Ein Roll Call kann eurem DIS System helfen, Situationen des täglichen Lebens zu meistern, reicht aber langfristig für die SystemArbeit nicht aus. Ihr braucht etwas, was genauso gut organisiert ist, aber mehr Raum lässt für eine Unterhaltung als ein kurzer Lagebericht. Ihr braucht eine Teamsitzung.
[Man muss übrigens nicht Viele sein, um so eine Teamsitzung zu nutzen. Wir alle haben ab und zu mal innere Konflikte mit uns selbst. Der einzige Unterschied ist die Dissoziation]
Treffpunkt
Die Literatur schlägt einen Runden Tisch vor, an dem sich alle Anteile treffen können. Das hat sich zu der Idee eines inneren Konferenzraumes weiter entwickelt. Wenn ein Anteil nicht an einem Treffen teilnehmen kann, könnte es an ihren Sicheren Ort übertragen werden. Vielleicht erscheinen manche Anteile von euch gefährlich oder verhalten sich aggressiv gegen andere. Dann können sie trotzdem an Treffen teilnehmen, indem sie auf einem kleinen Bildschirm im Konferenzsaal auftauchen. Wenn etwas aus dem Ruder läuft, kann der Ton abgestellt oder der Bildschirm ausgeschaltet werden. Manche bevorzugen es, für alle einem Bildschirm zu haben.
Wenn sich ein Konferenzraum für euch zu steril anfühlt, könnt ihr euch auch in einer Imagination eurer Wahl treffen. Das könnte ein Strand sein, eine Wiese, eine Lichtung, Hütte, ein Garten usw. Es hilft, wenn euer Ort eine Form von Grenze hat, um offen zerstörerische und unkooperative Anteile draußen zu halten. (Formuliert eure Grenze so: Wir freuen uns darauf dich hier willkommen zu heißen, sobald du dich beruhigt hast und einem gewaltfreien Umgang zustimmst… Kein Problem, lass dir Zeit)
Wenn du nicht so recht Zugang hast zu einer inneren Welt hast und dich mit Imaginationen schwer tust, könntest du eine Sandkiste zur Unterstützung verwenden. Der Gedanke ist, mit kleinen Gegenständen zu arbeiten, die für jeden Anteil stehen, um dir etwas Sichtbares zu geben, während ihr in Gedanken kommuniziert. Uns hilft das manchmal Sachen zu sehen, die nicht mit Worten ausgedrückt wurden.
Manche benutzen einfach ein Tagebuch und schreiben ihre Gespräche auf. Es hilft den Überblick zu behalten, wenn jeder eine Farbe wählt, in der für ihn geschrieben wird.
Zeitrahmen
Vielleicht wollt ihr euch eine bestimmte Zeit in der Woche aussuchen, wann ihr euch immer trefft. Wenn alles glatt läuft und es nichts zu besprechen gibt, könnt ihr auch einfach nur Zeit miteinander verbringen. Manche Wochen brauchen mehr Kommunikation als andere. Es ist immer besser flexibel zu sein und auf die eigenen Bedürfnisse zu hören, als nur einem Plan zu folgen, aber es ist auch besser stur einem Plan zu folgen, als verwirrt zu sein und sich gar nicht zu treffen.
Beratet über eine zeitliche Begrenzung für eure Treffen. Manchmal gibt euch eine Pause die Gelegenheit Sachen zu verarbeiten.
Es hilft jemanden zu ernennen, an den sich alle wenden können, falls ein zusätzliches Teamtreffen benötigt wird. Dieser Anteil kann prüfen, ob dafür wirklich das ganze System zusammen kommen muss. Kleine Konflikte kann man auch mit Hilfe eines Vermittlers lösen.
Struktur
Beratet, ob ihr wollt, dass immer der selbe Anteil die Sitzungen leitet (vielleicht habt ihr eine starke Gastgeberin oder jemand anderes, der besonders gut darin ist) oder ob ihr die Leitungsrolle zwischen freiwilligen Anteilen abwechseln wollt. Innenkinder beobachten und lernen und wenn sie sich sicher fühlen werden sie früher oder später fragen, ob sie auch mal ein Treffen leiten dürfen. Stellt ihnen einen erfahrenen Helfer zur Seite und seid nett. Wir werdet überrascht sein, wie gut sie imitieren, was ihr ihnen vorgemacht habt.
Überlegt euch einen Rahmen, der für alle Treffen gleich bleibt. Wir empfehlen ein kleines Ritual zu Beginn und zum Abschluss. Fangt mit etwas an, was beruhigt, sodass alle in ihrem Lernfenster sind und bereit zu kommunizieren.Vielleicht könnt ihr mit etwas enden, was euch positiv und verbunden fühlen lässt. Wir benutzen Fragen aus dem Ressourcenspiel.
Richtlinien für die Kommunikation
Beratet, wie ihr miteinander kommunizieren wollt:
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Redet nacheinander, nicht gleichzeitig
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lasst den anderen ausreden, bevor ihr antwortet
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hört zu um zu verstehen, nicht um zu antworten
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lasst jeden reden, ermutigt die Stillen
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Ehre und Respekt
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Ich-Botschaften, über eigene Erfahrung, Bedürfnisse, Wünsche reden
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kein Platz für Anschuldigungen (das führt nur zu Drama)
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nicht urteilen, es gibt kein richtig oder falsch
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Selbstbeherrschung statt versuchen andere zu kontrollieren
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Verhalten konfrontieren, nicht Charakter
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Ziel ist Verbindung, nicht mehr Dissoziation
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bleibt neugierig
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Geduld und Gnade
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Es ist in Ordnung sich einig zu sein, dass man sich uneinig ist
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seid offen für Kompromisse und kreative Problemlösungen
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respektiert persönliche Grenzen
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jeder ist wichtig und wir gebraucht
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benutzt keine bekannten Trigger im Gespräch
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teilt hier keine dunklen Erinnerungen
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bleibt beim Thema
-
….
-
….
Fügt eure eigenen hinzu.
Wenn ihr sehr Viele seid, teilt euch in Gruppen auf und wählt einen Sprecher. Ein Teamtreffen ähnelt dann einem Parlament.
Wenn ihr stumme, präverbale oder non-verbale Anteile habt, findet jemanden, der für sie sprechen kann. Sie sollten auch eine Stimme kriegen.
Konfliktmanagement
Die Kommunikationspsychologie schlägt 6 Schritte zur Konfliktlösung in Teamtreffen vor.
1 Teilnehmer: Wer nimmt am Treffen teil? Wer ist im Konflikt? Stellt sicher, jeden Einzelnen getrennt von einander zu sehen. Manchmal verstecken sich Anteile hinter anderen, aber sie müssen ihre eigene Stimme abgeben. Jede Sichtweise ist wichtig um Balance zu schaffen.
2 Anhörung: Lasst jeden nacheinander ihre Meinung oder ihren Standpunkt erklären. Wenn du gerade nicht sprichst, ist es deine Aufgabe gut zuzuhören. Das ist nicht der Moment um auf etwas zu antworten. Wenn du sprichst und sehr emotional bist, versuche Fakten mit einzubauen, wenn du normalerweise nur bei Fakten bleibst, versuche auch mit deinen Gefühlen etwas offener zu sein. Lasst den Anteil, der gerade Vorne ist Notizen machen. Sammelt Informationen.
3 Diskussion: Wenn alle gehört wurden, ist es Zeit sich darüber zu unterhalten. Stell euch gegenseitig Fragen für besseres Verständnis. Habt keine Angst zu konfrontieren, besonders fragwürdige Glaubenssätze und Trance Logik und wenn jemand in Traumazeit feststeckt. Liebe braucht Konfrontation. Es ist völlig in Ordnung, wenn das jetzt etwas durcheinander wird. Vergesst nicht, dass das Problem das Problem ist. Andere Anteile sind nicht das Problem. Ihr alle sucht nach einer Lösung für das Problem.
4 Moderation: Nach einer Weile kann sich der Gruppenleiter einschalten, um der Diskussion ein wenig Struktur zu geben. Sie könnte zusammenfassen, pro und contra Argumente benennen und das Problem definieren. Um ein Problem zu lösen ist es wichtig, es in Worte zu fassen und sich einig zu sein, dass dies die Sache ist, für die ihr eine Lösung sucht. Lösungen, die nicht zum Problem passen, scheitern.
5 Brainstorming: sammelt Ideen, wie das Problem zu lösen ist. Versucht dabei offen zu sein. Mögliche Antworten könnten sein
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dies
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das
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dies und das
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weder dies noch das
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dies + Bedingung
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nicht das, aber Gegenangebot
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heute dies, morgen das
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vergesst dies und das und macht etwas völlig anderes (erstaunlich oft die beste Lösung)
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….
-
….
Das ist unser Lieblingsteil von Sitzungen, weil wir uns kreative Sachen ausdenken können als Kompromisse, die für alle stimmig sind. Wenn ihr hier stecken bleibt, fragt eure T, ob die noch Ideen hat.
6 Übereinkunft: Ihr braucht keine perfekte Lösung finden, es reicht eine, die für den Moment gut genug ist. Es ist besser etwas zu probieren, als gar nicht zu einer Entscheidung zu kommen. Eure Entscheidung ist nicht in Stein gemeißelt. Schreibt auf, worauf ihr euch geeinigt habt, als Erinnerung für euch selbst und damit Anteile, die nicht beim Treffen waren es auch lesen können. Wenn ihr etwas Neues ausprobiert, schreibt ein Datum dazu, wenn ihr das auswertet und vielleicht neu diskutiert.
Um das zu üben kann auch eure T die Rolle der Teamleitung übernehmen, aber ihr solltet das irgendwann selber können.
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