Trauma verändert das Gehirn. Es wird so umstrukturiert, dass es größere Aufmerksamkeit darauf legt Gefahr, Schmerz und mögliche Bedrohungen zu erkennen. Man könnte sagen, das Gehirn hält ständig Ausschau nach Nazgul.
Kein Wunder, dass wir so oft eingenommen sind von Schmerz und Verzweiflung!
Die Zeit der Nazgul ist vorbei, aber wir müssen unserem Gehirn erst neu beibringen, nach positiven Dingen Ausschau zu halten. Man kann lernen seine Aufmerksamkeit wieder auf das Gute zu richten, aber dazu braucht das Gehirn unsere Hilfe.
Hast du von Martin Seligman gehört? Er wurde berühmt mit seinen Studien zur erlernten Hilflosigkeit. Aber das war nur seine frühe Arbeit. Später hat er sich auf „erlerntes glücklich sein“ spezialisiert (so viel weniger deprimierend!)
Diese Studien zeigen, dass es, wenn Menschen die kleinen Momente von Glück in ihrem Leben (nichts großes, Dinge wie dass die Sonne raus kam oder der Anblick einer schönen Blume oder der erste Schluck Kaffee am Morgen) regelmäßig aufschreiben, nicht lange dauert, bis sich ihre Grundstimmung verbessert.
Seit geraumer Zeit schreiben wir ein „Freude – und Dankbarkeitstagebuch“
So sieht unser Neues aus
Wir benutzen einfach einen Kalender. Der darf auch fröhlich und einladend sein. Wir legen ihn an einen Platz, wo wir ihn oft sehen und nicht vergessen rein zu schreiben. Eine feste Zeit am Tag dafür zu haben hilft auch.
Wenn du ein Freude- und Dankbarkeitstagebuch anfangen möchtest, benutze dafür ein separates Büchlein und mach das nicht in deinem Tagebuch. Vielleicht möchtest du freudige Momente nachlesen und dabei nicht gleichzeitig an deine dunkleren Gedanken erinnert werden.
Jeden Tag etwas Zeit zu haben um über die kleinen Freuden nachzudenken, die wir erleben, hilft uns, ihnen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Wir haben gelernt Ausschau zu halten nach angenehmen Momenten, damit wir etwas zum aufschreiben haben. Wir suchen aktiv die Einhörner in unserem Leben und dadurch finden wir immer mehr. Es ist ein langsamer Prozess das Gehirn so umzupolen, dass es nach Schönheit sucht, statt nach Nazgul.
Es ist wie Zauberei: wenn du gelernt hast einige Einhörner zu sehen, wirst du bald mehr und mehr finden.
Das festzuhalten bedeutet, dass man an dunklen Tagen, wo es keine Hoffnung zu geben scheint, zurück blättern kann und dort Beweise findet, dass es mehr gibt als das, was man gerade erlebt. Du hast es schon einmal erlebt, du wirst es auch wieder finden. Selbst in der Dunkelheit ist Hoffnung und du kannst in Erwartung auf etwas Besseres leben. Einhörner fühlen sich von Erwartungen angezogen.
So ein Tagebuch kann dich auch daran erinnern, wo du in der Vergangenheit Einhörner gefunden hast. Dann kannst du an diesem Orten noch einmal suchen. Wenn du am verzweifeln bist, kannst du nachlesen, das noch mal machen und oft hilft das.
Wenn Sachen sehr regelmäßig in deinem Büchlein auftauchen, dann könntest du sie vielleicht in deinem Das ABC des Genießens festhalten
Das sind zuverlässige Stellen wo Einhörner grasen.
Am Anfang kann das alles sehr schwierig sein. Dein Gehirn ist es nicht gewohnt gute Dinge zu finden. Gib nicht auf. Es braucht ein paar Wochen bevor es leichter wird. Das ist harte Arbeit für dein Gehirn.
Wenn du Schwierigkeiten hast, etwas Freudiges zu finden (Freude ist ein großes Wort…) dann halte Ausschau nach „ein bisschen besser“ als sonst. Vielleicht hast du Blumen gekauft und wenn du sie siehst, zuckt dein Mundwinkel für einen Moment, fast sowas wie ein Lächeln. Das ist es wert es aufzuschreiben. Vielleicht liest du ein ermutigendes Zitat und fühlst dich für einen Moment verstanden und bestätigt. Schreib es auf. Es geht um die kleinen Dinge.
Wenn es da gar nichts gibt, nicht mal ein „bisschen besser“, dann gehe über zu Dankbarkeit. Da gibt es immer etwas, wofür man dankbar sein kann, und wenn es nur dafür ist, dass alles nicht noch schlimmer ist. Auch Dankbarkeit üben hat einen positiven Effekt und hilft, dein Gehirn wieder neu zu polen.
Manche Menschen schreiben nicht gerne in Tagebücher. Das bedeutet nicht, dass das hier nichts für dich ist. Werde kreativ und finde ein Medium, was zu dir passt. Manche machen Fotos mit ihrem Smartphone und speichern die in einem gesonderten Ordner. Manche malen Bildchen statt zu schreiben. Manche sammeln Gegenstände in einer Kiste um sich an schöne Momente zu erinnern oder nehmen sich selbst kurze Nachrichten auf.
Der Grundgedanke ist die eigene Aufmerksamkeit auf einen schönen Moment zu richten, ihn festzuhalten und einen Weg zu finden sich daran zu erinnern. So entsteht ein Gegengewicht zu deinen schlimmen Erinnerungen.
Ich hoffe wirklich, dass du das ausprobierst. Das klingt einfach, aber es gibt sehr gute wissenschaftliche Nachweise, dass das bei Depression und Trauma hilft.
Lasst uns Einhörner finden gehen!
Wenn du Interesse an mehr Wissenschaft hast, wie du dir beibringen kannst, glücklich zu sein, lies:
„Der Glücks-Faktor“ von Martin Seligman
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