Wenn wir einen Flashback haben oder sonst irgendwie anfangen Vergangenheit und Gegenwart zu verwechseln, ist es wichtig, die Unterschiede zwischen der Situation damals und heute zu bemerken.
Wir benutzen dafür eine Übung, die wir „gleich aber anders“ nennen und Ts wahrscheinlich Diskrimination. (Das klingt rassistisch, ist es aber nicht)
Diskrimination kommt von dem lateinischen Wort discrimen. Es bedeutet
„1. Trennlinie oder Mauer, Abstand, Entfernung, Distanz, Zwischenraum 2. Unterschied, Unterscheidung 3. Krise, Gefahr, Bedrängnis“
Wir sind in einer Situation, die sich wie Krise, Gefahr und Bedrängnis anfühlt. Wir werden uns auf Unterschiede konzentrieren und unsere Fähigkeit zu Unterscheiden um einen Abstand herzustellen, eine Distanz zwischen Gegenwart und Vergangenheit: wir werden sie trennen.
Diskrimination ist das richtige Wort. Aber unsere Innenkinder können das nicht aussprechen, also nennen wir es „gleich aber anders“. Das beschreibt die Art wie die Übung durchgeführt wird. (Und es klingt mehr wie ein Spiel)
Um „gleich aber anders“ zu spielen, musst du den Auslöser identifizieren, die Person, Situation oder Sache, die deine Stressreaktion ausgelöst hat. Ein Trigger kann visuell sein, muss es aber nicht. Gerüche, Geräusche, Körperwahrnehmung und sogar Bewegungen können auch triggern.
Wenn du den Trigger gefunden hast, und vielleicht musst du dafür Innen nachfragen, kannst du raus finden, an was der dich erinnert hat. Die Erinnerung braucht ein bisschen Kontext; mit einem unspezifischen Fragment funktioniert diese Technik leider nicht.
Jetzt hast du 2 Sachen, die verglichen und diskriminiert werden können. Vielleicht kannst du sie nebeneinander auf einem inneren Bildschirm sehen und wie ein distanzierter Beobachter darauf schauen, um etwas emotionalen Abstand zu halten. Das Ziel ist es, dir absolut sicher zu werden, dass es völlig unterschiedliche Dinge sind.
Du kannst das aufschreiben oder im Kopf machen, aber sammle alle Dinge, die in beiden Szenen gleich sind.
Nehmen wir mal an du hast einen Kollegen, der dich an jemanden erinnert, der dir weh getan hat. Vielleicht hat er den selben Haarschnitt, die selbe Jacke oder Nase wie jemand aus der Vergangenheit. Versuche alle Ähnlichkeiten zu finden
Dann schau auf die Unterschiede. Vielleicht ist er größer, hat einen anderem Körperbau, er trägt Brille, hat keinen Bart usw.
Wenn du alle Unterschiede gefunden hast, kehre zu deiner Liste mit Ähnlichkeiten zurück und schau sie dir genauer an. Ich wette, du kannst auch da noch Unterschiede finden. Vielleicht sind diese Haare gefärbt und nicht von Natur aus die selbe Farbe. Vielleicht ist die Jacke kürzer und aus einem anderen Material, die Nase nicht so rot oder haarig. Gehe so sehr ins Detail wie nötig, um die Unterschiede in allen Ähnlichkeiten zu finden.
Das funktioniert wie ein Reißverschluss. Zuerst schließt du ihn indem du Ähnlichkeiten findest, Gründe warum das zusammen gehören würde. Dann, Zentimeter für Zentimeter findest du die Unterschiede, öffnest den Reißverschluss wieder bis du das Ende erreicht hast und feststellst, dass es völlig unzusammenhängende Szenen sind, die nicht mehr miteinander verbunden sind.
Wenn wir das machen sind wir oft erstaunt, wie wir je darauf kamen, dass es da Ähnlichkeiten gab. Die Stressreaktion verschwindet.
Um diese Übung zu machen, musst du mutig sein und dir etwas anschauen, was Angst bereitet. Das geht gegen die Intuition, sich einen Trigger so genau anzuschauen. Es gibt Zeiten, wo du Auslöser einfach vermeiden kannst. Nur ist Vermeidung nicht immer möglich (zB wenn du mit einer Person zusammen arbeitest oder an einem bestimmten Ort) und in diesem Fall ist Diskrimination das Werkzeug der Wahl um den Auslöser zu stoppen, zumindest für diese Situation.
Pass nur auf, dass du dich selbst regulierst und in deinem Lernfenster bleibst, dem Ort wo klares Denken und Lernen stattfindet. Wenn du dir den Trigger nicht anschauen kannst, ohne überflutet zu werden, benutze statt dessen die Tresorübung.
Für Fortgeschrittene: Triggerentschärfung
Unterschiede zu finden kann uns in dem Moment helfen, in dem wir getriggert sind und oft reicht es aus, um uns orientiert zu halten, aber es hält die Trigger nicht zwangsläufig auch davon ab, diese Erinnerung auch in Zukunft anzustoßen.
Trigger Exposition kann Trigger eliminieren.
Trigger Exposition bedeutet, dass wir mutwillig die Gegenwart von Triggern suchen, während wir uns regulieren, sodass unser Gehirn eine neue Erinnerung erschafft ( – dass in der Nähe des Triggers zu sein ungefährlich ist – ), welche die alte Erinnerung überschreibt und die dominantere Realität für uns wird. Das bedeutet nicht, dass das Trauma damit prozessiert wäre, aber es wird hoffentlich nicht mehr auf die selbe Weise getriggert.
Triggerentschärfung, ganz besonders bei DIS, hilft nur, wenn wir das vorbereiten und korrekt durchführen. Setzt euch nicht einfach Triggern aus!
Vor der Exposition:
Identifiziert den Trigger und spielt ‘gleich aber anders’ wie oben beschrieben. Achtet besonders auf die Unterschiede zwischen früherer und jetziger Situation. Dann wählt die überzeugendsten Unterschiede aus der Liste aus, die euch völlig sicher machen, dass die Situationen unterschiedliche sind.
Mit DIS: identifiziert die Anteile, die auf einen bestimmten Trigger reagieren und begleitet sie durch diese Schritte. Die Unterschiede, die ihr wählt, sollten vor allem für die getriggerten Anteile Sinn ergeben, nicht zwangsläufig für alle anderen.
Übelegt euch einen sicheren Weg, wie ihr euch dem Trigger aussetzen könntet. Es braucht etwa 30 Minuten, bis das Gehirn die alte Erinnerung ausreichen überschrieben hat, also versuchen wir uns so lange mit den Trigger zu konfrontieren. Manche Auslöser dauernd von Natur aus nur einen Moment lang an und in so einen Fall müssen wir das eben öfter wiederholen.
Für die Exposition:
Schafft euch ein sicheres Umfeld, nutzt Strategien zur Selbstberuhigung oder zwischenmenschlichen Regulation.
Während ihr euch dem Auslöser stellt, verwendet orientierendes Selbst-Gespräch, indem ihr euch freundlich erklärt, warum diese Situation ganz anders ist als die vergangene Situation. Benutzt dafür die eindrücklichsten Unterschiede, die ihr vorher heraus gearbeitet habt. Wiederholt das so oft wie nötig.
Nehmt immer eine aktive Position dabei ein, lasst es nicht nur über euch ergehen. Sobald ihr in einen passiven Zustand von Unterwerfung gegenüber der Situation geratet, müsst ihr abbrechen, sonst bestärkt die Exposition nur Trauma Schemata und nützt nichts.
Das alles ist zuerst sicher sehr unangenehm und mit der Zeit werdet ihr euch immer mehr beruhigen, während der Auslöser immer mehr an Kraft verliert.
Wenn wir das mit DIS versuchen, wäre es gut, wenn der Anteil, der gewöhnlich auf den Auslöser reagiert aktiv beim Prozess mitarbeitet, Sätze wiederholt, den Trigger beobachtet, sich reguliert. Sie müssen dafür nicht Vorne sein, aber wenigstens co-bewusst. Andere Anteile können unterstützen, indem sie Unterschiede aufzeigen, an die Gegenwart erinnern und beim orientieren und dran bleiben helfen.
Achtet genau auf den getriggerten Anteil, um sicher zu stellen, dass sie nicht in Passivität rutschen. Sollten sie zu dysreguliert sein, um noch aufzupassen oder sich aus dem Co-Bewusstsein zurück ziehen, solltet ihr abbrechen, wieder Verbindung aufnehmen und bei Regulation und Orientierung helfen.
Triggerentschärfung bei DIS ist Teamarbeit. Damit übt es sich auch gut für tieferes Prozessieren in der Zukunft.
Wenn alles klappt wie es soll, triggert der Auslöser danach nicht mehr.
Angela Reis Reis says
Ich finde es unglaublich bereichernd diese Seite, ich habe zum ersten mal verstanden was Diskrimination bedeutet. Gerade da ich mein Trauma behandle ist die extrem wichtig
Herzlichen dank dafür. ich werde diese Seite meiner Psychologin empfehlen
A. Reis