Das trickreiche an rein emotionalen Flashbacks ist, dass man sie so schwer erkennt. Man steckt in einem Gefühl von früher fest. Der Trigger ist aber oft einer, der begründet zu diesem Gefühl führen würde, nur nicht in dieser Intensität und Dauer. Mit der Zeit kann man lernen, dass emotionale Flashbacks eine bestimmte Qualität von Gefühl mit sich bringen.
Eigenschaften:
- ungewöhnlich starkes Gefühl, der Situation nicht angemessen
- Gefühl vom Verzweiflung schwingt mit
- Gefühl von Unterlegenheit oder Opfer sein
- gefühlte Ausweglosigkeit
- Intensität ist beständig, nicht wie normale Emotion in Wellen
- begleitet von einer Stressreaktion, zumindest einer leichten
- Dauer ist weit länger als normale Emotionen, ohne Intervention oft Stunden
- manchmal fühlt man sich dabei noch klein
Um emotionale Flashbacks schneller als solche zu identifizieren, ist es so wichtig, Stressreaktionen zu erkennen und auch Erfahrung damit zu haben, normale Emotionen zu beobachten und wie die sich sonst entwickeln. Dann können wir aus der Beobachterhaltung heraus Unterschiede und Unstimmigkeiten erkennen.
Reine Orientierungs- oder Grounding Übungen oder Emotionssurfing versagen hier oft. Wir können uns völlig klar darüber sein, wo wir sind und 100 Dinge aufzählen, die wir sehen, das ändert nichts an dem Zustand, in den wir rein gerutscht sind. Meine Erfahrung ist, dass man das am besten auflösen kann, wenn man es als eine Form von struktureller Dissoziation behandelt und davon ausgeht, dass zumindest ein Fragment von früherer Emotion aktiviert ist. Manchmal kann das auch ein ausgeprägterer Anteil sein, der Innen in Wiedererleben fest steckt und die Emotion flutet uns. Ich halte es an dieser Stelle für sinnvoll, da mit einer Art von Teile Ansatz ran zu gehen. Janina Fisher schreibt darüber sehr ausführlich, auch wenn wir das etwas anpassen müssen, damit es bei DIS klappt.
Dann könnte eine Intervention so aussehen:
1 Es ist nur ein Flashback!
Stellt fest, dass es ein emotionaler Flashback ist. Es hat also nicht mit Heute zu tun sondern mit Früher. Beschreibt, was für Gefühle ihr gerade erlebt und wie sich das für euch anfühlt. Wie geht es euch damit, wenn ihr annehmt, dass das etwas von früher ist? Vielleicht könnt ihr nach Innen schaue und ein inneres Kind finden, dem es gerade nicht gut geht. Das kann ein Kindanteil sein. Wenn das gar nicht so weit abgespalten ist, könnt ihr euch einfach vorstellen, das alte Erleben würde eine Form annehmen, wie euer früheres Ich, sodass ihr damit reden und interagieren könnt.
2 Woran seid ihr erinnert?
Überlegt oder fragt den gefundenen Anteil oder euer früheres Ich, ob euch die dazu passende Situation von früher einfällt. Das können auch Situationen sein, die lange angedauert oder sich ähnlich wiederholt haben und wo sich das gar nicht ganz klar an einem Moment festmachen lässt. Oft gibt einem das Erscheinungsbild des inneren Anteils Hinweise. Vielleicht sieht man an der Kleidung was los ist oder sie tragen einen Gegenstand bei sich oder sagen etwas. Manchmal erklärt das Umfeld schon alles. Macht euch kurz klar, was da früher war, ohne tiefer in das Gefühl rein zu gehen.
3 Was habt ihr damals gelernt? Was braucht es jetzt?
Überlegt euch dann oder fragt bei dem Anteil/euer früheres Ich nach, was ihr in der Situation über euch und/oder Andere gelernt habt. Was für eine alte Lektion daraus begleitet euch noch? Was glaubt ihr deswegen ganz fest? Vielleicht sind das Dinge, die ihr in der Therapie besprechen könnt. Was für Bedürfnisse sind damals völlig untergegangen? Sind die jetzt gerade auch da? Versucht einen gnädigen Blick darauf zu werfen, wo die Not so schlimm aufgetaucht ist.
4 Was könnt ihr jetzt anders machen?
Wo das Sinn ergibt, stellt die alte Lektion in Frage. Was ändert sich schon alleine dadurch, sie alt zu nennen? Was hat sich inzwischen geändert? Was für andere Erfahrungen gibt es mit Menschen zB der Person, die heute getriggert hat? Warum passt die alte Überzeugung heute nicht mehr ins Bild? Ihr könnt inneren Anteilen helfen, sich besser zu orientieren oder ihr könnt euch ihnen gegenüber auf eine Weise verhalten, die die alte Lektion ersetzen kann. Kümmert euch um das Bedürfnis, versucht zu trösten, bietet eine Wiedergutmachung an (das kann auch in der Vorstellung passieren), fragt nach was ihr tun könntet, um die Situation besser zu machen, überlegt wie ihr beschützend eingreifen könntet oder was es braucht, damit niemand mehr Angst haben muss. Achtet darauf, dass die Lösung Innen auch wahrgenommen wird und fragt nach, ob das so ausreicht oder ob es noch etwas braucht. In den meisten Fällen lässt sich das durch eine Überprüfung der Aussagen, die auftauchen oder über das Bedürfnis auflösen.
Man kann dann mit einer Diskriminationsübung weiter machen, zu anderer Anteilearbeit übergehen oder die Anspannung aus dem Körper los lassen, um die Stressreaktion aufzulösen. Es braucht fast immer eine Sammlung von Fertigkeiten und Übungen, um getriggerte Situationen gut zu managen.
Clara says
Hallo Theresa, dieser Prozess hat mir heute so geholfen. Danke!
Ich habe es schriftlich gemacht, das hat nochmal einen Unterschied gemacht.