Alle Menschen sind machtvoll. Aber manche von ihnen wissen es noch nicht. Oder sie verwechseln Macht mit Kontrolle oder Einschüchterung.
Im Zentrum davon eine machtvolle Person zu sein steht Selbstbeherrschung: die Fähigkeit Entscheidungen zu treffen und sie umzusetzen, unsere eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu regulieren und Verantwortung für unser eigenes Leben zu übernehmen. Selbstbeherrschung bedeutet, dass wir aktiv unsere Freiheit verwalten.
Trauma kann uns blind machen für unsere Freiheit, weil wir Hilflosigkeit mit Machtlosigkeit verwechseln. Missbrauch hat unsere Entscheidungsmöglichkeiten eingeschränkt, sie aber nie abgeschafft. Unsere Freiheit kann nie ganz von uns genommen werden, wir können immer wählen, was bedeutet, dass wir niemals völlig von jemand anderem kontrolliert werden können. Sie können dem Körper gegenüber Gewalt anwenden, aber der Geist bleiben frei. Sie können nicht kontrollieren, was wir denken oder wie wir fühlen. Wenn wir uns entscheiden zu vergeben, könnten sie uns nicht aufhalten. Unsere innere Einstellung gehört alleine uns und kann nur von uns selbst kontrolliert werden.
Genau genommen ist sogar unsere Dissoziation ein Ausdruck unserer Macht. Sie konnten uns nicht zwingen präsent zu bleiben. Und selbst in den schlimmsten Situationen, wo sie versucht haben zu bestimmen, wie wir abspalten, war die Kontrolle nicht perfekt und es gibt Anteile, die sich dem entzogen haben. Es gibt eine Freiheit, die der menschlichen Seele inne wohnt, die ihr nicht genommen werden kann. Das ist die Quelle unserer Macht. Kein Mensch kann uns kontrollieren. Das ist ein großes Konzept, aber wenn wir es verstehen, wir es unser Leben auf den Kopf stellen.
Wenn wir unsere Freiheit und unsere Wahlmöglichkeiten erforschen, werden wir entdecken, dass unser Leben unserer eigenen Kontrolle unterliegt. Wir erkennen das in der Art, wie wir unsere Sätze formulieren. „Ich muss das tun“ wird zu „Ich entscheide mich dafür, weil ich die Konsequenzen mag“, und „Ich kann nicht länger bleiben“ wird ersetzt durch „Ich werde jetzt gehen, weil mir mein Schlaf wertvoll ist“. Wir hören auf zu sagen „er hat mich wütend gemacht“, weil wir genau wissen, dass das nicht möglich ist, er kann uns nicht kontrollieren, und geben statt dessen zu „Ich bin wütend“, in dem Wissen, dass wir dieses Gefühl ändern können, wenn wir uns dafür entscheiden.
Wenn wir mit einem Problem konfrontiert sind, wo wir tatsächlich hilflos sind, wissen wir, dass wir immer noch mächtig sind, etwas dagegen zu tun, wie um Hilfe zu bitten, Therapie zu nutzen oder einen Teil des Problems zu finden, den wir beeinflussen können.
Zu verstehen, dass wir eine machtvolle Person sind, ist der Schlüssel, um eine Opfermentalität und chronische Hilflosigkeit zu überwinden. Wir beginnen zu passieren, statt der Welt zu erlauben uns zu passieren.
Hier sind einige Merkmale einer machtvollen Person.
Du
- verwaltest deine Ressourcen wie Zeit, Geld, Energie oder Aufmerksamkeit gut
- sagst „Nein“ zu Dingen, die du nicht willst oder die dir schaden
- lebst Selbstfürsorge
- drückst deine Gefühle und Bedürfnisse aus
- kümmerst dich um deine Bedürfnisse und Wünsche
- bittest um Hilfe, wenn du etwas nicht schaffst
- kennst deine Grundwerte
- setzte Grenzen
- konfrontierst Verhalten, was deinen Beziehungen schadet
- verzichtest auf Strafe als Beziehungswerkzeug
- hast nicht das Bedürfnis andere Menschen zu retten
- regulierst deine Emotionen und lässt andere ihre regulieren
- übernimmst Verantwortung für dein Handeln, und deine Fehler, und lernst daraus
- sagst was du tun wirst, statt anderen zu sagen, was sie tun sollen
- benutzt Verletzlichkeit in deiner Kommunikation anstatt Manipulation, Kontrolle oder Einschüchterung
- teilst deine Wahrheit und hörst der Wahrheit anderer Menschen zu
- weißt, dass andere Menschen auch machtvoll sind und behandelst sie entsprechend
- respektierst die Grenzen, Bedürfnisse, Werte und Entscheidungen anderer
- hast deine eigenen Ziele und verfolgst sie
- bist frei zu lieben und geliebt zu werden
- ….
- ….
Vieles davon hatte auf Grund von Vernachlässigung, schädlicher Erziehung und Missbrauch nie eine Chance in unserem Leben zu wachsen. Es ist nicht zu spät diese Reife in unserer Persönlichkeit zu entwickeln und zu lernen, so zu sein. Es braucht Zeit, aber das ist es wert. Warum? Weil es die ständige Angst aus unserem Leben entfernt. Machtvoll zu sein fühlt sich gut an. Es fühlt sich frei an.
Der Mensch ist keine Insel und wir kommen jeden Tag in Kontakt mit anderen Leuten. Manche von ihnen wissen, dass sie machtvoll sind, andere nicht. Beziehungsmuster könnten so aussehen:
‘Machtlos’ + ‘Machtlos’ = kontrollierend
Statt sich selbst zu managen versucht jeder ängstlich den anderen zu managen.
Machtvoll + ‘Machtlos’ = abhängig
Einer managed immer erschöpft den anderen, der abhängig ist und insgeheim verärgert.
Machtvoll + Machtvoll = frei
Beide managen sich selbst. Hier kann Liebe wachsen.
Wenn wir gerade erst lernen in unsere Identität als machtvolle Menschen hineinzuwachsen, sollten wir aufpassen, uns nicht in Drama reinziehen zu lassen, wenn uns ‘machtlose’ Menschen begegnen. Sie sind genau wie wir, frei und mächtig und fähig Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Das bedeutet, dass sie nicht vor ihren Entscheidungen oder den Konsequenzen ihrer Entscheidungen gerettet werden müssen. Wenn wir das für sie übernehmen, nehmen wir ihnen sogar die Chance zu lernen, wie man machtvoll ist. Sie brauchen nicht von uns kontrolliert zu werden (wir wissen ja schon, dass das gar nicht möglich ist) und sie brauchen nicht von uns reguliert zu werden.
Um aus einer ungesunden Dynamik mit ‘machtlosen’ Menschen auszusteigen, können wir nicht verlangen, dass sie sich ändern. Wir müssen uns ändern, damit machtlose Taktiken wie Manipulation, Kontrolle oder Einschüchterung bei uns nicht mehr greifen. Das heißt wir müssen stark werden in Selbstbehauptung und im Grenzen setzen.
Es hilft, machtvolle Menschen zu finden und Zeit mit ihnen zu verbringen. Sie können uns vormache,n wie man kommuniziert und uns Hinweise geben, während wir lernen. Fehler machen ist kein Problem. Weil wir für sie verantwortlich sind, können wir sie beheben und sie können zu wichtigen Lektionen werden, die uns mehr Sicherheit in unseren sozialen Fähigkeiten verschaffen.
Das Streben danach eine machtvolle Person zu werden, wie sie oben beschrieben ist, hatte den größten Einfluss auf meine eigene Heilung von komplexer PTBS. Kein Therapiewerkzeug und keine Bearbeitung von Erinnerungen hatte den selben befreienden Effekt. Ich hoffe du denkst darüber nach, ob das auch ein Ziel für dich sein kann.
Mehr dazu, warum das alles wichtig ist in Wo die Liebe wächst
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