Dieser Artikel basiert auf Das wichtigste Prinzip, das du kennen musst um Dissos zu stoppen: das Lernfenster
Um Dissoziation zu vermeiden versuchen wir uns im gelben und grünen Bereich zu bewegen.
Genau genommen sind “Skills” für den grünen Bereich keine Skills, wie wir sie kennen. Sie fallen unter “Prävention”, aber ich möchte, dass ihr sie wie Skills behandelt, denn sie sind ebenso wichtig und grundlegend.
Bestimmte Faktoren erhöhen die Anfälligkeit für Dissoziationen und obwohl es unmöglich ist jeden Trigger zu kontrollieren, gibt es Dinge, die ihr machen könnt um eure Widerstandfähigkeit zu erhöhen.
Schlaf: Wenn ihr müde seid, dissoziiert ihr schneller. Der Verstand ist einfach nicht in Bestform. Ich weiß, PTBS bedeutet oft Schlafstörungen und Albträume, aber tut was ihr tun müsst um genug zu schlafen. Redet mit einem Arzt über mögliche Medikamente. Schlaftabletten sind nicht zu empfehlen (machen abhängig!), aber bestimmte Antidepressiva oder niedrig-potente Neuroleptika können Schlaf unterstützen.
Essen: euer Körper und Gehirn muss funktionieren. Sie brauchen Brennstoff. Wenn ihr euch gegen Dissoziation stellen wollt, müsst ihr stark sein. Versucht regelmäßig und einigermaßen gesund zu essen (Gemüse tut nicht weh). Erlaubt es eurem Körper zu kriegen, was er braucht. Wenn du eine Essstörung hast, hol dir professionelle Hilfe. Hungern sowie essen/brechen schwächt deine Abwehr.
Trinken: das wird meistens übesehen und ist eine der leichtesten Arten, wie ihr euch helfen könnt. Bleibt hydriert. Schon ein kleiner Abfall im Wasserhaushalt kann einen Effekt auf die Denkfähigkeit haben. Habt immer eine Wasserflasche dabei. Trinkt, als sei das Medizin. Das ist es.
Bewegen: wenn ihr still sitzt und euch nicht bewegt, sammelt euer Körper Anspannung, ihr werdet ruhelos und gereizt. Es ist fast so, als würdet ihr alleine durchs nichts tun in gelbes Gebiet wandern. Regelmäßige Bewegung beugt Dissoziation vor (und Depression!). Versucht 3 Mal die Woche für 30 Minuten aktiv zu sein.
Schmerzen: Wenn ihr Schmerzen habt, tut etwas dagegen. Halte es nicht aus. Bei andauerndem Schmerz benutzt das Gehirn Dissoziation um das Gefühl abzustellen. Nehmt Schmerzmittel. Geht zum Arzt, wenn das nötig ist. Versorgt Verletzungen gut. Geht freundlich mit euch um. Ihr könnt Schmerz zwar aushalten, aber das kostet euch Stabilität.
Langweile, Pausen und Gleichgewicht: Hütet euch vor Langweile. Wenn ihr nichts zu tun habt, dissoziiert es sich leicht mal. Außerdem lässt es zu viel Raum zum Erinnern und auf dumme Gedanken kommen. Langweilt euch nicht. Aber stellt sicher, bei dem, was ihr tut, auch Pausen zu machen. Man verliert sich schnell in Arbeit und dissoziiert dabei Gefühle und körperliche Bedürfnisse, sodass Selbstfürsorge leidet. Findet ein Gleichgewicht zwischen Tätigkeiten, ausruhen, und beim ausruhen: Langweile vermeiden.
Achtsamkeit & innerer Kontakt: haltet mehrmals über den Tag inne und schaut mal in euch rein. Wie ihr euch fühlt, was ihr denkt, was ihr vielleicht braucht und ob es etwas gibt, was ihr tun könnt um es gemütlicher zu haben. Selbst-Regulation und Selbstfürsorge nicht vergessen.
Wenn ihr Viele seid, heißt das auch mal nach den Anderen zu sehen, ob jemand beunruhigt oder verstimmt ist und ob irgendwas benötigt wird. Das ist eine gute Gelegenheit für eine kleine Unterhaltung, um Beziehung zu stärken und um die nächsten Schritte durchzugehen.
Diese kurzen Check-ins können einen großen Einfluss auf eure Stabilität haben, weil sie es möglich machen Probleme zu entdecken, bevor die sich ausbreiten können. Wir machen das, wann immer wir warten müssen, auf Ampeln, Teewasser, Fahrstühle…
Alle diese Dinge helfen, euch sowohl vor Dissoziation zu schützen, als auch vor Selbstverletzendem Verhalten, was oft auftritt, wenn man das Lernfenster verlässt. Macht sie zu einer Priorität in eurem Leben.
Wenn ihr all die richtigen Dinge getan habt, passt auf, dass ihr die falschen lasst.
Alkohol/Drogen: Auch wenn die anscheinend eure Symptome lindern, haben sie einen negativen Effekt auf euer Gehirn und euren Körper. Drogen sind eine Sackgasse. Wenn ihr anfangt euch auf Drogen zu verlassen um euch zu regulieren, gebt ihr eure Freiheit auf und eure Motivation durch innere Arbeit heiler zu werden.
Offensichtliche Auslöser/Trigger: Schaut keine Gewaltfilme/Pornos und setzt euch nicht Dingen aus, von denen ihr wisst, dass sie triggern.
Vermeidet schädliche Personen und Situationen und so viel Stress wie möglich.
Ein Wort zu Vermeidung:
Manche vermeiden zu viel, viel mehr als notwendig. Sie beschneiden damit ihre Freiheit dramatisch, weil sie völlig harmlose Sachen vermeiden. Arbeitet daran solche Vermeidung abzubauen, denn Freiheiten erhöhen die Lebensqualität. Neue, sichere Erfahrungen können alte Erinnerungen ersetzen.
Und es gibt Andere, die pushen durch alle möglichen schweren Dinge durch, weil sie sich stärker fühlen, wenn sie sich unter extremen Bedingungen “kontrollieren” können. Um das zu schaffen müssen sie ihre Gefühle und Bedürfnisse abzuspalten. “Freiheit” alles tun zu können ist keine Freiheit, wenn es bedeutet, dass man dafür große Teile seines Selbst abspalten muss. Grenzen sollten immer von innerhalb des Lernfensters geweitet werden, dem Ort wo Lernen und Wachstum möglich ist. Alles andere bedeutet nur, dass man sich an Überforderung gewöhnt, was heißt, dass sich Symptome stabilisieren. Man macht damit Dissoziation notwendig! Mehr dazu in In Mordor leben keine Einhörner
Lernt euch selbst mit Gnade und Freundlichkeit zu behandeln. Erlaubt es euch, Dinge zu vermeiden, die euch wirklich schaden. Passt gut auf euch auf!
Leave a Reply