Trauma ist voller Schmerz und unerträglicher Gefühle. Es ist eine natürliche Reaktion, das nicht erleben zu wollen. Also lassen wir unsere Gefühle taub werden, lösen uns von unserer Wahrnehmung für den Körper und vermeiden die Erinnerungen. Das ist eine sehr nützliche Strategie, um durch das Trauma zu kommen, ohne es vollständig erleben zu müssen. Aber es hinterlässt Spuren in unserem Körper und Geist. Das Produkt davon wird später als PTBS und Dissoziation diagnostiziert werden.
Eine der Aufgaben, der wir uns auf unserem Heilungsweg von PTBS stellen müssen, ist zu lernen wieder bei uns zu bleiben, statt mit Hilfe von Dissoziation „weg zu gehen“.
Bei unseren Gefühlen bleiben
Vielleicht haben wir Angst vor unseren Gefühlen. Sie scheinen überwältigend, zerstörerisch, bodenlos oder zu schmerzhaft. Aber der Preis für emotionales Taubheit ist hoch. Es bedeutet vielleicht auch keine positiven Gefühle wahrnehmen zu können, die Fähigkeit für Empathie zu verlieren und mit einem tiefen Gefühl von Entfremdung und Nicht-dazu-gehören zu leben, manchmal sogar mit dem Gefühl gar nicht lebendig zu sein.
Zu lernen bei unseren Gefühlen zu bleiben braucht Zeit und du musst das nicht alles auf einmal machen. Du kannst damit anfangen dir zu erlauben eine Tropfen zu fühlen, eine Prise, einen Fingerhut voll. Begrenze die Zeit, die du mit deinem Gefühl verbringst, die kannst mit einem Moment anfangen. Mit der Zeit kannst du deine Toleranz fürs Fühlen erweitern. Achte darauf, nicht zu viel Zeit mit Gefühlen wie Schuld und Scham zu verbringen. Das sind in der Regel nicht die, die wir dissoziieren und sie brauchen keine spezielle Aufmerksamkeit. Wenn du statt dessen versuchst bei deiner Wut, Traurigkeit und sogar Ängstlichkeit zu bleiben, kann dir das helfen zu heilen und das Leben zu managen, ohne so viel zu dissoziieren.
Beginne damit bei deinen Gefühlen zu bleiben, die mit deinem alltäglichen Leben zu tun haben, nicht mit Trauma. Das wird dir helfen deine Angst vor Gefühlen zu verlieren. Sie sind vielleicht unangenehm, aber nicht gefährlich. Gut geerdet kannst du üben wie man die managed.
Später, wenn du mehr Sicherheit darin hast bei deinen Gefühlen zu sein und sie zu regulieren, kannst du dir die intensiveren Gefühle anschauen, die mit dem Trauma verbunden sind.
Trauma Bearbeitung geht in der Regel in eine Phase des Trauerns über, das bedeutet, bei deiner Traurigkeit zu bleiben, bis die Wunde sich schließt.
Bei unserem Körper bleiben
Als das Trauma passiert ist, war unser Körper direkt an der Front des Geschehens. Es ist eine natürliche Reaktion uns von der Wahrnehmung unseres Körpers zu entfernen und ihn zu dissoziieren. Den Körper wahrzunehmen kann unangenehm sein. Da ist vielleicht Schmerz, bestimmte Körperteile oder Haltungen erinnern uns ans Trauma, es gibt Gefühle wie Hunger oder Durst, die ungemütlich sind. Andererseits ist es unmöglich irgendeine Form von Genuss zu erleben, ohne dafür unsere Sinne zu gebrauchen. Um sichere und positive Erlebnisse im Heute zu machen, brauchen wir unseren Körper. Die PTBS Forschung zeigt, dass das gezielte Üben bei unserem Körper zu sein einen großen Teil der Heilung ausmacht, und es braucht nicht einmal eine Exposition ,um das zu praktizieren.
Achtsamkeit: Der Kerngedanke von Achtsamkeit ist gelenkte Aufmerksamkeit, die zu einem Anstieg in unserem bewussten Gewahr-werden von Dingen führt. Beginne damit dir Genussmomente zu schaffen und erlebe sie achtsam. Sei bei deinem Körper, während du deinen Kaffee trinkst, dein Eis isst, eine erfrischende Dusche nimmst oder an deinen Blumen riechst. So bringst du dir bei, dass es heute sicher ist deinen Körper wieder wahrzunehmen.
Wenn du dann weiter gehst und bei deinem Körper bleibst, selbst wenn das eine unangenehme Erfahrung ist, erinnere dich an das Grundprinzip von Achtsamkeit: urteile nicht. Unsere eigene Bewertung zB „das ist furchtbar“ verstärkt das wahrgenommene Leid. Statt zu bewerten können wir beschreiben, wie es sich anfühlt und neutral bleiben. So kannst du lernen, dass es, selbst wenn es sich unangenehm anfühlt, trotzdem sicher ist.
Yoga: Im Yoga kombinieren wir Achtsamkeit für den Körper und den Atem, während wir uns bewegen und verschiedene Posen einnehmen. Diese Posen sind mal angenehm, mal unangenehm und Yoga kann dir beibringen bei dir zu bleiben, egal was kommt. Es kann auch dein Bewusst-sein für deinen ganzen Körper verbessern. Achtsamkeitsübungen konzentrieren sich oft auf Teile des Körpers oder einen bestimmten Sinn. Viele Yoga Posen machen es erforderlich sich bewusst zu sein wo jeder Teil des Körpers sich in diesem Augenblick befindet. Dadurch wirkt es der durch Dissoziation fragmentierten Wahrnehmung des Körpers entgegen. Mit achtsamen Übungen die mit Bewegung verbunden sind (das könnte auch Qi Gong oder achtsames Laufen usw sein) kannst du dich auch trainieren, in deinen täglichen Aktivitäten bei deinem Körper zu bleiben und im Körper zu leben.
Bei unseren Erinnerungen bleiben
Wusstest du, dass unser Gehirn keine richtigen Erinnerungen formen kann, wenn wir in einem dissoziierten Bewusstseinszustand sind? Deswegen vergessen wir manchmal große Teile des Tages, obwohl wir aktiv waren und nicht nur Löcher in die Luft gestarrt haben. Es wird in der Erinnerung nicht richtig abgespeichert. Bei uns zu bleiben bedeutet, uns eine Chance zu geben neue, andere Erinnerungen zu schaffen, als die durch Trauma eingebrannten. Wenn du einen wichtigen Moment in Erinnerung behalten willst, achte darauf ihn achtsam zu erleben. Das erhöht deine Chance, dass er richtig verarbeitet und zu einer bleibenden Erinnerung wird.
Trauma Erinnerungen scheinen zu schmerzhaft um sie zu erinnern. Es ist eine natürliche Reaktion sie zu vermeiden, zu verdrängen und oft auch zu dissoziieren, sodass wir eine Amnesie für das erlebte haben. Um nicht an Traumatisches erinnert zu werden, schränken wir unser Leben ein, gehen nicht an bestimmte Orte, ziehen bestimmte Kleidung nicht an, reden nicht mit bestimmten Menschen, die Möglichkeiten von Vermeidung sind endlos. Aber sie führen zu Unmöglichkeiten in unserem Leben und schränken unsere Freiheit ein.
Keine noch so gute Vermeidung reicht aus: früher oder später werden Erinnerungen getriggert und wir werden überflutet; wir erleben einen Flashback.
Trauma Erinnerungen sind anders gespeichert als normale Erinnerungen. Sie wurden nicht richtig verarbeitet, als das Trauma passierte. Das bedeutet, das einfach nur bei der Erinnerung sein (wiedererleben) nicht ausreicht, wir brauchen einen Therapeuten und spezielle Techniken um sie zu prozessieren, sodass sie in unsere Erinnerung integriert werden können. Erst dann können wir bei unserer Erinnerung sein und nicht überwältigt werden.
Trauma Bearbeitung erfordert es, auf verschiedenen Ebenen bei dir zu sein.
Du musst bei deinen Erinnerungen von dem was passiert ist bleiben, während du auch mit der Gegenwart verbunden bleibst.
Bei den Erinnerungen an deine Gefühle bleiben, während du mit deinen aktuellen Gefühlen verbunden bleibst.
Bei deinen Erinnerungen von Körperwahrnehmung bleiben, während du erlebst, wie sich dein Körper gerade anfühlt.
Darin besteht das Grundprinzip jeder Technik zum Prozessieren von traumatischen Erinnerungen.
Deswegen ist es unschätzbar wichtig zu üben bei uns selbst zu sein. Das verbessert nicht nur die Lebensqualität im Heute, es ist auch die Grundlage zum Prozessieren der Vergangenheit, was wiederum unsere Kapazität erhöht, den Rest unseres Lebens glücklich zu sein.
Dissoziation von uns selbst gehört der Vergangenheit an. Um uns eine bessere Zukunft zu erschaffen, müssen wir lernen wieder mehr bei uns zu bleiben.
S says
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