Von „miteinander reden“ von Friedemann Schulz von Thun gibt es insgesamt drei Bände. Alle drei können euch bei eurer DIS SystemArbeit unterstützen .
Band 1: Kommunikation und Kommunikationsfehler
In diesem Band werden die vier Ohren beschrieben, für die Schulz von Thun bekannt geworden ist . Außerdem beschreibt das Buch wie aufgrund der vier Seiten einer Botschaft Fehler in der Kommunikation passieren können. Auch das Problem von Doppelbindungen, was gerade bei Dissoziation auftaucht, wird beschrieben. Dieses Buch wird euch bei jeder Art von zwischenmenschlicher Kommunikation weiterhelfen, nicht nur wenn es um innere Anteile geht .
Band 2: Kommunikationstypen und Dynamiken
In diesem Band werden acht verschiedene Kommunikationstypen vorgestellt, die in ihren extrem Formen Ähnlichkeiten mit Persönlichkeitsstörungen aufweisen. Oft finden sich mehrere unterschiedliche Kommunikationstypen innerhalb von einem System. Wie diese zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen, kann eine interessante Offenbarung für die innere Arbeit sein. Außerdem findet sich hier das Konzept vom Wertequadrat, was euch helfen kann Entwicklungs- und Therapieziele zu formulieren.
Band 3: Das Innere Team
Auf diesen Band möchte ich detailliert eingehen. Obwohl er nicht für Menschen mit einer dissoziativen Störung geschrieben wurde, erklärt er doch sehr gut, wie man erfolgreich mit einem System arbeiten kann.
Geschrieben für: Menschen, die sich für Kommunikation interessieren
Spezieller Fokus: Umgang mit inneren Anteilen
Was es nicht ist:
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ein Buch über DIS, Dissoziation, Trauma oder auch nur über psychische Gesundheit. Alles muss an die SystemArbeit angepasst werden. Mitdenken ist gefragt.
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neu. Manche Verweise sind noch aus den 80ern. Das ändert nichts am Inhalt, wirkt nur manchmal merkwürdig.
Sprache: Die Wortwahl ist einfach, Fachworte werden immer erklärt, Beispiele und viele kleine Zeichnungen verbessern die Verständlichkeit weiter. Gerade in den Bildern werden sich viele Dissoziative wieder finden. Es gibt keine Übersetzung ins Englische.
Überblick
Teil 1 Einführung in das Modell vom inneren Team:
Der Gedanke von inneren Anteilen wird vorgestellt und der Leser wird ermutigt sich selbst zu erforschen, die inneren Stimmen zu identifizieren, ihnen Rollen zuzuordnen und sie auf einer inneren Bühne auftreten zu lassen. Die etwas spielerische Herangehensweise kann helfen, um die Phobie vor dem inneren Erleben zu überwinden. Da von Trauma hier keine Rede ist, muss man nicht so viel Angst vor den anderen haben. Es wird von einem „Oberhaupt“ und einem inneren Team ausgegangen, die zusammen an Teambildung und Teamentwicklung arbeiten. Mit DIS und Gastgeberinnen ist das manchmal so, manchmal aber auch viel komplizierter.
Teil 2 Innere Führung durch das Oberhaupt:
Die Aufgaben eines Oberhauptes werden beschrieben, hauptsächlich Moderation, Integration, Konfliktmanagement, Teamentwicklung, Personalauswahl und Einsatzleitung, in keinem Fall aber eine Diktatur. Ohne die Zustimmung des inneren Teams, kann nicht stimmig gehandelt werden. Es finden sich Kommunikationsstrategien für Situationen, in denen schnelle Entscheidungen getroffen werden müssen, sowie eine Anleitung für erfolgreiche Teamsitzungen.
Die Realität ist komplizierter und ihr solltet das miteinander diskutieren. Wichtig ist, die beschriebene Metaposition für euch zu finden (wie ein distanzierter Beobachter, nur fürs System). Das ist ein wichtiger Schlüssel und wird gut erklärt.
Teil 3 Innere Teamkonflikte und Inneres Konfliktmanagement:
Konflikte kann man nur in der Konfrontation lösen, nicht in Schweigen, aus dem Weg gehen, Feindseligkeit, Kontrolle etc. Innere Machtkämpfe führen zum Verlust von Funktionsfähigkeit, zu starker Dissoziation, emotionaler Taubheit oder Selbstverletzung. Was wir Innen nicht lösen, wird unser Außen beeinflussen. Die Kurzfassung wie man Teamkonflikte in einer Teamsitzung lösen kann, findet ihr hier.
Die Art wie der Umgang mit inneren Widersachern beschrieben wird, kann helfen die eigenen Angst zu reduzieren und ihre Rolle als Beschützer zu erkennen und sie besser ins Team zu integrieren. Die Anweisungen sind sehr praxisnah und gut umzusetzen.
Teil 4 Innere Dynamik:
Am Beispiel der inneren Bühne wird erklärt, welche verschiedenen Rollen wir im System finden und wie sie sich gegenseitig beeinflussen. Manche stehen auf der Bühne, manche am Rand, hinter der Bühne, flüstern uns zu, oder sind in den Untergrund unter der Bühne verbannt worden. Alle haben einen Einfluss aufeinander. Ziel ist es, dass die „Vorne“ mit denen „Hinten“ in Kontakt bleiben. 3 Stufen von „Verbannung“ und wie man sie auflöst werden vorgestellt. In der schrittweisen Annäherung findet sich eine Möglichkeit auch schwierige Anteile zu integrieren.
Teil 5 Mannschaftsaufstellung und Switches:
In welcher inneren Aufstellung wir anderen Menschen begegnen hängt von der Person ab. Bestimmte Anteile treten bei bestimmten Menschen in den Vordergrund, und das beruht auf Gegenseitigkeit. Auch andere zeigen sich uns gegenüber auf eine bestimmte Art und Weise. Auffällig wird das oft nur, wenn die innere Aufstellung nicht passt.
Teil 6 Situationsabhängige Mannschaftsaufstellung:
Hier geht es darum flexibel zwischen inneren Positionen wechseln zu können, wenn die Situation das verlangt und um systemische Probleme, die im Kontext von unklaren Situation auftreten. Die Kunst liegt darin niemand wichtigen in der Mannschaftsaufstellung zu vergessen und keine Position fehl zu besetzen. Wirkliche Stimmigkeit erlangen wir, indem wir sie innerlich finden und der Situation entsprechen.
Nach dem Lesen: qualmt erst mal der Kopf und das Bedürfnis kommt auf, noch einmal von vorne anzufangen und Schritt für Schritt alles durchzuarbeiten.
Wenn man sauber auf die SystemArbeit überträgt, fängt alles mit einer Inneren Landkarte an, leitet in ein Kennenlernen und miteinander Leben über, zeigt wie man innere Konflikte löst, wie man alle Anteile ins Team integriert und dann damit Personen- und Situationsgerecht dem Leben begegnet. Im Prinzip alles, was man für die innere Arbeit braucht, solange man Traumaarbeit außer acht lässt.
Die Anleitungen sind gut strukturiert, einfach erklärt und sehr praxisnah.
Wir haben noch kein Buch über Teilearbeit gefunden, was uns mehr geholfen hat. Weil es nicht um Persönlichkeitstheorie geht sondern um Kommunikationstheorie, gibt es keine Festlegungen auf bestimmte Rollen und Muster und wir können ohne Vorurteile erforschen, was da Innen ist. Wir erreichen nicht so schnell die Grenzen der Theorie wie zB bei IFS.
Das Thema Trauma wird nicht einmal am Rande erwähnt, was die Auseinandersetzung mit der eigenen dissoziativen Struktur einfacher macht. Trotzdem ist es alles andere als angenehm, sich so einen Spiegel vorzuhalten.
Wenn man als dissoziativer Mensch sehr genau hinschaut, wird man merken, dass jeder Anteil für sich die beschriebenen inneren Anteile und Dynamiken hat. Das ist wichtig im Hinterkopf zu behalten, auch wenn es alles noch sehr viel komplexer macht. Anteile auf Rollen zu beschränken ist zu kurz gedacht.
Die „Anteile“ die im Buch beschrieben sind, bleiben trotz aller Ähnlichkeiten anders als das, was wir erleben. Wenn du sehr mit Verleugnung kämpfst, könnte es dich vielleicht verwirren zu sehen wie ähnlich so ein inneres Team bei „normalen“ Menschen aussieht. Dann beachte bitte, dass Trauma, Dissoziation, Amnesien und die Wechsel, die Viele erleben, alles andere sind als das „normale“ sich-nicht-ganz-einig-sein.
Das Buch ist nicht die Antwort auf alle System Fragen, aber ein guter Anfang.
Für uns ist es unter den Top 10 der hilfreichsten Bücher für die DIS SystemArbeit.
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