Ego State Arbeit wird in der Psychotherapie immer beliebter. Menschen reflektieren über ihre Identität und bemerken, dass sie gar kein Ganzes sind, sie haben ‘Anteile’. Nach dem ‘Inneren Kind’ Trend der 80er erleben wir nun einen neuen Trend, in dem Menschen in einem Ego State Kontext von ihrem ‘inneren Kind’ oder ‘inneren Teenager’ reden. Eine wachsende Anzahl dieser Menschen landet auf der Suche nach Antworten auf diesem DIS Blog. Ich glaube es ist höchste Zeit, dass wir uns den Unterschied zwischen Ego States und dissoziativen Anteilen der Persönlichkeit anschauen. Bitte macht euch bewusst, dass es sich dabei um Modelle handelt, die Erleben erklären sollen. Weil Definitionen sich je nach Autor:in leicht unterscheiden, bleiben wir bei Nijenhuis.
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Identität und wie sie entsteht
Niemand wird mit einer Persönlichkeit, Identität oder einem Selbst geboren. Das entwickelt sich aus der Rückmeldung, die wir aus wiederholter Interaktion mit der selben Person, mit verschiedenen Personen und unserer Umwelt bekommen. Mit jeder Interaktion bekommen wir Informationen über uns selbst, die Fragmente von einer Idee von Selbst formen. Mit der Zeit setzen wir diese Fragmente zusammen zu einem größeren Bild davon wie wir uns erleben und wer wir sind, wir integrieren sie. Integration ist nie perfekt. In der Regel bilden sich größere Brocken, wie wir States nennen. Wie wir auf der Arbeit sind, wird nicht genau dem entsprechen, wie wir zu Hause sind. Während wir immer die selbe Person bleiben, bewegen wir uns auch zwischen States. Manche Fragmente werden nicht so gut integriert, weil sie nicht dazu passen. Wir verstoßen die Erfahrung davon, wer wir eben auch sein können, weil das anzuerkennen zu einem inneren Konflikt führen würde.
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Konflikte und misslungene Integration
Das Leben gibt uns nicht immer Feedback, das sich ohne weiteres mit unseren anderen Erfahrungen oder unserem Bild von uns vereinbaren lässt. Unsere Wünsche, Bedürfnisse und Ziele passen dann nicht zusammen. Als Kind lieben wir unsere Mutter und wollen bei ihr sein, ein State mit eigenen Wünschen und Zielen. Aber vielleicht verhält sie sich öfter so, dass wir verängstigt oder beschämt sind und wir wollen Abstand und Kontakt vermeiden, ein anderer State mit ganz anderen Wünschen und Zielen. Weil wir abhängig sind und nicht weg können, müssen wir einen Weg finden, Bedürfnisse befriedigt zu bekommen und in ihrer Gegenwart zu funktionieren. Wir betäuben unsere verängstigten Gefühle, ein dritter State. Die Wünsche und Ziele dieser States lassen sich nicht einfach aushandeln. Entweder gehen wir hin oder wir vermeiden. Entweder haben wir starke Gefühle, positive oder negative, oder wir sind betäubt. Deswegen werden diese Wünsche und Ziele und die States zu denen sie gehören voneinander getrennt aufbewahrt, um Konflikt zu vermeiden. Ein State wird vielleicht in das große Selbstbild integriert während die anderen verstoßen werden. Diese Art der misslungenen Integration ist die Grundlage von jeder Form von ‘Anteil’, die wir innen bemerken können. Aber es gibt Unterschiede darin, wie groß das Versagen von Integration ausfällt.
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Verschiedene Level missglückter Integration
Gesund
In einer gesunden Person lassen sich verschiedene States durch Reflexion bemerken. Es wird Situationen geben, wo diese Person auf der einen Seite diese Wünsche und Ziele haben, aber auf der anderen Seite auch ganz andere Wünsche und Ziele und diese stehen im Konflikt miteinander. Die Person kann dann einen guten Kompromiss oder eine kreative Lösung finden, mit der Situation umzugehen. Es braucht zwar einen Moment zum nachdenken, hat aber keinen negativen Einfluss auf ihr Leben.
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Leichte Probleme
Viele psychische Probleme kann man als einen milden Ausdruck von Konflikten mit weniger integrierten States verstehen. In der Regel hat eine Person einen hauptsächlichen Wunsch oder ein Ziel im Leben aber ein weniger integrierter State wird dominant mit anderen Wünschen und Zielen, sodass die Funktionalität der Person eingeschränkt wird. Wir sehen das zB in Angststörungen, wo jemand gerne raus gehen möchte und sehr gut versteht, dass das nicht gefährlich ist, aber ein ängstlicher State dominiert das Verhalten und so bleiben sie zu Hause. Die Person ist sich dabei stets bewusst, dass sie es selbst sind, die Angst spüren und handeln. In der Ego State Therapie würden sie sich diesen ängstlichen State in Form einer Person vorstellen und beginnen mit ihr zu kommunizieren, um einen Kompromiss zu finden.
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Größere Probleme
In manchen Menschen entwickeln sich States so, dass sie am Ende zwei oder mehr States haben, die dominant sind und deren Wünsche und Ziele im Konflikt miteinander sind. Wir sehen das zB in BPS oder anderen PS oder Ego State Disorder. Ts ändern dann vielleicht die Art über diese Zustände, in denen die Person sein kann, zu reden und nennen das ‘Modus/Modi’. Die Probleme sind komplexer und das auszuhandeln ist schwieriger, aber die Person weiß trotzdem zu jeder Zeit, dass all das ihr eigenes Erleben von inneren Konflikten ist und sie selbst so fühlt und handelt. Nicht gut integriert ist nicht das selbe wie dissoziiert.
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Strukturelle Dissoziation der Persönlichkeit
Wenn wir uns strukturelle Dissoziation anschauen, wird klar, dass diese Anteile nicht nur nicht integriert sind; wegen des unerträglichen Traumas, das sie beinhalten, sind sie voneinander durch dissoziative Barrieren getrennt, die aktiv Kontakt miteinander und Integration verhindern. Die frühen Fragmente von Selbst haben sind unabhängig voneinander entwickelt und ihr eigenes Selbst-Bewusstsein geformt. Wir hatten nie eine Persönlichkeit, die irgendwie ‘gespalten’ wurde. Statt dessen wurden nicht zu vereinbarende Erfahrung, Wünsche und Ziele und die damit verbundenen Handlungssysteme voneinander abgetrennt. So entstehen dissoziative Anteile, die oft ein vorhersehbares Muster von Selbst-Konzepten beinhalten (verletzliches Kind, Fürsorgeperson, Beschützer:in usw). Der maßgebliche Unterschied bei diesen Anteilen der Persönlichkeit ist, dass sie ihr eigenes Bewusstsein haben, etwas, das wir in wenig integrierten States so nicht finden. Es besteht ein tiefgreifendes Gefühl, dass die anderen Anteile ‘nicht ich’ sind sondern jemand völlig anderes.
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Selbstmodell von Metzinger (bis zur Unkenntlichkeit vereinfacht)
Wenn das bewusste Erleben eines Selbst, also ein Selbst-Bewusstsein, der maßgebliche Unterschied zwischen wenig integrierten Anteilen und dissoziativen Anteilen ist, dann müssen wir uns anschauen, was so ein Selbst-Bewusstsein ausmacht. Dazu werfen wir einen Blick Richtung Philosophie.
Es gibt zwei große Bereiche davon ein bewusstes Selbst zu sein. Einer davon ist die eigene subjektive Erfahrung zu sein und jemand zu sein. Das bedeutet, ein ‘Ich’ zu erleben. Dieses ‘Ich’ denkt, fühlt und handelt auf seine eigene Art. Es ist nicht nötig einen Namen für dieses ‘Ich’ zu haben oder Sprache. Es zu erleben genügt. In dissoziativen Störungen gibt es mehrere verschiedene Erfahrungen von ‘Ich’, die sich nicht wie eine Modellvorstellung anfühlen, sondern einfach sind.
Der andere Bereich ist, sich bewusst zu sein, dass da eine Welt um uns rum ist und Informationen daraus zu beziehen, indem wir mit ihr in Austausch stehen.
Ein Ich erlebt die Welt, in der es lebt und das eigene Verständnis von sich selbst (in der Welt) basiert auf diesem Erleben. Dissoziative Anteile ziehen ihr Selbst-Verständnis aus sehr unterschiedlichen Erfahrungen mit der Welt. Es entsteht mehr sowas wie mehrere voneinander getrennte und parallel existierende Vorstellungen (von Selbst, Welt und Selbst in der Welt) innerhalb eines Systems. Das bedeutet oft Probleme damit sich gegenseitig zu verstehen und dass extrem andere Realitäten plötzlich spürbar werden können zB in Flashbacks.
Ein Ich erlebt die Welt auch als Jetzt passierend. In dissoziativen Anteilen kann das Jetzt, das erlebt wird, sich stark unterscheiden. Manche Anteile stecken in 1996 fest und erleben das als Jetzt. Wenn so ein Anteil nach Vorne kommt, reinszenieren sie eine Welt und eine Realität, die so gerade gar nicht passiert. Sie erkennen das nicht als Teil ihrer Lebensgeschichte.
Und ein Ich erlebt die Welt als real und unumstößlich echt. Während Anteile sich im völlig falschen Jahr befinden können, scheint ihnen das, was sie erleben trotzdem völlig real. Wir sehen das manchmal in unkontrollierten Abreaktionen, wenn Menschen sich exakt äußern und verhalten als wären sie in der traumatischen Situation und das auch so erleben.
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Wenn wir uns also Anteile anschauen, die wir als nicht ordentlich integriert identifiziert haben, müssen wir uns fragen, ob sie ihr eigenes und getrenntes Erleben von einem ‘Ich’ haben, von der Welt und sich selbst in der Welt, von einem Jetzt und was real ist. Dieses Erleben kann sich durch integrative Handlungen ändern und näher an heute ran rücken, aber da fängt es gewöhnlich nicht an. Ohne ein eigenes bewusstes Selbst gelten Anteile nicht als dissoziativ.
Es gibt Studien, die zeigen, dass Menschen zwar sichtbare Symptome von DIS vortäuschen können aber sie können die Existenz mehrerer Ichs nicht vortäuschen, die ein anderes Erleben der Welt haben. Bei DIS kann man diese Unterschiede zwischen Anteilen bei Gehirn Scans nachweisen.
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Einige der Symptome, die man hat, wenn man dissoziierte Selbsts hat
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Amnesien, sowohl für große Teile der Vergangenheit als auch immer wieder in der Gegenwart
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(teilweise) Amnesien für Trauma
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rausfinden, dass man was gesagt oder getan hat, woran man sich nicht erinnert
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Lieblingsmenschen oder das eigene Zuhause manchmal nicht erkennen
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an einem anderen Ort zu sich kommen und nicht wissen, wie man da hin gekommen ist
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zu sich kommen und nicht wissen worum das Gespräch geht, in dem man ist
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Gegenstände oder Notizen finden, von denen man nicht weiß, woher sie kommen
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sich fühlen, als würde man in einem anderen Jahr oder Jahrzehnt leben
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sich viel jünger fühlen als man ist
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fühlen, dass man jemand anderes ist als die Person, die gerade noch da war
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das Gefühl jemand anderes übernimmt und man selbst verschwindet
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sich in Alltagssituationen wiederfinden und nicht das Wissen oder die Kompetenzen haben das zu meistern
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bemerken, dass man plötzlich was hasst, was man sonst mag oder anders rum
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Innen Stimmen hören, die über die Zeit konstant bleiben und ihre eigenen Wünsche und Ziele haben
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sich selbst beobachten, wie man etwas tut oder sagt, aber keine Kontrolle drüber haben und es nicht stoppen können
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mit Trauma Erinnerungen geflutet werden, von denen man nicht wusste, dass es die gibt
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aus dem Nichts raus ohnmächtig von starken Gefühlen überrollt werden
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Handlungsimpulse spüren, die man gar nicht will und nicht erklären kann
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Erinnerungen, die ‘nicht meine’ Erinnerungen sind
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Gedanken und Gefühle, die ‘nicht meine’ Gedanken und Gefühle sind
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Körpergefühle von früherem Trauma, so als würde es jetzt passieren
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Derealisation/Depersonalisierung während andere Anteile das voll wahrnehmen
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Gefühl, dass Innen Anteile sind, die ‘nicht ich’ sind und da nicht hin gehören
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intensive Vermeidung des inneren Erlebens solcher Anteile, vor allem am Anfang
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nicht fähig sein innen zu kommunizieren oder gar nicht wissen, dass es Andere gibt, besonders am Anfang
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nicht wissen was andere Anteile fühlen oder denken, außer man fragt und achtet darauf was sie teilen, vor allem am Anfang
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plötzliche Wechsel in Fähigkeiten, Wissen und Emotionen
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sich taub fühlen (zB für Schmerzen, Bedürfnisse..) während andere Anteile das spüren können
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Ihr könnt keine Diagnose für eine dissoziative Störung bekommen, wenn ihr nicht zumindest einige dieser dissoziativen Symptome habt. Nur die Anwesenheit weniger integrierter Anteile im Innern zu spüren reicht für so eine Diagnose nicht aus. Das nennt man einfach nur Mensch sein.
Menschen, die innen ein ‘Kind’ finden und das sofort überall hin mitnehmen und eine tiefe Liebe und Verbindung spüren, haben es für gewöhnlich nicht mit einem dissoziativen Anteil zu tun. Phobische Vermeidung von traumatisierten Anteilen ist typisch für dissoziative Störungen. Wir chillen nicht einfach lustig mit Kindanteilen, es sei denn wir haben da vorher lange harte Arbeit rein gesteckt, damit das überhaupt geht.
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Wir hören regelmäßig von Ts, die dissoziative Störungen behandeln, die Aussage ‘Jeder Mensch hat Anteile’. Ich hoffe die Liste von Symptomen, die man bei struktureller Dissoziation hat, zeigt klar, dass das Bullshit ist. Jeder hat verschiedene States und weniger integrierte Anteile, aber nur etwa 1% der Bevölkerung haben diese Art von dissoziativen Anteilen. Es gibt keine Entschuldigung dafür Patient:innen so irre zu führen. Das ist nicht so hilfreich bei der Akzeptanz wie manche Ts glauben. Im Gegenteil, das kann zu tiefer Verwirrung, Zweifeln und Verleugnung des echten Problems führen. Zu behaupten jedes Versagen von Integration wäre einfach das gleiche, ist kein Zeichen von Expertise.
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Die Behandlung dissoziativer Störungen unterscheidet sich deutlich von Ego State Arbeit. Wir müssen überhaupt erst mal Kontakt und Co-Bewusstsein mit anderen Anteilen herstellen, etwas, dass überhaupt kein Problem darstellt, wenn diese nicht dissoziiert sind. Der Fokus unserer Therapie liegt bei integrativen Handlungen, nicht nur darin Kompromisse für Wünsche und Ziele zu erarbeiten. Während viele Ideen aus der DIS Therapie ohne weiteres für wenig integrierte Anteile verwendet werden können, reichen die Werkzeuge von Ego State Therapie nicht aus, um dissoziative Störungen zu behandeln. Die größten und wichtigsten Bereiche, Dissoziation und Trauma, sind da normalerweise gar nicht abgedeckt.
Ego State Ts sind dafür verantwortlich ihren Patient:innen den Unterschied zwischen States und dissoziativen Anteilen sehr klar zu machen. Nicht vollständig integriert ist nicht das selbe wie dissoziiert. Es kommen hier viel zu viele Menschen her, weil sie nicht richtig aufgeklärt wurden und eigentlich ziemlich gesunde Personen dann verwirrt sind oder sogar beginnen in ein getrenntes Bild von sich selbst investiert zu sein.
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Wenn du das hier liest, weil du selbst Ego State Therapie für deine Probleme nutzt und du kennst jemanden mit DIS, bitte rede mit denen darüber, wie du Worte verwendest, wenn du über deine Therapie redest. Nicht alle ertragen das, wenn du über ‘deinen Kindanteil’ redest, wenn das Leben mit dissoziativen Kindanteilen voll unaussprechlichen Leides ist wegen des Traumas, das die tragen und voll Scham und Angst, weil diese Anteile auch jenseits unserer Kontrolle handeln. Es ist nicht die gleiche Erfahrung. Es kann eure Freundschaft beschädigen, wenn du so tust, als wäre das so oder annimmst, du wüsstest jetzt, wie sich jemand mit DIS fühlt.
Ich hoffe dieser Artikel macht sehr deutlich, ob die Anteile, die ihr Innen spürt, ihr eigenes Selbst-Bewusstsein haben und die dazu gehörigen Symptome erzeugen. Oder nicht. Freut euch doch einfach, wenn nicht.
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(Wenn ihr euch gerne Knoten ins Gehirn macht, könnt ihr eine ausführliche Diskussion zur Natur dissoziativer Anteile in Die Trauma Trinität – Traumabedingte Dissoziation: Konzept und Fakten von Ellert Nijenhuis nachlesen)
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Seelenplaneten says
Wieder mal ein sehr lesenswerter Beitrag
Meh says
Vielen Dank für den ausführlichen, hilfreichen und sehr lesenswerten Beitrag. Ein paar Fragen bleiben bei mir noch… Wenn ich bspw. mich an eine Situation erinnern kann, aber nicht richtig nachvollziehen kann wieso es so erlebt wird, wie es erlebt wird bzw wieso reagiert wird, wie reagiert wird. Also ich höre mir quasi selbst dabei zu wie ich bestimmte Dinge sage, die klingen als würde etwas schlimmes (wieder?) durchlebt, habe dies aber nicht in meinem Bewusstsein, sondern bin mit meinem Bewusstsein ganz reflexiv/beobachtend dabei, schaue quasi dabei zu und überlege, wieso die Reaktion nun so ist… Wäre das nun ein dissoziiertes Selbst oder ein wenig integrierter State? Amnesie gibt es ja keine. Oder wenn ich merke irgendwoher kommt ein starkes Gefühl dass einen zu überrollen droht und jemand anderes (weiß gar nicht ob ich es so nennen darf wenn ich mir nicht sicher bin ob es ein richtiger dissoziierter Anteil ist) versucht gewaltsam dieses Gefühl zu unterbinden (zB durch Beschimpfungen im Inneren oder Gewalt am Körper) und ich nehme das alles irgendwie wahr. Ist das nun ein dissoziierter oder ein mangelhaft integrierter Anteil? Ebenso wenn man ein Gefühl empfindet dessen Ursache man nicht kennt. So etwas wird es ja auch bei mangelhaft integrierten States geben? Ich hoffe man versteht was ich meine. Ich würde mich freuen, wenn jmd ein paar Gedanken dazu hat 🙂 und hoffe mein Kommentar ist okay. liebe Grüße!
Theresa says
Sehr schlaue Frage, die ein Problem anspricht, an dem sich Fachleute die Zähne aus beißen. Bei Depersonalisierung lässt sich nicht immer gut unterscheiden. In dem Fall schaut man, was sonst noch für Symptome da sind und was eher passt. Depersonalisierung kann auch alleine oder im Kontext ganz anderer Probleme auftauchen.
DieStille says
Interessant. Bei mir ist es ganz ähnlich wie bei „Meh“. Hab die Diagnose einer kPTBS. Ich nehme z.B. sehr deutlich war, dass Anteile in mir bei emotionaler Bedrohung immer wieder die Steuerung über mein Verhalten übernehmen. Ich kann tatsächlich willentlich nicht dagegen an. Als Kind litt ich an Mutismus und das Gefühl der fehlenden Einflussbarkeit (als Mutist kann man nicht willentlich entscheiden, dass man spricht oder nicht) ist dem sehr ähnlich und vergleichbar. Muss auch sagen, dass eine Traumatherapie, die hier schon zwei Jahre läuft, bisher 0,0 gebracht hat, da dieser Anteil immer wieder aufploppt und mich dann Dinge sagen/ tun lässt, die ich gar nicht steuern kann. Ich bin auch außerstande, dies anzusprechen, da mir die Worte dafür fehlen und ich weiß, dass es nichts bringen würde, da es mit Darüber-Reden nicht getan ist. Es ist wie ein fester starrer Mechanismus, der sich Sprache und willentlicher Steuerung entzieht. Da ranzukommen daher unmöglich. Ich kann in diesem Moment nicht sagen: „Hallo, da isser wieder.“ Dass dies eine Ausprägung einer Depersonalisation sein kann, hatte ich noch gar nicht in Erwägung gezogen. Ganz sicher gehöre ich nicht zu den DIS-Menschen. Trotzdem muss ich sagen, dass so Vieles insbesondere zum Thema Therapie/Skills & co für mich immer wieder sehr erhellend und sehr hilfreich ist. Ich schätze eure Seite auch als Nicht-Betroffene und sie hat mir sehr geholfen, ein Verständnis für euch und DiS zu entwickeln. Das Letzte ist doch auch ein positiver Nebeneffekt, oder?
Puzzled Parts says
Danke fuer Deine sehr wertvollen Beitraege…die 1000 mal besser helfen als dieses Geschwurbel von unwissenden “Experten”!
Man lernt hier viel besser sein eigenes Erleben zu verstehen.
Dickes Lob!
Gruesse&🍀
Uschi says
Puh, danke. Da kann ich jetzt Menschen, die das verwechseln hinverweisen. Den Satz, dass wir mit unseren Kindanteilen nur selten chillen, fand ich am schönsten :). Und dann, dass Du auch bei Nijenhuis / Metzinger in der Kombination landest :).
Theresa says
Ich hab nur die Argumentation von Nijenhuis nachgezeichnet. Ich hab von mir aus keine eigene Theorie, die ich vertreten würde und verstehe auch gar nicht genug davon, um mir das anzumaßen. Nur damit keine Missverständnisse aufkommen.