Ein wichtiger Schritt in der Emotionsregulation sollte irgendwo zwischen dem Identifizieren und dem Ausdrücken von Gefühlen stattfinden. Er ist eher körperlicher Natur, kein logisches Konzept, was es schwer macht, das mit Worten zu erklären. Also werde ich Bildsprache verwenden und hoffe, ihr könnt das übersetzen in das innere Gefühl, was benötigt wird.
Wenn wir im Zusammenhang von Emotion über Containment reden, ist oft die Tresorübung gemeint, wo man Erinnerungen oder Emotionen in einen Container steckt, um sie für später aufzubewahren.
Das Wort Containment wird auch in der Körperarbeit benutzt und bedeutet da was anderes. Es beschreibt unsere Fähigkeit eine Emotion in uns zu halten, unser Körper ist der Container, ohne dass dabei unser Nervensystem/die Vagusbremse überfordert wird und wir in Dysregulation abrutschen.
Ich stelle mir das gerne wie eine Schale mit einer Flüssigkeit vor, die ich in meinem Zentrum halte und so balanciere, dass nichts verschüttet wird.
Ein gesunder Körper kann auch starke Emotionen und höhere Anspannung verkraften, ohne dabei die Kontrolle zu verlieren. Er kommt nur leicht in sympathischen Stress, das wird aber nicht zur dominanten Kraft; man bleibt relativ geerdet und im sicheren&sozialen Funktionssystem. Wenn wir an die Polyvagale Leiter denken, würde das bedeuten, das Gewicht liegt bei ventral-vagaler Aktivierung (Bob) mit einem Zeh auf der Stufe von sympathischer Aktivierung (Izzy). Bob und Izzy können sich den Moment teilen, aber für Containment muss Bob der Stärkere bleiben. Wenn Izzy übernimmt, verschütten wir die Emotion.
Das selbe gilt für Bob und Moe (Shutdown Modus). Bob kann ein gewisses Maß von Moes Einfluss vertragen, ohne davon überrollt zu werden. Wir sehen das beim Trauern. Wenn Moe anfängt zu dominieren, friert unsere Flüssigkeit in der Schale ein, vielleicht bleiben wir dort stecken oder werden taub, statt das Gefühl zu regulieren.
Das Maß, in dem Bob Izzy oder Moe tolerieren kann, ohne dabei überrollt zu werden, nennt sich Stresstoleranzfenster.
Emotionen sind eine bestimmte Zusammenstellung von körperlichen Wahrnehmungen, die unser Körper produziert (im Gegensatz zu sensorischen Reizen aus der Umwelt), die helfen unser Leben zu navigieren. Trauma Patienten betäuben diese Wahrnehmung in der Regel, weil sie in der Vergangenheit überfordernd war. Das führt zu einem negativen Kreislauf. So kriegen wir starke Izzys und Moes, aber die Vagusbremse, was uns die Leiter hoch zu Bob bringt, ist recht schwach.
Die Hochsensiblen unter euch können vielleicht das Containment von anderen spüren – oder den Mangel davon. Manche Menschen fühlen sich an, als würden sie ihre Emotionen überall hin verschütten, wie eine Wolke oder Aura um sie herum. Wenn wir unfähig sind unsere Emotionen zu containen, bedeutet das, dass unser Ausdruck nicht kontrolliert und zielgerichtet ist, sondern impulsiv und oft schädlich für unsere Beziehungen und unser Leben. Bevor wir also etwas ausdrücken, sollten wir es containen. Oft führt diese Bemühung ganz natürlich zu einem gesunden Ausdruck.
Wir können das Konzept von Containment nutzen, um unsere Kapazitäten Emotionen in uns zu halten und zu balancieren zu vergrößern, sodass wir die Vagusbremse stärken und unser Stresstoleranzfenster weiten.
Das macht man nicht, indem man einfach versucht alles auf einmal zu fühlen, das würde nur überfordern, die Schale läuft über.
Statt dessen müssen wir ein achtsames bewusst-sein für unseren Körper üben, um langsam die Schale zu vertiefen. Wenn wir gut werden wollen darin Emotionen zu managen, können wir die Vermeidung unseres Körpers nicht beibehalten. (Das gilt für alle Trauma Heilung, sorry.)
Wir brauchen kleine Schritte, kurze Zeiten, wo wir unsere Aufmerksamkeit auf unser Erleben richten und durch alles Unangenehme an der Wahrnehmung durch atmen, während wir versuchen die Emotion zu halten und Innen Raum dafür zu schaffen. Wir können uns nach der Übung ablenken, um uns wieder zu beruhigen. Es braucht keine übertrieben langen Übungszeiten, um einen Unterschied zu machen.
Das wird oft ‘bei dem Gefühl bleiben’ genannt und ich mag diesen Ausdruck nicht. Das klingt wie stecken bleiben und lädt dazu ein, länger dran zu bleiben, als gut für uns ist.
Wie sich Containment für mich wirklich anfühlt, ist als würde ich in mir Raum schaffen, das Gefäß vertiefen, damit genug Platz ist, für das, was ich fühle. Es fühlt sich an als würde ich die Wahrnehmung umarmen, damit nicht verspritzt. Für mich ist der Schlüssel, um das zu schaffen, der Atem. Manchmal fühlt es sich an, als würde, je tiefer nach unten ich atme, mein Atem mehr Raum schaffen, um die Emotion zu halten.
Es tut mir Leid, dass das so vage ist. Besser kann ich es nicht beschreiben.
Emotionen, die wir eine Weile (oder immer wieder für kurze Zeit) achtsam in uns halten, beginnen sich zu verändern. Statt ein Einfluss zu sein, der uns Kraft kostet, um Dysregulation zu vermeiden, werden sie mehr integriert in unser Wesen und werden zu einem Gefühl von Größe oder Stärke. Wir üben mir den alltäglichen Emotionen und wenn wir genug Raum für sie geschaffen haben, machen wir noch mehr Platz, um Trauma zu prozessieren.
Ich glaube, das ist der Ort, wo post-traumatisches Wachstum passiert, diese innere Kraft und Haltung, die so bewundert wird, die Menschen über ihre Vergangenheit erhebt und zu mehr werden lässt, als man sich je vorgestellt hätte. Ich glaube, es ist all der Raum, den wir Innen erschaffen, um das Unsagbare zu halten und damit zu verändern.
Leave a Reply