Seit Jahren bin ich auf der Mission ein Gleichgewicht für unser DIS System zu finden. Nicht nur irgendein Gleichgewicht, perfektes Gleichgewicht. Am Anfang war Chaos und ich habe Tagesstruktur wieder hergestellt. Dann kamen Rhythmus und Routinen und ein System um den Haushalt zu bewältigen. Und alle waren dankbar dafür.
Als nächstes habe ich versucht einen Tagesplan zu etablieren, mit genauen Zeiten, wann Innenkinder Spaß haben dürfen, wann Sport gemacht wird und wann wir unsere Teamsitzungen abhalten, sowie alles anderes, was wir brauchen, um als System perfekt zu funktionieren. Das war der Moment, wo ich auf Widerstand stieß. Obwohl wir uns einig waren, dass all diese Dinge wichtig sind, war es uns unmöglich, uns an den Plan zu halten. Es war ein Plan für ein perfektes Gleichgewicht, allerdings nur für ein System im Vakuum.
Wenn wir morgens aufstehen, ist die Stimmung nicht immer gleich. Schlaf war anders. Die inneren Beziehungen sind unterschiedlich. Die Herausforderungen des Tages unterscheiden sich. Selbst wenn wir nicht auch noch mit Flashbacks, emotionalen Triggern, Außenbeziehungen und was immer die Welt uns an diesem Tag sonst noch beschert zu tun haben. Mein perfekter Plan war wie Schrauben, die zu fest angezogen sind und das Material beschädigen; uns. Der Gedanke eines Planes, der jeden Tag in jeder Woche funktioniert, weil er in sich im Gleichgewicht ist, musste weichen.
Aber die Natur ist nicht ohne Gleichgewicht. Unsere Bauchspeicheldrüse setzt Insulin frei, um den Blutzuckerspiegel auszugleichen. Unser Herz reguliert Blutdruck und Puls bei Anstrengung. Wir halten selbst ein Gleichgewicht von Sauerstoff in unserem Blut, indem wir atmen. Die Natur hat kein absolutes Gleichgewicht, sie passt sich ständig an das an, was passiert.
Mit einem dissoziativen System ist das schwieriger. Dissoziation bedeutet, dass die innere Verbindung schwach ist und ein Gleichgewicht nicht natürlich entsteht. Normale Menschen ziehen sich eine Jacke an, wenn sie frieren. Wir müssen uns daran erinnern das Innenkind zu fragen, was Temperatur wahrnimmt, ob wir eine Jacke brauchen.
In der Natur kommt statisches Gleichgewicht nicht vor. Der Körper reguliert sich nicht auf einen perfekten Puls hin. Er hört niemals auf zu regulieren. Unsere Mission zum Gleichgewicht braucht ein relatives Gleichgewicht, was sich ständig verändert. Das war eine der schwersten Erkenntnisse überhaupt für mich, aber wir können niemals aufhören, die Balance zu halten, innerhalb des Systems und in Reaktion auf die Welt um uns herum. Diese Aufgabe wird uns begleiten, egal wie weit wir in unserem Heilungsweg kommen.
Wenn das unser Schicksal ist, sollten wir besser gut darin werden.
Ein gesunder Körper besitzt die Fähigkeit eine Situation zu erfassen, sagen wir mal den Blutzuckerspiegel, zu bemerken, wenn er zu hoch ist und zu reagieren, indem die Bauchspeicheldrüse aktiviert wird Insulin auszuschütten. Wenn der Körper nicht fähig ist auf die Situation zu reagieren, hat man Diabetes. Ein Mangel an Flexibilität in der Reaktion auf das, was innen und um uns herum vor sich geht, ist immer ein Anzeichen von Krankheit. Um gut darin zu werden zu jeder Zeit ein dynamisches Gleichgewicht zu halten, müssen wir uns vom Gedanken der Kontrolle lösen und uns statt dessen Flexibilität zuwenden. Ich bin selbst der Idee von Kontrolle sehr zugetan, aber das hat uns fast gebrochen. Flexibilität ist nicht ohne ein Element von Kontrolle, nur ist es Selbstbeherrschung in jeder gegebenen Situation, nicht Kontrolle über die Situation. Kontrolle ist ein Irrglaube. Flexibilität funktioniert, nur muss sie ständig in Bewegung bleiben.
Gebe ich jetzt also meine Pläne, Strukturen und Listen auf? Das wäre übertrieben. Ich strebe nach Flexibilität innerhalb der Strukturen, nicht nach Chaos (mehr zu Balance im Wertequadrat). Meine Pläne können nicht in Stein gemeißelt sein. Wir müssen jeden Tag nehmen, wie er kommt, unsere Aufgaben jeden Tag prüfen um zu sehen, ob sie möglich sind, mit dem System, was wir heute sind. Es bedeutet uns zu erlauben an schwierigen Tagen nicht perfekt zu sein und Aufgaben auch einmal ruhen zu lassen, wenn wir mitten in einer Jahrestagsreaktion sind. Und das ist nicht nur „ok“ so, es ist die gesunde Art, damit umzugehen. Ein gesundes System passt sich immer den Herausforderungen des Moments an. Ein gesundes System ist immer in Bewegung, immer am regulieren, immer am balancieren.
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