Wenn du mit Suizidgedanken kämpfst, hilft es einen Plan zu haben, dem du folgen kannst, um dich zu schützen.
Solche Pläne sollte man vorher machen. Während einer Krise ist das Denken nicht mehr klar und man kriegt keinen guten Plan mehr zustande. Hier eine grobe Übersicht, die dir helfen kann, deinen eigenen Notfallplan zu schreiben:
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Erkenne Frühwarnzeichen
Du hattest sicherlich früher schon Suizidgedanken. Notiere:
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typische Gedanken (wie: “Ich bin zu kaputt, als dass ich gesund werden könnte”, “ niemand versteht mich”, “Ich kann nicht mehr”…)
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typische Gefühle (wie: Verzweiflung, Einsamkeit, Selbsthass…)
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typische Verhaltensweisen (wie: Rückzug, Alkohol/Abhängigkeit, Bett nicht mehr verlassen…)
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besondere Jahrestage oder Daten, die schwierig sind
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wenn ihr Viele seid: was suizidale Anteile erleben und äußern
Oft ist es auch eine Kombination aus mehreren dieser Dinge, die ein guter Indikator für eine ernste Situation sind.
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Maßnahmen
Wenn du bei dir suizidale Tendenzen bemerkst, ist es Zeit zu handeln.
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Selbst-Regulation: Mache eine Liste mit Dingen, die du tun kannst, um dich abzulenken.
Sie sollten deine volle Aufmerksamkeit brauchen. Mögliche Handlungen wären unter anderem schwere Hausarbeit/putzen, Sport, ein guter Film, Stricken, Computerspiele, (Erwachsenen) Malbücher…
Schreibe mindestens 3 mögliche Handlungen zur Selbst-Regulation auf.
Hilfestellung findest du hier
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Zwischenmenschliche Regulation: Suche soziale Situationen auf
Sprich mit Leuten um dich abzulenken, aber vermeide Konflikte oder Personen, die deine Situation mit verursacht haben. Es ist nicht notwendig, über deine Probleme zu sprechen.
Du kannst dich auch einfach nur an einen freundlichen, öffentlichen Ort begeben, um unter Leuten zu sein (Shopping Center, Park, Innenstadt, Bibliothek, Supermarkt…)
Schreibe mindestens 3 Arten auf, wie du in Kontakt mit anderen Menschen kommen kannst.
Wenn du Hilfe brauchst, kannst du auch mal hier nachschauen.
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Rufe einen nahen Freund an und teile dich mit.
Wenn du bemerkst, dass deine Bemühungen dich selbst zu regulieren erfolglos sind, erzähle einer sicheren Person, was bei dir gerade los ist. Die kann Unterstützung und Hilfe anbieten und dir vielleicht sogar eine Weile Gesellschaft leisten.
Notiere Namen und Nummern von mindestens 2 Freund:innen.
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Rufe einen professionellen Helferpersonen an
Das kann ein ärztliches, therapeutisches, seelsorgerliches oder anderes Fachpersonal sein, mit denen du in Verbindung stehst.
Schreibe alle deine professionellen Helferpersonen und ihr Telefonnummern auf.
Notiere auch die Nummer einer Krisenhotline. Mindestens eine deiner Nummern sollte rund um die Uhr und an Wochenenden erreichbar sein!
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Schau dir jetzt noch einmal deine Notizen an.
Frage dich selbst: Ist es realistisch, dass ich diese Dinge tue, wenn ich Suizidgedanken habe?
Wenn die Antwort zu einem deiner Punkte “Nein” ist, dann geh nochmal zurück und ersetze ihn durch etwas tatsächlich Realistisches.
Schreibe dann deinen vollständigen Notfallplan auf ein Stück Papier und bewahre es so auf, dass du es leicht erreichen kannst. Manche Menschen mögen Kleine für die Hosentasche, andere Große zum an die Tür kleben. Solange es für dich funktioniert, ist alles gut.
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Du musst die Reihenfolge der Maßnahmen nicht einhalten. Es gibt zwar einen Grund für die Reihenfolge, aber auch gute Gründe, sie zu ignorieren. Wenn du weißt, dass du gleich eine professionelle Helferperson anrufen musst, tu das bitte auch.
Manche Sicherheitspläne beinhalten die Maßnahme “ gefährliche Gegenstände entfernen”. Wir deponieren in der Regel eine Box mit Werkzeugen und Medikamenten bei unseren Nachbarn (wir behalten eine Einzeldosis Notfallmedikation). Für manche Menschen ist es sicherer, nicht in die Nähe gefährdender Gegenstände zu kommen und sich statt dessen von deren Existenz abzulenken. Du musst selbst entscheiden, was für dich das kleinste Risiko darstellt.
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Wenn ihr Viele seid, ernennt einen erwachsenen Anteil, der dann dafür verantwortlich ist, dass der Notfallplan umgesetzt wird.
Bitte hilf dem ganzen System und teile dich den anderen mit, wenn du Suizidgedanken hast, ganz besonders wenn du noch ein Kind bist. Vergiss nicht, dass ihr euch einen Körper teilt und wenn der Körper verletzt wird, dann werden alle verletzt. Die anderen können dir vielleicht Hilfe und Unterstützung geben, wenn du eine schwere Zeit durch machst. Bleib nicht alleine mit dieser Last.
Ich hoffe, dass dich das inspiriert einen eigenen Notfallplan zu entwerfen. Pass auf dich auf!
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