DBT ist ganz ok als Therapie für Borderline und kann uns einiges über Regulation beibringen. Sie war nie dafür gedacht, Trauma oder dissoziative Störungen zu behandeln. Deswegen werden wir unweigerlich auf Probleme stoßen, wenn wir auch hier DBT Skills anwenden. Das Konzept von Dissoziation in der DBT ist eines, das diese als seltene Störfälle ansieht, die man beenden muss. Es gibt sonst keinen Plan, wie man mit Dissoziation arbeiten könnte, schon gar nicht mit struktureller Dissoziation. Deswegen kann das nicht klappen.
Wenn ihr darauf besteht es trotzdem zu versuchen, müsste man das so angehen:
Wenn ihr bemerkt, dass ihr außerhalb eures Lernfensters seid, solltest ihr herausfinden, wer von euch gerade durchdreht. Manchmal kann man das spüren, wenn jemand anderes im System in Hyperarousal oder Hypoarousal fällt.
Wenn du dann DBT Skills verwendest, kannst du damit vielleicht deinen Kopf klar halten, solange du sie benutzt, aber Hyper/Hypoarousal sind zurück, sobald du aufhörst. Du hast nur dich selbst durch ABlenkung reguliert, ohne diesem Teil von dir zu helfen, zurück in ihr Lernfenster zu kommen.
[Wenn du ein T bist und dieses Muster bei einem Patienten siehst, wo Dissoziation oder Druck zu SV zurückkehren, sobald sie aufhören zu skillen, ändere die Taktik. Sie können Skills benutzen bis zum umfallen (wir haben das getestet!) und es löst nichts]
Sobald du weißt, wer in Schwierigkeiten ist, solltest du fragen: Steht dieser Anteil in Verbindung mit dem Körper? Wenn nicht, werden Skills für den Körper keinen Unterschied machen. Man macht sich zum Clown, ohne Resultate. Das kann nicht klappen. Der Anteil in Schwierigkeiten muss die Skills verwenden. Das bedeutet der Anteil muss entweder nach Vorne kommen, was schwierig sein kann zu kontrollieren, oder du musst ihn erst einmal mit der Außenwelt in Kontakt bringen.
Probiere ihn mit dem Körper zu verbinden. Lenke die Aufmerksamkeit auf eure Sinne. Lass sie durch eure Augen raus schauen. Strebt nach Co-Bewusstsein. Dann kannst du vorsichtig anfangen Skills zu verwenden, während ihr die Verbindung innen haltet. Wenn du sie verlierst, halte an und hol sie zurück. Ihr müsst dieses Erleben teilen, damit es funktioniert.
Skills für das Denken und Bewegung wirken hier am besten. Wenn du gleich mit aversiven Reizen anfängst, lassen sie womöglich die Verbindung los um Unangenehmes zu vermeiden.
Kommuniziere. Finde heraus was los ist und was das ausgelöst hat. Innerer Dialog kann in den allermeisten Fällen DBT Skills völlig ersetzen. Benutzt zwischenmenschliche Regulation mit euch selbst.
Manchmal, wenn du von Bildern oder Wahrnehmung aus der Vergangenheit geflutet wirst, ist die Ursache nicht dein eigener Flashback, sondern ein Anteil, der in einem Flashback fest steckt. Du kannst dann nicht einfach nur Containment für alles verwenden, was hoch kommt. Du musst dem Teil von euch helfen aus ihrem Flashback raus zu kommen! Das wird auch das Fluten für dich stoppen.
Verwende niemals DBT Skills um damit deine Vermeidung deines Inneren Erlebens zu unterstützen. Du kannst Anteile nicht „weg-skillen“. Wenn du Verbindung und Kommunikation vermeidest, bleibt ihr alle in einer schlimmen Situation stecken. Skills können und sollen auch gar nicht die Arbeit mit deinem Inneren Team ersetzen.
DBT Skills sind nicht gut dafür geeignet dissoziative Anteile zu regulieren. Es braucht spezielle Anstrengung, damit das überhaupt ein bisschen funktioniert. Jeder Ansatz zu richtiger Teilearbeit ist besser geeignet. Janina Fisher hat dazu detaillierte Erklärungen und Arbeitsblätter.
Wenn ihr darauf besteht DBT Skills zu verwenden, passt bitte auch euch auf. Diese Art von Interventionen haben großes Potenzial als gewalttätig wahrgenommen zu werden. Starke aversive Reize können ein direkter Trigger sein. Ich würde es deutlich empfehlen, lieber alle anderen Werkzeuge für Grounding und Innere Kommunikation zu nutzen. So ziemlich alles wirkt besser als DBT Skills. Die sind einfach nicht das richtige Werkzeug und waren für diesen Zweck auch nie vorgesehen.
Es ist was daneben gelaufen und ihr möchtet etwas daraus lernen? Probiert es mir der DIS-adaptierten Verhaltensanalyse!
Tove says
Hey, Ich bin grad sooo froh dass ich auf die Seite gestoßen bin.
Bin seit Jahren in Therapie und alles was mir ewig gesagt wurde ist… Machen sie dbt. Und skills skills skills.
Mir hat das nie zugesagt weshalb ich mich mit Händen und Füßen gewehrt habe. (bin aber natürlich um skills und dbt Anteile nicht drumrum gekommen).
Seit dem letzten Klinikaufenthalt kann ich für mich sehen, dass ich anscheinend eine strukturelle dissoziation habe. (so nach 10 Jahren Therapie…) und alles was ich hier bislang gelesen habe lässt mich so bestätigt fühlen.
Ein ganz Fettes Danke dafür! Hatte nämlich auch immer im Kopf, dass ich ja anscheinend nur nicht will. Ich mich mehr anstrengen muss. Ich mich ja eh nur weigere etc.
Und SO macht das alles soviel Sinn sodass ich auch skills keinesfalls abgeneigt bin.
Aber bislang hatte ich auf ein…. Ich kann skillen wie ich will wenn ich damit aufhöre wars das auch wieder…. Nur ein Achselzucken bekommen. Danke 🙂
Alison says
Hallo,
meine Therapeut*innen haben bei mir nie mit Skills gearbeitet, wofür ich sehr dankbar bin. Ich schauer lieber, wer was gerade braucht.
Im Rahmen einer Suchtselbsthilfegruppe bin ich nun allerdings doch mit Skills in Kontakt gekommen und andere Anteile haben angefangen sie zu nutzen. Das finde ich total schön.