Kleinigkeiten findest, die dein Gefühl von Sicherheit erhöhen. Unsere Zahnärztin hat einen Fernseher an der Decke und lässt und das Programm wählen (Quizshows sind am besten!) Du bist nicht hilflos ausgeliefert. Selbst diese Situation ist voll kleiner Wahlmöglichkeiten. Und damit voller Kontrollmöglichkeiten für dich.
Wenn ihr Viele seid, würde ich euch vorschlagen, über einen Notfall Drill für das System nachzudenken.
Wie der Feueralarm früher in der Schule.
Im Notfall hilft es, wenn man eingeübt hat, wer wo sein sollte, sodass ihr nicht am Ende ein Innenkind draußen habt, was versuchen muss, eine möglicherweise schmerzhafte Situation zu managen.
Diskutiert und ernennt jemanden, der vorne sein wird. Oft ist das nicht die gewohnte Frontperson, sondern jemand, der gut darin ist, Krisen zu managen. Versucht einen Erwachsenen zu finden oder so erwachsen wie möglich.
Übt mit den Innenkindern auf Zuruf in ihren Sicheren Orten zu verschwinden. Erklärt, dass ihr für einen Notfall übt, wo es wichtig sein kann, schnell und zuverlässig das Feld zu räumen.
Mehr Der Sichere Ort Teil 2 (SystemArbeit)
Ernennt einen Helfer, der bei den Innenkindern bleibt und sie beschäftigt und ablenkt, sodass sie nicht mitten bei irgendetwas raus kommen. Wenn Kinder sehr neugierig sind auf die medizinische Behandlung, lasst den Helfer das Innen erklären, aber lasst sie nicht zuschauen.
Viele Wartezimmer haben Kinderecken mit Spielzeug. Vermeidet in die Nähe zu gehen oder hinzuschauen. Vermeidet alles, was die Aufmerksamkeit von Innenkindern erwecken und sie raus locken könnte.
Wenn möglich, ernennt einen Berater für den Anteil, der vorne ist. Es hilft einen inneren Coach zu haben. Unterstützt euch, wo ihr das braucht.
Übt regelmäßig eure Positionen einzunehmen. Genau wie beim Feueralarm. Macht das immer wieder mal, wenn ihr euch sicher fühlt. So sind Innenkinder weniger ängstlich, wenn eine ernste Situation auftaucht.
Ihr könnt das für alle möglichen Notfälle gut gebrauchen, nicht nur für Arzttermine.
Wenn eine Vorsorgeuntersuchung noch außerhalb eures Lernfensters liegt, arbeitet weiter an Grounding im Hier und Jetzt und Beruhigungstechniken, bevor ihr es noch mal probiert. Denn In Mordor leben keine Einhörner
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