[Anmerkung: Dieser Artikel basiert auf persönlichen Erfahrungen mit einer Reihe verschiedener, aber ähnlicher Rescripting-Techniken, bei denen Erinnerungen neu erzählt werden, um sie zu verarbeiten. Für die DIS-Therapie unterscheidet sich das Rescripting in IFS kaum vom Rescripting mit IRRT, PITT oder ähnlichen Techniken. Sobald man sie für DIS und individuelle Patient*innen angepasst hat, sind die Unterschiede kaum noch spürbar. Dann können wir zwei verschiedene Muster für innere Prozesse feststellen, anstatt nur eines. Beide werden für eine erfolgreiche DIS-Therapie benötigt. Aber je nachdem, mit welchem Muster wir arbeiten, sollten wir unterschiedliche Erwartungen daran haben, wie das Rescripting uns helfen kann. Das hier ist nicht einer unserer superwissenschaftlichen Artikel, die Lehrbüchern nahe kommen. Es handelt sich eher um die Meta-Perspektive einer erfahrenen Betroffenen, die wir persönlich als nützliche Erkenntnis betrachten.]
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Grundlegende Schritte des Rescripting über verschiedene Techniken hinweg:
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Wir wählen einen Anteil, dem wir helfen wollen, und eine Szene, in der der Anteil feststeckt.
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Wir stellen uns eine Art Rettungsteam vor (das können andere Anteile sein oder Helferfiguren)
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Das Team begibt sich in die Szene, verändert sie so, dass der Hauptstressor der Szene adressiert und bewältigt wird, und holt den Anteil aus der Szene.
- Der Anteil wird an einen sicheren Ort gebracht, um zu heilen, Fürsorge zu erfahren und sich von Verletzungen zu erholen.
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In der Ego-State-Arbeit, wo wir uns mit weniger integrierten Anteilen der Persönlichkeit oder vielleicht mit Fragmenten befassen, kann das ausreichen, um den Anteil zu integrieren und Frieden zu finden. Wenn wir diesen Ansatz bei DIS anwenden, ist das nur ein Schritt in einem längeren, komplexeren Prozess. Es wird weder das erste noch das letzte Mal sein, dass wir mit diesem Anteil gearbeitet haben, und sie werden in der Regel nicht einfach aufgrund einer Intervention wie dieser vollständig integriert. Die erforderlichen Schritte zur Integration sind immer dieselben, aber je nach Reihenfolge, in der wir sie durchführen, hat das Rescripting eine andere Funktion und das Ergebnis wird anders ausfallen. Wir werden uns die unterschiedliche Reihenfolgen der Schritte ansehen, damit ihr versteht, was ihr von der jeweiligen Strategie erwarten könnt.
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Die Rettungs-Mission
Dieses Muster wird angewendet, wenn wir bei unseren Versuchen, einem dissoziativen Anteil mit dem Grounding zu helfen, scheitern. Sie stecken in einer Traumaszene fest und nehmen die Welt von heute kaum wahr. Vielleicht greifen sie manchmal ein Detail aus der heutigen Welt auf, aber das sind in der Regel Dinge, die zu der Realität passen, in der sie feststecken. Es ist auch sinnvoll, diese Strategie anzuwenden, wenn ein Anteil eine Dauerschleife erlebt, in der sie von einer Erinnerung zur nächsten springen, ohne lange orientiert bleiben zu können.
In diesem Fall behandeln wir den dissoziativen Anteil als den Teil, der gerettet werden soll. Sie müssen keine aktive Rolle spielen. Ihre Aufgabe ist es, zu erleben, dass sie aus der Situation, in der sie feststecken, gerettet werden. Die Mitarbeit daran, die Szene zu verändern, ist optional und das Rettungsteam konzentriert sich ganz auf den Anteil und seine Bedürfnisse in dieser Situation. Stressoren werden hauptsächlich angesprochen, um dem Team den Weg frei zu machen, damit es mit dem Anteil aus der Szene raus gehen kann. Nach der Rettung nimmt die Fürsorge für den Anteil eine wichtige Rolle ein. Dazu gehören in der Regel medizinische Versorgung, saubere Kleidung, warmer Kontakt, das Kümmern um körperliche Bedürfnisse usw.
Die von uns zu rettenden Anteile befinden sich in der Regel in einem extremen Zustand der Dysregulation, leiden Schmerzen oder suchen panisch nach Bindung. Sie können uns auch mit ihrem Erleben überrollen, wenn wir versuchen zu helfen. Um uns darauf vorzubereiten, müssen wir an unserer eigenen Fähigkeit arbeiten, uns angesichts der Dysregulation zu regulieren. Wir brauchen Techniken, um uns von der Überflutung zu distanzieren und abzugrenzen, die von der anderen Seite kommen könnte, und wir brauchen wirklich gute Grounding Fertigkeiten. Das Ziel ist, dass die Rettenden sich in ihrem Erleben nicht mit dem Traumaanteil vermischen. Es ist auch ratsam, vorher auf den Anteil zuzugehen, den Plan zu erklären und Erlaubnis einzuholen. Anteile, die nicht bereit sind, eine Situation zu verlassen, weil es eine schwierige Beziehungsdynamik gibt oder sie bestimmte Überzeugungen haben, benötigen möglicherweise einige zusätzliche Schritte, bevor sie uns erlauben, einzugreifen. Die Dinge, die wir vorher üben müssen, sind meist Stabilisierungstechniken für die erwachsenen Anteile. Dieser Ansatz verlangt den traumatisierten Anteilen sehr wenig ab. Das bedeutet, dass es vergleichsweise wenig Vorbereitung und eine Menge Nachsorge für sie braucht.
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Der sichere Ort, an den wir einen Anteil zur Heilung mitnehmen, funktioniert wie ein „halfway house“. Er schafft einen Raum zwischen der alten Erfahrung und der heutigen Welt. Dissoziative Anteile, die komplexer sind und sich für das Leben interessieren, wollen vielleicht nicht für immer dort bleiben. Sie in unser System, unser tägliches Leben und unsere aktuelle Realität zu integrieren, kann eine Menge Arbeit sein. Die Szene, aus der wir sie gerettet haben, ist vielleicht nicht die einzige Traumaerinnerung, die bei ihnen ausgelöst wird. Deshalb bringen wir ihnen alle Grundlagen bei: Grounding, Flashback-Management, Realitäts-Checks, Trennung von Vergangenheit und Gegenwart usw. Und es ist ratsam, einen eigenen sicheren Ort einzuführen, eine Form des Containments und eine persönliche Helferfigur. Wir bieten einen vollständigen Leitfaden zur Integration „neuer“ Anteile an, in dem ihr die nützlichen Schritte nachlesen könnt.
Eine Rettungsaktion reicht für diesen Anteil vielleicht nicht aus, um das Trauma zu überwinden. Es gibt mehr zu verarbeiten als die Tatsache, dass sie heute in Sicherheit sind. Wir lernen oft von Trauma geprägte Lektionen über uns selbst, andere Menschen, die Welt und unseren eigenen Platz darin; Dinge, die wir an die neue Realität anpassen müssen. In der Regel gibt es Gefühle in Bezug auf die Traumasituation und die Beziehungsdynamik mit Täter*innen, die durchgesprochen werden müssen, damit wir sie verstehen können. Das Trauma ist nach einer Rettungsaktion nicht vollständig verarbeitet, wir haben erst damit begonnen, es zu verarbeiten, indem wir sicherstellen, dass wir zumindest eine gewisse Präsentifikation erreichen. Vielleicht erreichen wir auch eine Art Synthese, bei der wir erkennen, wie die Szene zusammenpasst. Andere Anteile werden wahrscheinlich immer noch das Gefühl haben, dass die Szene nichts mit ihnen persönlich zu tun hat oder der andere Teil nichts mit ihrer eigenen Geschichte zu tun hat. Realisation und Personifikation werden in diesem Rahmen nicht immer erreicht. Wir sollten uns bewusst sein, dass wir wahrscheinlich zumindest zu einigen Elementen der vergangenen Traumaszene zurückkehren müssen, um die Erfahrung vollständig zu integrieren. Mit Therapeut*innen darüber zu sprechen, kann ausreichen, um das zu verarbeiten, was übrig geblieben ist. In gewisser Weise ist eine Rettungsaktion also der Beginn eines längeren Integrationsprozesses.
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Die Abschluss-Mission
Es gibt eine andere Herangehensweise, um mit Anteilen zu arbeiten, bei der wir zuerst unsere Kommunikation, Verbindung und Zusammenarbeit verbessern. Wir arbeiten mit ihnen zusammen, um Grounding, Flashback-Management, Realitäts-Checks, die Trennung von Vergangenheit und Gegenwart zu lernen… Wir bauen mit ihnen ihren eigenen Raum auf, finden heraus, wie sie die Erinnerung containen können, geben ihnen unterstützende Helferfiguren… Alles die gleichen Schritte, nur in anderer Reihenfolge. Wir integrieren sie so weit wie möglich in unser Leben und System, während wir ihre Erinnerungen für später containen. Und schließlich erreichen wir einen Punkt, an dem sie so gut stabilisiert sind, wie es nur geht. Sie sind Teil des Teams, haben ein neues Zuhause in der Gegenwart gefunden und es geht ihnen viel besser. Außer… dass die Flashbacks nicht verschwunden sind. Sie werden immer noch getriggert und fallen dann zurück in die Traumaszene. Sie sind in der Lage, sich wieder zu erden, vielleicht in Zusammenarbeit mit anderen Anteilen, aber es ist einfach ätzend, die gleichen Dinge immer wieder zu erleben und nicht in der Lage zu sein, das hinter sich zu lassen.
Wir stellen uns also mit ihnen zusammen der Szene. Aber die innere Haltung ist anders. Der Anteil nimmt eine Rolle innerhalb des Rettungsteams selbst ein. Stellt euch das so vor, dass ein dissoziativer Anteil größtenteils geerdet ist, aber ein Fragment von ihnen in der Traumaszene feststeckt, und dieses Fragment muss gerettet werden, nicht der ganze Anteil. Das bedeutet, dass die Hauptaufgabe des Anteils darin besteht, die Bruchstücke der Szene zusammenzusetzen (richtige Synthese), und zwar von einem Standpunkt aus, der außerhalb der Szene liegt, und sie zu beobachten und zu beschreiben. Sie treten nicht in die Ich-Perspektive der Traumaerfahrung ein, sie verschmelzen nicht mit ihrem Trauma-Fragment. Ihre Rolle ist entweder die mitzuretten oder die, als Zeug*in für die Rettungsaktion einzutreten. Das hängt von ihrer Fähigkeit ab, geerdet zu bleiben, wenn sie mit der Szene in Kontakt kommen. Es reicht aus, wenn sie mit jemandem als Unterstützung draußen bleiben und ihr Wissen über die Szene und die Bedürfnisse des Fragments einbringen.
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Die Schritte des Prozesses bleiben dieselben. Ein Rettungsteam begibt sich an den Ort des Geschehens, um das Fragment zu retten, es herauszuholen und es dann an einen anderen Ort zu bringen, wo es versorgt wird. Der Schwerpunkt liegt aber stärker auf der Veränderung der Stressoren. Für manche Menschen scheint es sehr wichtig zu sein, Täter*innen auszuschalten, und das scheint mir bei einer Rettungsaktion, in der sie ein schnelles Verlassen der Szene behindern, sinnvoller zu sein. Es kann nützlich sein, wenn beim Anteil ein Gefühl der Hilflosigkeit übrig ist, das durch den Kontakt mit der heutigen Welt nicht aufgelöst werden konnte. Bei dieser Strategie ziehe ich es vor, mich darauf zu konzentrieren, die Trigger zu verändern, die in der Szene vorhanden sind, und alles, was für den traumatisierten Teil eine besondere Bedeutung hat. Das können Dinge sein, die die Botschaft symbolisieren, die der Anteil in der Szene gelernt hat, oder Dinge, die sie davon abgehalten haben, Hilfe zu bekommen. Vielleicht ist es etwas, das sie die ganze Zeit tun wollten, aber nicht konnten, oder es gibt einen Weg, die Täter*innen zu entblößen. In der ersten Version versuchen wir, die Szene so schnell wie möglich zu verlassen, eine Art In-and-Out-Mission. In dieser Version sehen wir uns um, um zu prüfen, ob uns etwas auffällt, das geändert werden muss. Der Anteil erlebt gerade nichts akut wieder, es gibt also keinen Grund zur Panik. Sie beobachten nur die Szene und wie wir sie verändern, oder sie schließen sich uns an, um sie zu verändern. Das ist ein unglaublich effektiver Weg, um Trigger, alte Lektionen oder alte Gefühle aufzulösen. Ts sollte bei diesem Schritt nicht hetzen. Es ist eine ausgezeichnete Chance für das Team der beteiligten Anteile, zu Realisation und Personifikation zu kommen, sodass alle spüren können, dass diese Szene sie betrifft und zu ihrer Geschichte gehört. Das Potenzial für integrative Handlungen, während wir unsere Veränderungen vornehmen, ist groß. Meiner bescheidenen Meinung und Erfahrung nach ist es größer als bei anderen Techniken der Traumakonfrontation.
Die Nachsorge sieht hier anders aus. Wir bieten dieselbe Art von sicherem Raum für die Erholung an, aber es ist eher ein Raum, um die Integration der Traumaerinnerung zu verarbeiten. Es wird mehr Trauer dabei sein und weniger rohes Leid. Vielen Bedürfnissen wurde schon begegnet. Wenn alles gut geht, sind sie vielleicht müde, aber sie fühlen sich auch schon viel besser, weil sie wichtige Erkenntnisse über Glaubenssätze oder Gefühle gewonnen haben. Die Erleichterung kann sofort eintreten. Die meiste innere Arbeit wurde bereits vor der Intervention geleistet, so dass nur noch wenige Aufgaben übrig sind. Diese Schritte beenden den langen Prozess der Integration für diesen Anteil und eröffnen neue Möglichkeiten in Richtung Fusion.
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Was verwenden, was erwarten
Eure Therapeut*innen sollten in der Lage sein, zu entscheiden, welche Version für spezifische Anteile die beste ist. Es ist selten, dass ich Ts treffe, die sich bewusst sind, dass es überhaupt einen Unterschied gibt… sie wurden normalerweise in der einen oder anderen Version ausgebildet. In der DIS-Therapie werden beide Ansätze benötigt, weil manche Anteile zu sehr feststecken, um sich zu stabilisieren, und andere nur eine angemessene Verarbeitung der Erinnerungen brauchen, um mit dem Leben weiterzumachen.
Wir müssen prüfen, mit wem wir da arbeiten. Sind sie heute im täglichen Leben orientiert? Verfügen sie über Regulationsfähigkeiten? An welchem Punkt stecken sie fest? Ist es am Anfang der Stabilisierung oder viel später? Wenn wir an Stabilisierung gearbeitet haben, haben wir dann nur erwachsene Anteile stabilisiert oder haben wir diesen TraumaAnteil mit einbezogen? Gibt es Erinnerungsschleifen, aus denen sie nicht aussteigen können, auch wenn sie Hilfe bekommen? Wenn Anteile nicht in der Lage sind, sich von der Erinnerung zu distanzieren, ist eine Rettungsaktion für sie sinnvoller. In dem Moment, in dem sie keine Außenperspektive aufrecht erhalten oder wiedererlangen können, wenn sie die Erinnerung betrachten, brauchen wir einen schnellen Eingriff. Es gibt keinen „richtigen“ Ansatz, sondern nur einen, der Anteile dort abholt, wo sie sich befinden. Irgendwann muss jeder Schritt getan werden. Aber die Reihenfolge der Schritte ist wichtig, weil sie den Zeitplan der integrativen Prozesse verändert. Das meiste davon kann nach einer Rettungsaktion geschehen, es kann aber auch vor und während der Abschluss-Mission selbst geschehen.
Unsere Ts sagen uns vielleicht, dass sie das Trauma mit uns „verarbeiten“ wollen und führen uns dann durch eine Rettungsaktion und wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass die Intervention für diesen Anteil nicht das Ende des Prozesses bedeutet. Sie ist der Anfang. Die Intervention, die all die andere Arbeit möglich macht. Und es ist fair, darüber aufzuklären, dass wir nach einer Abschluss-Mission ein sich-auflösen der dissoziativen Barrieren erleben könnten und daraus resultierend eine natürliche Fusion. Die Integration von Traumaerinnerungen wird sich auf die Struktur des Systems in einer Weise auswirken, die über das hinausgeht, was wir durch Stabilisierung allein erreichen könnten. Das sind sehr unterschiedliche Ergebnisse, je nachdem, zu welchem Zeitpunkt des Prozesses die Intervention eingesetzt wird.
Das Rescripting von Traumaszenen ist ein relativ sanftes, vielseitiges und wichtiges Instrument in der DIS-Therapie. Es kann in die Stabilisierungsphase eingeflochten werden oder eine klassische Traumaverarbeitung darstellen. Der Kontext, in dem es eingesetzt wird, macht einen Unterschied bei den Schritten, die Ihr zur Integration von Anteilen und Erinnerungen unternehmt. Alle Schritte sind notwendig, aber die Reihenfolge, in der wir Anteile stabilisieren, ist unterschiedlich.
Typische Fehler – Für Therapeut*innen
Mir ist bewusst, dass viele Therapeut*innen diesen Blog mitlesen, um mehr über DIS-Therapie zu erfahren. Ich muss also davon ausgehen, dass ich die Erlaubnis habe, sie direkt anzusprechen und aus der Sicht einer erfahrenen Patientin auf Probleme hinzuweisen. Hier sind Schwachstellen, die mir in der Vergangenheit aufgefallen sind:
- Ts sind sich manchmal nicht bewusst, ob sie eine Rettungsmission oder eine Abschlussmission planen. Rescripting wird normalerweise nicht in diesem Framework gelehrt, sondern das eine oder das andere. Einer der Gründe dafür ist, dass die Ausbildung in Techniken selten die Adaption für DIS-Prozesse beinhaltet.
- Ts überprüfen manchmal nicht, ob sie mit einem Anteil arbeiten, der in der Lage ist, zu beobachten, oder mit einem, der in das Erleben reinrutscht, und sind dann von einem Ich-Perspektiven Bericht überrascht. Die Beschreibung der Szene als „er/sie/they“ oder „wir“ ist im Rahmen, sobald die Sprache ins „Ich“ abrutscht, ist es vielleicht keine Beobachtung mehr und es bedarf einer Überprüfung, um sicher zu gehen, wo die Person gerade steht.
- Ts prüfen manchmal nicht oder denken nicht daran, dass es in dieser Szene mehr als einen Anteil geben könnte. Das wird nicht immer im Voraus klar sein, aber die Strategie sollte flexibel genug sein, um mehr als einen Anteil zu retten oder zu managen.
- Ts versäumen es manchmal, Anteile zu fragen, ob sie mit der Intervention einverstanden sind. Manche Anteile weigern sich, gerettet zu werden. In anderen Fällen könnte es Anteile geben, die Angst vor den Konsequenzen der Rettung des Trauma-Anteils haben und die Intervention sabotieren könnten. Es braucht Einverständnis.
- Ts drängen Betroffene manchmal dazu, in den Szenen unnötige Dinge zu tun, weil ihnen das in der Ausbildung für diese Technik so beigebracht wurde. Niemand sollte gezwungen werden, Täter*innen zu entwaffnen, wenn der eigentlich wichtige Fokus der Szene woanders liegt. Es kommt nicht selten vor, dass Täter*innen nicht der Haupttrigger in einer Situation sind oder das die Aufmerksamkeit von den Anteilen ablenkt, die etwas anderes brauchen.
- Ts machen manchmal Fehler beim Pacing einer Szene. Vielleicht versuchen sie, dazu zu drängen, die Szene schnell zu verlassen, wenn weitere Änderungen notwendig sind. Manchmal erkennen sie nicht, dass man in einem Freeze Zustand stecken geblieben ist und mehr Anleitung braucht, um die Szene verlassen zu können.
- Manchmal läuft Ts die Zeit davon, so dass sie das Ende des Prozesses, die Versorgung, abkürzen. Vor allem bei einer Rettungsaktion ist es absolut wichtig, die gründlich durchzuführen, weil sie genauso wichtig ist wie die Rettung selbst. Der Prozess sollte entsprechend zeitlich aufgeteilt sein. Wenn eine Sitzung wie üblich gedrittelt wird (Vorbereitung, Verarbeitung, Stabilisierung), dann muss auch die Verarbeitung dreigeteilt werden (Wiederholung des Plans mit stabiler Positionierung und notwendiger Unterstützung, Rettung und Veränderung, Verlassen und Versorgen). Bei einer Abschluss-Mission wird mehr Zeit für die Veränderungen und etwas weniger für die Versorgung benötigt, aber bei einer Rettungsaktion sollte auch diese Phase zeitlich in Drittel aufgeteilt werden.
- Ts sprechen manchmal nicht zuerst den gesamten Plan durch, um sicherzustellen, dass es keine Widerstände oder Lücken gibt. Ein Plan sollte klären, wer zum Helferteam gehört, welche Anteile beobachten und welche unterstützen, wer aus welcher Art von Szene mit welcher Art von Umgebung oder Personen gerettet wird, wie man die Szene betritt und verlässt, wie man einen Anteil von der Szene aus zum Schutzraum bringen kann, wie der sichere Raum aussieht und wie er den Bedürfnissen des Anteils gerecht werden kann und wer sich dort um sie kümmert. Manchmal bleiben Prozesse stecken, weil Betroffenen einfach keine spontane Idee einfällt, wie man zum sicheren Raum gelangen kann. Personen, die bereits Erfahrung mit der Technik haben, brauchen vielleicht nicht immer einen vollständigen Plan, weil einige der Schritte bereits etabliert sind.
- Ts gehen manchmal nicht flexibel genug mit Plänen um. Es können spontan neue Elemente auftauchen, die anders behandelt werden müssen. Pläne fallen regelmäßig auseinander, und das ist sogar ein gutes Zeichen, denn es bedeutet, dass wir eng mit dem arbeiten, was wirklich da ist. Niemand hat ein Fallbeispiel aus dem Lehrbuch als innere Realität. Es ist notwendig, mit dem zu arbeiten, was auftaucht, auch wenn das bedeutet, einen Plan komplett zu ändern, um eine andere Lösung zu finden. Diese flexiblen Lösungen sind die effektivsten, weil sie dann wirklich zu unseren Bedürfnissen passen, anstatt nur leeren Schritten zu folgen.
- Ts haben manchmal eine Rescriptingtechnik als Therapie bei weniger integrierten Anteilen oder der Integration von Fragmenten gelernt und glauben, dass die ganze Arbeit getan ist, wenn sie eine Szene so durcharbeiten. Sie sind sich vielleicht nicht bewusst, dass dissoziative Anteile strukturell dissoziiert bleiben können, auch wenn sie gerade nicht in einer Traumaszene feststecken. Sie könnten sich innerlich darauf einstellen, die Arbeit zu beenden, wenn sie gerade erst begonnen hat, oder sie sind frustriert, weil die Technik nicht so funktioniert hat, wie sie es erwartet haben.
- Ts lernen manchmal nur eine Rescripting-Technik ohne weitere Trauma-Ausbildung. Das ist ein Werkzeug, das in einen umfassenderen Behandlungsplan integriert werden muss und nicht für sich alleine steht. Es reicht nicht aus, zu wissen, wie man diese eine Technik anwendet, um den gesamten Prozess sicher durchführen zu können. Die Kenntnis einer Rescriptingtechnik macht niemanden zu Traumatherapeut*innen.
Wenn Sie therapeutisch arbeiten und hier heute etwas Wertvolles gelernt haben, sind Sie eingeladen, als Ausgleich eine kleine Spende dazulassen.