Es gibt kein Medikament, was PTBS oder DIS heilt. Wenn dir jemand was anderes erzählt, weiß derjenige offensichtlich nicht worüber er redet. Beende das Gespräch. Das wird dich nicht weiter bringen.
Viele Patienten nehmen trotzdem Medikamente, weil die bei bestimmten Symptomen wie Schlafstörungen, Depression oder Angstzuständen helfen.
Ich werde euch nur ein paar allgemeine Informationen geben, ihr müsst mit eurem Arzt darüber reden!
Es gibt verschiedene Gruppen von Medikamenten.
Benzodiazepine:
Wie Rivotril, Tafil, Valium oder Tavor; die helfen sehr gut Angst, extreme innere Anspannung und Hyperarousal zu reduzieren. Man entwickelt allerdings auch eine Toleranz dafür und sie können abhängig machen. So was sollte nur selten und in Notfällen verwendet werden, nicht jeden Tag. Wenn es ein Notfall ist und du das verschrieben bekommen hast, ist es ok das auch zu nehmen, das macht nicht sofort abhängig. Die sind nicht böse, man sollte nur umsichtig damit umgehen.
Schlaftabletten:
Wie Zolpidem, Zopiclon oder Zaleplon; die können dir helfen zu schlafen, haben aber den selben Haken wie Benzos: Toleranzentwicklung und mögliche Abhängigkeit. Das kann eine gute Möglichkeit sein, dir eine Atempause zu verschaffen, wenn die Schlafstörungen unerträglich werden, sind aber nicht für den Langzeitgebrauch gedacht.
Antidepressiva:
Es gibt verschiedene Sorten von Antidepressiva, die etwas unterschiedlich wirken. Die Hauptgruppen sind SSRIs (wie Fluoxetin, Sertralin oder Paroxetin), SNRIs (wie Duloxetin oder Velafaxin), trizyklische (wie Imipramin) und tretazyklische Antidepressiva/ NASSAs (wie Mirtazapin) sowie MAO-Hemmer (die kaum noch verwendet werden). Deine Ärztin wird dir geduldig erklären, wie die funktionieren und was für dich und deine Umstände das Passende sein könnte. Antidepressiva haben oft Nebenwirkungen wie die Unfähigkeit tiefe Gefühle wahrzunehmen, Veränderungen in Appetit oder Geschlechtstrieb usw. und es dauert vielleicht eine Weile, bis du etwas passendes gefunden hast. Hab keine Scheu etwas anderes zu probieren, wenn eins nicht klappt. Die Liste von Antidepressiva ist lang genug. Manche helfen auch mit Schlafstörungen, Albträumen oder Angst, ohne dabei abhängig zu machen. Deswegen gibt dir dein Arzt vielleicht Antidepressiva, um diese Probleme zu behandeln, auch wenn du dich nicht besonders deprimiert fühlst. Du solltest niemals plötzlich aufhören Antidepressiva zu nehmen. Rede mit deiner Ärztin darüber, wie du erst mal die Dosis reduzieren kannst, um das langsam abzusetzen.
Neuroleptika:
wie Haldol, Zyprexa, Risperdal, Abilify, Seroquel, Chlorpromazin oder Atosil (von hoch- zu niedrigpotent); Die sind eigentlich für schizophrene Menschen mit überaktiven Gehirnen gedacht. In der Regel tun sie zwei Dinge: dich beruhigen und dein Gehirn/deine Gedanken verlangsamen. Sie unterscheiden sich darin, wie sehr sie das erste oder das zweite tun. Manche könnten helfen, wenn dich Grübeln nachts wach hält und sind eine sichere Lösung für Schlafstörungen. Manche Medikamente dieser Klasse können helfen innere Anspannung und Hyperarousal zu reduzieren. Wenn du etwas zu starkes nimmst, bist du praktisch Gemüse, weil dein Gehirn kaum drei klare Gedanken zusammen bringt.
Ich sehe mit etwas Sorge, dass diese Kategorie immer mehr für die Behandlung von PTBS verwendet wird. Das Sedieren und „Gedanken wegnehmen“ könnte unter Umständen das Lernen von Selbstregulations-Fähigkeiten behindern und ersetzt einfach keine Trauma Arbeit. Sich damit zufrieden zu geben verhindert Heilung.
Viele DIS Patienten erhalten aufgrund einer Fehldiagnose Neuroleptika, um die inneren Stimmen „weg zu machen“. Das ist keine DIS Behandlung, tatsächlich eher Miss-be-handlung. Bei manchen funktioniert es einfach nicht, die Stimmen gehen nicht weg. Bei anderen werden die inneren Kommunikationswege getrennt, aber das löscht die Anteile nicht aus. Es macht dich nur hilflos, dich richtig um sie zu kümmern. Emotionale Anspannung könnte sich aufbauen und die Situation zur Krise werden. Darum sind hoch-potente Neuroleptika in der Regel nicht hilfreich für den Alltag mit DIS.
Es gibt allerdings eine spezifische Situation, wo sie helfen. Manchmal sind Systeme gefangen in anhaltenden schnellen Wechseln, was genauso erschöpfend wie verwirrend ist. Das ist oft eine Krisensituation und hoch-potente Neuroleptika können die Switches verlangsamen. Keine ideale Lösung, manchmal aber notwendig.
Andere:
Es gibt eine große Anzahl anderer Sorten Medikamente, die verwendet werden, um PTBS Symptome zu reduzieren. Einige davon waren ursprünglich dafür gedacht bei Allergien, Epilepsie oder Bluthochdruck zu helfen. Wenn deine Ärztin dir so was anbietet, hat sich sich nicht bei der Diagnose geirrt. Tatsächlich weiß sie vielleicht sehr genau, was sie da tut. Wenn du mit irgendwas unsicher bist, stell Fragen.
Wenn ihr Viele seid, stellt ihr vielleicht fest, dass Medikamente nicht immer das tun, was sie sollen. Hier sind einige Probleme die auftreten könnten:
- nichts passiert, ihr scheint immun zu sein oder eine sehr hohe Dosis zu brauchen
- die Wirkung lässt schneller nach, als sie sollte
- ihr erhaltet keine stabile Wirkung, einen Tag haut es euch um, an einem anderen ist es nicht genug
- die Wirkung zeigt sich nur für den Anteil vorne, der die Medis genommen hat, aber bei keinem anderen Anteil
- die Wirkung landet unberechenbar bei irgendwem im System, nur nicht da, wo sie ankommen sollte
- die Wirkung zeigt sich bei allen außer dem Anteil vorne, der die Medis genommen hat
- die Wirkung oder der genaue Wirkstoff triggern, weil sie zu TraumaZeit verwendet wurden oder an Medikamente erinnern, die in TraumaZeit verwendet wurden.
- das System hat gelernt der Wirkung zu widerstehen oder sie abzuspalten (vor allem bei komplexer DIS/MC)
- manche Anteile reagieren allergisch, andere nicht
- ….
- ….
Natürlich kann es auch einen Tag so sein, am nächsten ganz anders. Und vielleicht habt ihr auch gar keine Probleme.
Manchen Systemen hilft es, wenn immer der selbe Anteil Vorne ist, um die Medikamente zu nehmen. Bei anderen macht das keinen Unterschied.
Der dümmste Zeitpunkt wo DIS und Medikation unglücklich aufeinander treffen können, ist bei Narkosen für Operationen. Es gibt Berichte, dass Leute zu früh aufgewacht sind. Wir haben uns umgehört und es sieht so aus, als sei das bei bestimmten Menschen ein anhaltendes Problem, während die meisten das nicht erleben. Wenn du also schon einmal ohne Probleme Narkose hattest, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, die jetzt plötzlich zu entwickeln. Es wäre trotzdem gut, mit dem behandelnden Arzt über DIS-spezifische Probleme mit Medikamenten zu reden, damit besonders darauf geachtet wird.
[Wenn Sie ein Arzt sind, bitte glauben Sie Ihren DIS Patienten, wenn diese über Unregelmäßigkeiten in der Wirkung von Medikamenten berichten. Ich weiß, dass das nicht logisch erscheint, es ist ein und der selbe Körper, der da behandelt wird, warum sollten solche merkwürdigen Dinge passieren? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es passiert. Wir selbst sind, klinisch getestet, hoch resistent für Benzodiazepine und völlig immun gegen Schlafmittel, unsere extremen Schlafstörungen lassen sich aber erfolgreich mit der kleinsten Dosis des niedrig-potentesten Neuroleptikums behandeln. DIS ist nicht immer logisch. Bleiben Sie neugierig.]
Medikamente können dich dabei unterstützen deine Symptome zu managen. Sie sind keine Lösung oder gar Heilung. Sie sind nur eine Ergänzung zur Therapie, bis du ohne auskommst.
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Crushed says
Thanks for this excellent text….this is really true…..kind regards from me/us