Manchmal ist Scham sehr hartnäckig. Alle unsere Bemühungen sie zum schweigen zu bringen führen zu nichts. Sie los werden ist keine Option, weil wir uns am Ende eingestehen müssen, dass sie eigentlich ein Teil von uns ist. Das bedeutet, es braucht ein Umarmen und Integrieren statt ein Entfernen. Damit das gelingt, müssen wir unsere Scham etwas besser kennen lernen.
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Somatische Erinnerungen erforschen
Wo im Körper könnt ihr Scham spüren?
Wie fühlt sich die Beschaffenheit dieser Wahrnehmung an?
Wenn ihr das jetzt so spürt, erinnert euch das an irgendwas bestimmtes?
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Manchmal ist unser Scham Erleben eine Körpererinnerung und wir sind uns der Geschichte dahinter nur nicht bewusst, deswegen denken wir, das sei ein Signal mit Bezug zum Heute, wo es eigentlich ein altes Gefühl ist. Wenn wir erst mal die Hintergrundgeschichte erkannt haben, können wir daran arbeiten, diese Erinnerung zu integrieren und das Körpererleben dazu aufzulösen.
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Unintegrierte Anteile erforschen
Hat die Scham eher eine weibliche oder eher eine männliche Stimme?
In welchem Alter glaubt ihr ist diese Scham?
Wenn sie eine menschliche Form hätte, wie würde sie aussehen?
In was für einer Laune ist die Scham?
Was versucht sie so sehr zu verhindern?
Wovor hat sie solche Angst?
Wovor will die Scham euch verstecken?
Wie hilft sie euch?
Was würde die Scham gerade brauchen, um sich etwas sicherer zu fühlen?
Was müsste die Scham von euch hören, um ein klein wenig lockerer lassen zu können?
Wie viel von der Gegenwart kennt die Scham? Steckt sie irgendwo fest? Weiß sie wie alt ihr seid?
Kann sich die Scham mal umschauen und sehen wo ihr seid und wer da noch ist?
Kann die Scham bemerken, dass gerade hier und gerade jetzt nichts schlimmes passiert?
Wie fühlt sich die Scham jetzt?
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Oft, wenn wir uns mit inneren Stimmen rum schlagen, handelt es sich dabei um Persönlichkeitsanteile oder wenig integrierte States. Wir merken dann vielleicht, dass sie genau so klingen wie unsere Mutter damals, dass sie eigentlich sprechen wie eine 5-Jährige, dass sie Hilfe brauchen. Wenn wir es schaffen solche Anteile in der Gegenwart zu erden, können sie lernen, dass ihr Job uns zu beschützen nicht mehr benötigt wird und sie können was netteres tun: entspannen und an einem Leben teilhaben, das mehr Freiheiten bietet, die Sicherheit jetzt Erwachsen zu sein und die Möglichkeit eigene Entscheidungen zu treffen. Regelmäßige Realitäts-Checks können solchen Anteilen helfen sich zu beruhigen, wenn sie doch mal wieder aktiviert werden.
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Scham ohne Stimme
Manchmal kann man mit Scham nicht sprechen, es gibt keine spürbare Reaktion auf unser Bemühen, Realitäts-Checks helfen nicht außer dass sie uns soweit am Boden halten, dass wir uns nicht im Gefühl verlieren. Wenn wir uns unsere Schamreaktion genauer anschauen, stellt sich heraus, dass sie keinen logischen Sinn ergibt. Gefühle haben normalerweise einen Zweck. Bei Scham ist der Zweck, uns zu helfen, soziale Situationen zu navigieren. Wenn die Scham nichts mit anderen Menschen oder Situationen zu tun hat, sie nicht mit Trauma Erinnerungen verbunden ist und auch kein Anteil, dann ist sie vielleicht eine konditionierte Reaktion.
Konditionierung ist nicht schwer und es braucht dazu auch gar keine Gewalt. Ihr könnt euch dazu die Tier Experimente anschauen, wo ein Reiz mit einer Reaktion gekoppelt wird. Diese Art von Konditionierung passiert oft in Trauma Familien, in denen sich bestimmte Muster von Verhalten oft wiederholen; wie ein Hinweisreiz, auf den immer eine Handlung folgt oder eine Handlung, auf die immer Belohnung oder Strafe folgt. Manchmal ist das mutwillig aber ganz oft passiert das einfach so. Das Ergebnis ist eine automatische körperliche Reaktion auf den entsprechenden Hinweisreiz, der uns nicht unbedingt bewusst sein muss. Scham ohne eine Stimme kann einfach nur das sein, eine gelernte physiologische Reaktion. Mit Hilfe von achtsamer Beobachtung können wir rausfinden, was diese Reaktion in Gang setzt und dann Wege finden sie zu managen zB durch Gegen-Konditionierung, das Verändern von Elementen oder indem wir Lücken finden, die eine Reaktion nicht nötig machen. Dabei ist es elementar, über der Empfindung zu stehen und sie nur als eine körperliche Empfindung wahrzunehmen.
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