Wenn man mit PTBS (und besonders Dissoziation bis hin zu DIS) lebt, bedeutet das einen ständigen Kampf zwischen dem „Jetzt und Hier“ und dem „dort und damals“.
Erinnerungen sind anders abgespeichert und ein Auslöser kann dich Sachen wiedererleben lassen, so als wären sie jetzt. Füge dann noch Dissoziation hinzu und Anteile, die in Traumazeit feststecken und heraus kommt eine Menge Verwirrung.
Wir sind einmal morgens aufgestanden, haben uns fertig gemacht für die Schule und erst als wir die erreicht haben, ist uns aufgefallen, dass wir vor 10 Jahren unseren Abschluss gemacht haben. Wir haben nicht bemerkt, dass wir uns in einem ganz anderen Zuhause fertig gemacht haben und einen völlig anderen Weg zur Schule genommen haben.
Ich möchte, dass du weißt, dass so was passieren kann. Es ist erst mal beängstigend so den Bezug zur Realität zu verlieren, aber bei schweren Dissoziationen ist das „Situation normal“.
Und es gibt Dinge, die man dagegen tun kann.
Ziel ist es zu jeder Zeit präsent im Hier und Jetzt zu sein.
Wir benutzen dafür Anker. Das sind Gegenstände, die uns daran erinnern wo und wann wir sind. Wenn wir sie sehen, berühren, riechen, hören, schmecken, wissen wir Bescheid.
Wie du zu Hause Anker findest
Nimm dir einen Raum nach dem anderen vor. Schau dich um, versuche zu hören und zu riechen, benutze alle deine Sinne, vielleicht berührst du auch Oberflächen.
Finde 3 Dinge die
- jetzt sind. Dinge, die du nicht hattest, als du jünger warst oder während Traumazeit
- hier sind. Dinge, die zu deinem aktuellen Zuhause gehören und die du nirgendwo sonst hattest, besonders nicht in deinem Zuhause während Traumazeit.
- „du“ sind: Dinge, die dich an dein jetziges Alter erinnern und wer du ( System eingeschlossen) heute bist
- Sicherheit kommunizieren. Ein idealer Anker erdet dich und hilft zu beruhigend, indem er bestätigt, dass du jetzt wirklich sicher bist.
Wenn du keinen solchen Gegenstand findest, kannst du einen kaufen, den du speziell als Anker aussuchst oder du machst ihn selbst.
Stelle sicher, dass es etwas ist, was Teile von dir, die verwirrt sind und in Traumazeit zurück fallen, erkennen und mögen. Sie brauchen den Anker am nötigsten, also sollte er auch zu ihnen passen.
Wir haben ein Innenkind, was beim aufwachen oft verwirrt ist, wo und wann sie ist. Wir haben eine Zeichnung aufgehängt, wo sie sie gleich sehen kann, wenn sie aufwacht. Sie zeigt einen unserer Beschützer beim Kampfsport (etwas, was wir angefangen haben, seit wir hier wohnen, nicht lange her) und dient als Erinnerung, dass wir heute beschützt sind. Das hat die morgendliche Verwirrung beendet. Keine Ausflüge zur Schule mehr.
Während du nach Ankern suchst, findest du vielleicht Dinge bei dir, die eng mit Traumazeit verbunden sind. Vielleicht triggern sie sogar Erinnerungen und das war dir nicht bewusst. Wenn du sie nicht loslassen möchtest, dann tu sie vielleicht irgendwo hin, wo du sie nicht ständig siehst.
Wenn es einen Raum gibt, der verwirrender ist oder du weißt, dass du dort angestrengter bist und leichter dissoziierst, solltest du dort besonders gute Anker haben um dich präsent zu halten.
Schlafzimmer
Es hilft einen Anker in Bettnähe zu haben. Wenn du aus einem Albtraum aufwachst, kann dich das schneller im Hier und Jetzt erden.
Badezimmer
Für viele Überlebende ist das der schwierigste Ort in ihrer Wohnung. Mach es zu einem Ort voller Anker. Werde kreativ. Benutze Aufkleber, Farben, Deko, besonderes Design… Mache diesen Ort zu eindeutig heute. Nimm alle Sinne mit rein. Wir haben einige ungewöhnliche ätherische Öle gemischt für einen Duft, der neu ist und den wir noch nirgendwo anders gerochen haben. Überlege dir, wie du alles in deinem Bad neu gestalten kannst. Du kannst nicht genug Gedankenstützen haben.
Tragbare Anker
Hoffentlich verlässt du das Haus wenigstens ab und zu. Du musst nicht ohne Anker gehen!
Finde kleine Gegenstände, die du mitnehmen kannst. Ich habe Menschen gesehen, die dafür schöne Steine verwenden, Armbändchen, ein kleines Spielzeug, was du willst. Pack das in deinen Skillkoffer, wenn du das Haus verlässt. Wenn du merkst, dass du fransig wirst im Kopf, kannst du das berühren und dich erden. Du kannst Geschmack verwenden (Bonbons), ein bestimmtes Parfum oder einen Geruch, eine Melodie auf deinem Handy oder eine bestimmte Oberfläche, die du anfassen kannst.
Wir haben eine Brosche mit einer Lederblume darauf an der Tasche, die wir überall hin mitnehmen. Die können wir anschauen, das Leder und die Perlen darauf berühren und sogar dran riechen falls nötig.
Je mehr Sinne du mit rein nimmst, desto besser verankert dich das in der Gegenwart.
Wenn du Anker gefunden hast, hilft es mit ihnen zu üben. Du kannst eine Gewohnheit darauf machen jedes mal, wenn du einen Raum betrittst, deine Anker zu bemerken und ihnen kurz deine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Es funktioniert am besten, wenn es eine Gewohnheit geworden ist, sodass du jedes mal, wenn du den Raum wechselst, gleich wieder geerdet bist.
Je mehr du im Hier und Jetzt lebst, desto glücklicher wirst du sein.
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