Es gibt einen Unterschied zwischen einer Diskussion/Verhandlung und Streit. Eines versucht ein Problem zu lösen, das andere jemandem sein Unrecht klar zu machen, oft mit Hilfe von Anschuldigungen, die zu Drama und Grenzverletzungen führen. Sich auf einen Streit einlassen bedeutet verletzt zu werden, für beide Seiten, während das Problem selbst ungelöst bleibt.
Wir benutzen ein idiotensicheres Konzept, um unsere Grenzen sicher zu halten.
Es beginnt damit, selbst ruhig zu bleiben und eine innere Distanz zur anderen Person/Anteil zu gewinnen. Das sind die da, die damit ringen sich selbst zu regulieren. Das muss dich nicht berühren. Du kannst einfach abwarten und beobachten. Los gelöst.
Es könnte helfen dir die Person/Anteil als eine 3-jährige in der Trotzphase vorzustellen.
Nun finde eine Position von Mitgefühl in dir. Das sieht so aus, als würde die echt mit schwierigen Gefühlen kämpfen. Das ist sicher schwer, das so intensiv zu fühlen. Bestimmt fühlt sich das auch sehr hilflos und außer Kontrolle an.
Bis hier hin hast du noch gar nichts geantwortet, du hast dich nur innerlich richtig positioniert:
los gelöst und mitfühlend
Übe diese innere Haltung. Du brauchst beides um weiter machen zu können.
Wenn du das drauf hast, kannst du Antworten, indem du einen der Einzeiler* aus der folgenden Liste verwendet:
„Ich weiß“
„Weiß ich nicht (was glaubst du)?“
„Das wäre möglich“
„Netter Versuch“
„Und was glaubst du wirst du jetzt machen?“
„Ich kann mir vorstellen, dass sich das so anfühlt“
„Schade. Wie traurig.“
„Danke, dass du mir das mitgeteilt hast“
„Kein Problem“
Du wirst praktisch zu einer Wolke und bietest keinen Widerstand. Du trittst einfach zur Seite und lässt sie im Kreis laufen, bis sie sich beruhigt hat. Dabei bewegt sich deine Grenze keinen Meter.
Eine solche Unterhaltung könnte folgendermaßen aussehen:
Du hast dein Gegenüber gebeten Verantwortung zu übernehmen und eine kleine Aufgabe zu erledigen.
„Aber ich will das nicht machen!“
„Ich weiß“
„Warum muss ich es dann!!“ (offensichtlich keine Frage)
„Ich weiß nicht. Was glaubst du?“
(Das bietet eine Gelegenheit aus dem Streit auszusteigen und nachzudenken, die hier nicht genutzt wird)
„Ich denke du bist gemein und willst nur, dass ich mich schlecht fühle!“
„Netter Versuch“ (nicht involvieren lassen)
(jammert höchst dramatisch) „Ich werde umkommen, wenn ich das jetzt machen muss“
„Ich kann mir vorstellen, dass sich das so anfühlt“ (mitfühlend lächeln)
„Du bist die schlechtest Gastgeberin/Mutter/Person überhaupt!“
„Das wäre möglich“ (mitfühlendes Nicken)
„Ich hasse dich, du bist nicht mehr meine Gastgeberin/Mutter/Lieblingsperson!“
„Schade. Wie traurig.“ (mitfühlend)
„Du…Ich…äh…“ (schnappt nach Luft)
Und sehr schnell gehen Dinge aus, die man noch sagen könnte. Indem du keinen Partner für ein richtiges Gespräch bietest, machst du es schwer dieses überhaupt aufrecht zu erhalten.
Diese Strategie wirkt bei allen Menschen in deinem Leben. Lerne die Einzeiler auswendig und such jeweils den aus, der am besten zur Unterhaltung passt. Das muss nicht mal immer Sinn ergeben. Grenzen können auf diese Art fast mühelos aufrecht erhalten werden. Auch mit passiv-aggressiven Menschen.
Wenn ihr Viele seid, könnt ihr das auch innerhalb des Systems nutzen. Das soll keine Verhandlungen ersetzen, aber es wird euch helfen, wenn jemand Streit sucht, vor allem wenn Innenkinder oder Teenies Grenzen testen. Starke Grenzen werden ihnen helfen sich sicher zu fühlen. Sie lernen, dass du nicht erschüttert werden kannst und bloße Lautstärke und Androhungen dich nicht beirren können. Das macht dich vertrauenswürdig.
Wenn du die Einzeiler verwendest, solltest du trotzdem offen bleiben für das wahre Problem hinter dem Verhalten. Das sollte gelöst werden. Manchmal ist da ein Bedürfnis nach Unterstützung. Du willst niemanden ruhig stellen. Du weigerst dich nur an einem Streit und einem Kräftemessen teilzunehmen, der eure Beziehung beschädigen würde.
Unsere Teenies verlieren sich manchmal in komplizierten Gefühlen, aber sie kennen diesen kleinen Tanz mittlerweile. In dem Moment, wo sie ein „netter Versuch“ hören, ist es als würden sie daraus aufwachen. Sie merken dann, dass sie die ganze Zeit über Einzeiler als Antwort bekommen haben und wissen, dieses Gespräch führt nirgendwo hin, sie müssen sich erst einmal beruhigen und das Problem noch mal anschauen. Unsere Teenies benutzen ein „netter Versuch“ auch mit den Erwachsenen, wenn diese Drama anfangen. Es ist zu einem Codewort im System geworden, was uns anzeigt, dass Kommunikation nicht gut läuft.
Das umzusetzen braucht Übung und vielleicht willst du dir die Einzeiler auch aufschreiben, damit du spicken kannst. Wenn das für dich selbstverständlich wird, bist du sehr nah dran cool zu sein.
*Die Einzeiler stammen von Love&Logic, die Kurse anbieten um starke Kinder zu erziehen und dabei bei Verstand zu bleiben. Wir haben einige ihrer Werkzeuge in „Kindererziehung mit Liebe und Vision“ von Danny Silk kennen gelernt, einem christlichen Erziehungsratgeber, der zum Fundament für unsere SystemArbeit geworden ist, nicht nur wenn es um Innenkinder geht. Wenn es dich nicht stört, dass Konzepte anhand biblische Beispiele erklärt werden, ist das eine gute Grundlage für gesunde (innere) Beziehungen.
Desiree says
Das ist wirklich sehr hilfreich, vielen Dank dafür.
Ich habe es ausprobiert und bin erstaunt über die Wirkung.
Tolles Werkzeug.