Es gibt ein Phänomen, das wie eine Psychose aussehen kann, aber dissoziativer Natur ist und das wie eine Psychose zu behandeln wird uns wenig bringen. Wenn wir uns das genau anschauen, erkennen wir, dass alles logisch Sinn ergibt und sich mit einfacher System Arbeit lösen lässt.
Es ist möglich, dass Anteile sich überblenden, das bedeutet das Erleben eines inneren Anteils mischt sich mit dem Anteil, der gerade vorne ist. Das Resultat sind Intrusionen, die sich nicht so anfühlen, als kämen sie von jemandem Innen, sie fühlen sich wie Halluzinationen an. Wir sind nicht mehr in der Lage zu sagen, was gerade wirklich passiert und was von dem anderen Anteil kommt. Das bedeutet wir werden uns auf eine Art und Weise verhalten, die zwar zu unserem aktuellen Erleben passt, aber nicht zu der Realität um uns herum. Ihr könnt euch das vorstellen wie einen Projektor, der 2 Dias gleichzeitig zeigt, die sich vermischen. Elemente aus dem einen Dia zeigen sich plötzlich in der Szene des anderen. Das können Bilder sein, aber auch jede andere sinnliche Wahrnehmung, in ganzen Szenen oder nur in Fragmenten. Sowas wird leicht mit einer Psychose verwechselt.
Wenn wir das näher erforschen, können wir erkennen, dass es einen Trigger dafür gab. Irgendetwas hat einen anderen Anteil sehr nah nach Vorne kommen lassen, sodass der sich mit der Frontperson vermischt hat. Wenn man den Trigger wiederholt, setzt auch das Erleben wieder ein. Das folgt also einen strikt logischen Muster. Der Inhalt solche Pseudo-Halluzinationen ist nicht wahllos oder chaotisch, er ist eng verknüpft mit Trauma Erleben. Das sind Fragmente von dissoziierten Erinnerungen. Wenn die Erfahrung sich auflöst, können wir beobachten, wie sich die beiden Realitäten wieder auseinander schieben. Daran können wir erkennen, dass es eher keine Psychose ist.
Um das zu behandeln brauchen wir weniger Medikamente und statt dessen innere Arbeit. Wir müssen uns darauf konzentrieren, die vermischten Anteile wieder voneinander zu trennen. Das kann man tun, indem man Kontakt zu dem anderen Anteil aufnimmt und schaut, was sie brauchen. Dann können wir Unterstützung anbieten, während wir auch eine Grenze zwischen uns ziehen. Dafür können wir den Anteil bitten, ein wenig zurück zu treten und uns Platz zu lassen, ihn umhüllen, um deren Erfahrung zu containen, sie in einen anderen inneren Raum bringen wie zB ihren Sicheren Ort oder wir bauen sonst irgendwie eine Grenze auf, die passend erscheint.
Anteile, die so stark auf uns einwirken, tragen oft viel Not. Sie können sehr bedürftig sein oder selbst völlig verwirrt. Innere Helferfiguren könnten ihnen die Unterstützung bieten, die sie brauchen, während wir einen Moment Zeit gewinnen u durchzuatmen und einen Plan zu entwickeln, wie wir weiter helfen können.
Die Erfahrung so den Kontakt zur Realität zu verlieren, nicht die Kontrolle über die Situation zu haben und das Gefühl verrückt zu werden, sind extrem beängstigend. Es hilft zu verstehen, was da passiert. Wir können da was gegen tun.
Solche Situationen enden manchmal in der Akutklinik, wenn die Überlagerung anhaltend ist, sodass wir nicht zu innerer Arbeit kommen, weil unser Kopf nie klar genug ist für eine Intervention. Wer in dem Bereich arbeitet, sollte sich bewusst sein, dass nicht alles, was danach aussieht als hätte jemand den Kontakt mit der heutigen Realität verloren auch bedeutet, dass wir in einen chaotischen Geisteszustand gerutscht sind. Manchmal erleben wir nur eine frühere Realität wieder, auf eine viel zu reale Weise.
André D. says
Ich danke dir. Ich konnte mich hiermit identifizieren. Die Bestätigung wirkt der Unsicherheit entgegen. Danke.
Lani says
Hilft uns so sehr…
Lani says
Ich danke dir… für Alles hier. Das ist so kostbar und hilft mir so sehr. Vielen Dank!