Auf unserem Heilungsweg werden wir einiges erleben, das zu groß für uns ist, zu einschüchternd und erschreckend oder so beängstigend, dass es uns aus dem Stresstoleranzfenster raus wirft, weil wir keine Kapazität haben, um damit zu arbeiten. Wenn es um Erinnerungen geht, können wir immer versuchen, die zu containen. Aber was, wenn es Sachen sind, die sich nicht einfach wegpacken lassen, wie unsere Beziehung mit einem Anteil oder wichtige Gefühle? Und was, wenn wegschieben keine ausreichend gute Lösung mehr ist und wir uns wirklich darum kümmern müssen?
Klassische Exploration
Es ist häufig so, dass Ts uns bitten, ein Gefühl zu beschreiben, indem wir ihm eine Form, Farbe, Temperatur, ein Material usw geben. Wir wählen Symbole, die die Erfahrung leichter durch Sprache zugänglich machen und es dadurch einfacher machen, sie zu begreifen. Wenn wir mit Ego State Ansätzen arbeiten, werden wir wahrscheinlich gebeten, einen Anteil zu beschreiben, wie der aussieht, wie er sich typisch verhält und was er häufig sagt usw. Indem wir ein inneres Bild zu unserem Erleben erschaffen, machen wir es einfacher, mit der Erfahrung in Kontakt zu kommen. Das Problem ist nur, dass die Vorstellung davon, dass diese Dinge in uns drin sind, überfordern kann. Es wird zu real.
Externalisieren
Die Lösung ist, die Erfahrung aus unserem Körper heraus zu bewegen. Wir machen das gleiche, was wir sonst tun, wenn wir eine Erfahrung erforschen, aber diesmal lassen wir das Bild direkt vor uns entstehen und nicht in einem inneren Raum. Dann nehmen wir die ganze Erfahrung und stellen uns vor, dass wir sie in eine entfernte Ecke des Zimmers bewegen. Wenn das nicht weit genug weg ist, stellt das vors Gebäude oder 3 Blocks entfernt ab, was immer es braucht, um euch damit sicher zu fühlen. Plötzlich ist es kein inneres Erleben mehr. Da ist etwas Abstand zwischen uns und dem, was uns so schlimm Angst macht. Wir können uns einen Moment Zeit nehmen, um diesen Abstand zu untersuchen, um uns zu helfen, uns wieder zu regulieren. Das gruselige Ding ist da drüben, aber das greift uns nicht an und macht überhaupt nichts. Es ist nur da. Genau wo wir es hin getan haben. Das kann ein bisschen wirken wie ein Zaubertrick, weil es zu einer sofortigen Entlastung kommen kann. Es ist nicht mehr innen, wo wir deswegen fast die Kontrolle verloren hätten.
Mit der Erfahrung arbeiten
Sobald wir uns beruhigt haben, können wir rüber schauen, wo wir unsere Erfahrung hin getan haben und prüfen, wie wir darüber fühlen. Unsere Gefühle können dramatisch anders sein als vorher, Metagefühle quasi. Weil wir nicht mehr in einer Stressreaktion sind, können wir uns das Problem aus einer neuen Perspektive anschauen.
Es könnte ok sein, es jetzt so zu lassen, den Abstand zu halten und uns zu regulieren. In Fällen, wo es wichtig ist, dass wir mit der Erfahrung arbeiten, können wir entscheiden, was wir damit tun wollen. Wir müssen ihr nicht näher kommen. Vielleicht gibt es etwas, was wir der Erfahrung sagen wollen, um über die Distanz hinweg ein Gespräch zu beginnen. Wir könnten uns kreative Wege ausdenken, sie zu verändern, indem wir was weg nehmen oder hinzufügen, Farbe oder Material ändern oder was immer zur Situation passt. Vielleicht stellen wir einen großen Filter in den Raum zwischen uns, sodass wir, wenn wir Kontakt herstellen, nur mit bestimmten Aspekten des Erlebens zu tun haben oder mit einer sehr viel niedrigeren Intensität.
Es funktioniert in der Regel am besten, wenn wir unsere natürlichen Handlungsimpulse bemerken und dann prüfen, ob das hilfreich ist oder nicht. Wenn unsere Impulse sehr aggressiv sind, haben wir vielleicht schon das nächste gefunden, was wir externalisieren und in einer anderen Ecke abstellen können für später. Wie die Impulse helfen uns auch unsere Bedürfnisse und zeigen uns, was wir eigentlich wollen und brauchen.
Achtet immer darauf, dass ihr in euch hinein spürt, nachdem ihr etwas verändert habt, um zu prüfen, wie es euch damit geht und ob euch das entspannter oder angespannter macht. Nehmt euch Zeit, neue Gefühle zu bemerken und verändert Sachen, bis ihr zufrieden seid.
Varianten
Manche Leute verwenden gerne Bilder, indem sie Symbole für ihr Erleben aufmalen. Sie bewegen die im Raum herum, schauen sie aus verschiedenen Perspektiven an, malen eine neue Schicht Farbe oben drüber, fügen an allen Seiten Blätter hinzu, drehen das Bild zur Wand hin um oder tun was immer zur Situation passt. Ihr müsst bei sowas immer nah an eurem Erleben dran bleiben. Was immer ihr wahrnehmt, ist richtig. Es gibt da kein Rezept.
Man kann so eine innere Erfahrung auch auf einen Gegenstand projizieren, wenn ihr keine Lust auf künstlerischen Ausdruck habt.
Menschen mit anhaltenden überwältigenden Erfahrungen wie Schmerzen oder chronische Suizidalität externalisieren die Erfahrung manchmal, geben ihr einen Namen und behandeln sie wie Begleiter*innen, die sie sich nicht ausgesucht haben, aber mit denen sie sich arrangieren müssen. Das macht es leichter, ruhig zu bleiben, den Kopf klar zu halten und gute Entscheidungen zu treffen. Manche Dinge sind zu schwer, um sie in uns zu tragen und dann verschieben wir sie eben nach außen.
Das ist eine wertvolle Distanzierungstechnik, die es möglich macht, auch mit Erfahrungen zu arbeiten, die sonst zu schwer für uns wären. Neben unkontrollierter Dissoziation und Wegschließen entsteht so eine weitere Wahlmöglichkeit.
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