PTBS macht die Emotionsregulation besonders schwierig (Mehr). Deswegen werden wir uns anschauen, wie man mit verschiedenen Emotionen umgeht.
Bevor wir das tun können müssen wir uns allerdings noch um etwas kümmern, und das ist Hyperarousal (Flight/Fight Reaktion)
Menschen unterscheiden sich da in ihren Tendenzen. Manche gehen meistens in den Kampf Modus, andere spüren das so gar nicht oder sind so erschreckt von ihren eigenen Aggressionen, dass sie sich zur Flucht wenden.
Hyperarousal (Flucht) ist nicht Angst, aber die Handlungsimpulse sind ähnlich, nämlich weg laufen oder verstecken. Wir können Hyperarousal, was eine physiologische Anspannung ist, nicht mit den psychologischen Werkzeugen behandeln, mit denen wir Emotionen regulieren. Unsere Emotionen ergeben in der Regel Sinn, sie können analysiert werde und wir finden spezifische Bedürfnisse, die sie antreiben. Hyperarousal ist ein kopfloser, Instinkt gesteuerter Zustand, der undifferenzierte Versuche von Entkommen bewirkt.
Vielleicht gehen wir in harmlosen Alltagssituationen in Hyperarousal und laufen wortwörtlich davon. Das kann Störungen verursachen, wenn es bei der Arbeit, in der Öffentlichkeit oder während der Therapie passiert. Wenn wir keinen Weg sehen, um aus einer Situation zu kommen, wenden wir uns unterbewusst dem Verstecken zu, was direkt in die Dissoziation führen kann oder zumindest ungewollte Aufmerksamkeit auf uns zieht. Andere Menschen bemerken unsere gestressten Versuche uns zu verstecken/Schaden zu vermeiden und sie verstehen nicht, was wir da tun, weil sie selbst keine Bedrohung wahrnehmen.
Hyperarousal bedeutet, dass eine Menge Energie aktiviert ist und durch den Körper schwirrt, bereit um für Kampf/Flucht eingesetzt zu werden. Während die Fight-Reaktion oft von einer nervösen Energie in den Armen begleitet ist (zum Angriff), zeigt sich die Flight-Reaktion vielleicht in einer ruhelosen Energie in den Beinen (zum weg rennen). Es könnte helfen, Skills zu verwenden, die die Beine mit einbeziehen, um die Anspannung zu reduzieren. Zum Beispiel:
- eine tatsächliche Renn-Bewegung im sitzen oder stehen
- Jump squats
- Zehenstand
- Stehende Tritte wie beim Kickboxen
- gegen einen Widerstand drücken
- hart mit dem Fuß aufstampfen
Ich persönlich spüre selten einen Impuls zu rennen und die Energie ist diffuser. Ich neige klar zum verstecken.
Ich erlange gute Ergebnisse mit bilateraler Stimulation. Beispiele dafür
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abwechselnd das rechte/linke Knie antippen
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Klatsch-Spiele für Innenkinder
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Schmertterlingsumarmung (butterfly hug)
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bilaterale Töne über Kopfhörer (findet man auf Youtube)
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oder sogar Augenbewegung wie in EMDR (Bitte nicht ohne Anleitung deiner T probieren!! Besonders bei Menschen mit DIS kann bilaterale Stimulation manchmal die dissoziativen Barrieren zwischen Anteilen reduzieren und das könnte mehr Probleme bereiten, als du ohnehin schon hast.)
Wenn ich mit leichtem Hyperarousal ringe benutze ich EFT/Tapping. Ich habe dazu sehr unterschiedliche Meinungen gehört, von “Pseudowissenschaft” bis “Trauma Studien finden Effekt”. Ich selbst glaube gar nicht an das energetische Konzept dahinter, aber es hilft mir trotzdem.
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Wenn wir im Flight Modus sind statt in Fight, ist es oft einfacher Co-Regulation von anderen Menschen anzunehmen. Zwischenmenschliche Regulation ist eines der stärksten Werkzeuge, was wir haben, um uns zu beruhigen. Das kann von besser regulierten Leuten um uns herum angeboten werden oder wir Erinnerung uns an eine sichere Person.
Neuere Studien zeigen, dass alleine mit jemandem zu reden unser Nervensystem beruhigt.
Das tut auch sichere Berührung, sogar wenn das nur ein Hände halten ist. Wenn du es achtsam machst, kannst du auch deine eigene Hand halten und einen Unterschied merken.
Das ist besonders nützlich, wenn ihr Viele seid und es da Anteile Innen gibt, die in Hyperarousal sind, die Frontperson aber nicht. Es ist unheimlich trickreich solche Anteile zu beruhigen, wenn sie keinen Kontakt zur Außenwelt haben (Mehr). Ihr Verstand ist nicht in einem Zustand, der für Argumente oder Grounding zugänglich ist, aber vielleicht sind sie orientiert genug um ein wenig Kontakt mit dem Körper zu haben. Lade dysregulierte Anteile ein, ihr Bewusstsein in eine eurer Hände zu senden und halte diese Hand dann sanft mit der anderen, wobei du Unterstützung, Wärme, Stabilität und Stärke vermittelst. Das kann ihnen das Gefühl geben nicht alleine oder in TraumaZeit zurückgelassen zu sein, eine tröstende Gegenwart in der Dunkelheit.
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Atemübungen helfen unserem Nervensystem sich schnell zu beruhigen. Das umfasst auch das Atmen zusammen mit jemand anderem, summen oder singen.
Du kannst auch Musik zur Regulation verwenden. Mach ein Lied an, dass zu deinem aktuellen Anspannungszustand passt. Als nächstes wähle ein Stück, was ein wenig ruhiger ist. Du kannst dich achtsam zurück in dein Lernfenster hören, wenn du dir eine Playliste für solche Gelegenheiten zusammenstellst.
Die Natur ist wie Medizin. Auch nur Bäume, Blumen, Gras und natürliche Wasserquellen anzusehen, löst unseren Stress auf. Ein Spaziergang wäre super, aber wenn kein Park in der Nähe ist, google Bilder für Dinge wie “atemberaubender See” oder “Berg im Sonnenuntergang” oder “versteckte Bucht”. Such dir ein Bild aus, was dir gefällt und wähle dann einen Platz im Bild, wo du gerne wärst. Dann stell dir vor dort zu sein, atme die frische Luft und nimm die Umgebung in dich auf.
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Diese Teilung zwischen Flight und Fight ist natürlich eine künstliche. Das beschreibt nur Tendenzen, aber es ist normal zwischen beidem in Sekundenbruchteilen zu wechseln. Das sind wie zwei Seiten einer Münze, die Hyperarousal heißt. Mehr zu fight
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Wenn du ausreichend ruhiger geworden bist, kannst du mit weiteren stabilisierenden Maßnahmen weiter machen wie Diskrimination oder einem Realitäts-Check. Oder du gehst über dazu deine Gefühle zu identifizieren und zu regulieren. Achte immer darauf innerhalb deines Lernfensters zu bleiben. Wenn die Interventionen hier nicht stark genug sind, findest du hier weitere DBT Skills.
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