Trauma und DIS Therapeuten sind sich in der Regel einig, mit einem 3-Phasen Modell zu arbeiten. Es beschreibt eine Reihenfolge, in der man arbeitet um die besten, schnellsten und sichersten Resultate zu erzielen. Damit die Artikel übersichtlich bleiben, werden wir über die 3 Phasen in gesonderten Artikeln berichten.
Die Phasen sind
- Stabilisierung
- Trauma Bearbeitung
- Integration
Die Trennung der Phasen ist eine künstliche. In der Realität können Elemente aus Phase 2 in Phase 1 schon unterstützen und während Phase 2 werdet ihr immer wieder zu Stabilisierung zurück kehren. Um das hier strukturiert und einfach zu halten, tun wir so, als wäre dieser Prozess aufgeteilt.
Manche Ts gehen schnell zu Trauma Bearbeitung über. Weil wir uns hier hauptsächlich mit komplexer PTBS und möglicherweise auch DIS befassen, können wir uns nicht an den Regeln für einfache PTBS und einzelne Trauma-Erfahrungen orientieren. Unsere Probleme liegen tiefer und zu schnelles voran preschen wir uns nur schaden. Selbst Ts diskutieren viel über den richtigen Zeitpunkt für Trauma Bearbeitung. Deswegen haben wir für euch ein paar Richtlinien zusammengestellt (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)
Ihr könnt noch nicht mit Trauma Bearbeitung beginnen wenn:
- ihr noch Täterkontakt habt. In dem Fall braucht ihr eure dissoziativen Schutzwälle noch und an den Erinnerungen zu arbeiten würde euch schaden. Eure T wird euch dabei unterstützen eure Lebenssituation zu verändern. Bitte sagt eurer T, falls es noch Täterkontakt gibt.
- ihr viel dissoziiert und Probleme habt orientiert zu bleiben. Wenn ihr schon im normalen Leben nicht im Lernfester bleiben könnt, schafft ihr es ganz sicher nicht in der Trauma Bearbeitung. Und eure harte Arbeit ist nichts wert, wenn ihr sie dann dissoziiert, weil es zu viel für euch war.
- euch die Fähigkeiten fehlen eure Gefühle zu regulieren. Ihr werdet mit starken Gefühlen konfrontiert werden. Die sollten euch nicht überwältigen und überfluten oder zu extrem hoher Anspannung und Selbstverletzung führen
- euch Innen und in eurem Leben Stabilität fehlt. Die Grundlage guter Trauma Bearbeitung ist ein sicheres Zuhause, ein geregelter Alltag, ein soziales Netz aus Freunden und Helfern usw. Wenn euer Leben eine andauernde Krise ist, braucht ihr nicht auch noch Trauma Bearbeitung oben drauf zu setzen.
- ihr einen Mangel an persönlichen Ressourcen und guten Erinnerungen habt. Manche Menschen mit Entwicklungstrauma haben überhaupt keine guten Erinnerungen, nichts was sie daran erinnern könnte, dass das Leben auch schön ist. Wir halten es für sehr gefährlich, dann an noch mehr schrecklichen Dingen zu arbeiten und empfehlen statt dessen Ressourcen-Orientierung.
- ihr nicht bereit seid das Trauma los zu lassen. Manche kennen nur Trauma und ihr Schmerz ist ein vertrauter Freund, den sie nicht aufgeben wollen. Das ist auch in Ordnung. Niemand drängt euch zu irgendwas. Manchmal gibt es auch finanzielle Gründe ein Trauma behalten zu wollen. Ihr solltet nur tun, wozu ihr auch wirklich bereit seid.
- ihr keine Grenzen ausdrücken, „Nein“ und „Stopp“ sagen könnt oder euch gar nicht der Möglichkeit bewusst seid, dass man „Nein“ sagen könnte. In diesem Fall könntet ihr erst einmal eure eigenen Grenzen entdecken und erforschen und mit eurer T ein sicheres „Nein“ üben.
- ihr das nur tut um den Schmerz zu spüren. Trauma Bearbeitung ist kein Ziel in sich, sie muss immer einem größeren Ziel dienen. Trauma-Konfrontation ist nicht der Ort für euer Hochrisikoverhalten, Selbstverletzungstendenzen und eure Sucht zu Überleben.
Wenn ihr Viele seid, könnt ihr mit der Trauma Bearbeitung noch nicht beginnen wenn
- ihr euch im System nicht geschlossen dafür entscheiden könnt
- euch Fähigkeiten in Kommunikation, Co-operation und Co-bewusstsein fehlen
- ihr noch viel Sabotage durch Täter-orientierte Anteile erlebt
- ihr ganz unkontrolliert switched
- ihr um Programmierung wisst. Das sollte vorher aufgelöst werden
sowie alles, was oben für komplexe PTBS genannt wurde.
Für manche Patienten bedeutet das, dass sie gar keine Trauma Bearbeitung machen. Wenn das der Fall ist, verpasst ihr nichts, was ihr hättest haben müssen. Jede Form der Trauma Bearbeitung hätte ein hohes Risiko der Re-Traumatisierung. Das ist es schlicht nicht wert. Es gibt für euch andere Wege zu lernen besser zurecht zu kommen.
Wenn ihr die Kriterien erfüllt und Trauma Bearbeitung wagen wollt, gibt es verschiedene Methoden und Techniken dafür. Manche Techniken sind sehr gut für einzelne Trauma-Erfahrungen, manche sind gefährlich, wenn man schnell dissoziiert. Viele erfolgreiche Trauma Bearbeitung basiert auf dem Prinzip der Exposition, aber es gibt auch andere, weniger extreme Ansätze, die etwas bewirken. Wir werden jede Technik in einem gesonderten Artikel erklären und unten verlinken (bitte habt etwas Geduld, wir arbeiten dran)
Diese Techniken helfen traumatische Erinnerungen zu integrieren. Sie heilen keine komplexe PTBS oder gar DIS. Komplexes und Entwicklungstrauma sind mehr als das Leiden unter Flashbacks. „Relational trauma requires relational repair“ – was in Beziehung zerstört wurde, muss in Beziehung heilen dürfen. Und manches heilt am besten in der sicheren Beziehung zu einem vertrauenswürdigen T, nicht indem man sich furchtbare Erinnerungen anschaut. Keine der Techniken, die wir vorstellen, sind „Trauma Therapie“, sie behandeln nur einen Bruchteil von dem, was Trauma bedeutet. Sie sind nur ein Werkzeug im Werkzeugkasten und es braucht einige mehr um zu heilen.
Jede Trauma Bearbeitung muss innerhalb einer stabilen therapeutischen Beziehung passieren. Wir informieren euch über verschiedene Behandlungsoptionen, damit ihr wisst, was ihr erwarten könnt, nicht um euch auf die Idee zu bringen ihr könntet das selber machen. Das geht nicht. Der Versuch würde euch mit Sicherheit Re-Traumatisieren. Diese Artikel sind zur Aufklärung gedacht, nicht zur Selbsthilfe.
Leave a Reply