Wir können das Trauma Prozessieren wie jede andere schwierige Situation behandeln und uns darauf vorbereiten, indem wir einen BDA Plan dafür machen. Dabei geht man von vorne bis hinten alle Schritte durch und überlegt, was man dafür jeweils vorbereiten kann. Das ist eine strukturierte Art dafür zu sorgen, dass wir alles haben, was wir brauchen, damit die Therapiestunde möglichst glatt laufen kann. Informiert und organisiert zu sein, nimmt zumindest ein bisschen den Stress aus einer ohne Frage anspruchsvollen Situation.
Wir prozessieren Trauma nie alleine. Es braucht dafür therapeutische Hilfe, die uns durch die schwierigen Stellen durch leitet, uns mit Co-Regulation hilft und auch um Zeug*in für unseren Prozess zu sein. Ihr arbeitet an so einem BDA Plan nie alleine. Eure Ts sollten euch dabei anleiten und sicher stellen, dass er zu ihren Techniken und dem Setting passt, das sie euch anbieten können. Ihr übernehmt zusammen Verantwortung für die gemeinsame Arbeit, indem ihr sie zusammen plant.
Diese Anleitung ist für Therapie, wo reguläre Techniken zum Trauma Prozessieren für DIS angepasst wurden. Es gibt auch andere Wege, bei DIS mit Trauma zu arbeiten, wie Hypnose, ein fortschreitendes Prozessieren sehr kleiner Einheiten oder einen hohen Fokus auf integrative Handlungen bei Anteilen, der die Konfrontation auf ein Minimum reduziert. Je nachdem wie eure Ts arbeiten, kann ein Plan wie dieser viel mehr vorschlagen, als ihr wirklich braucht. Bitte sprecht mit euren Ts darüber und macht nicht einfach nur was, weil das so im Internet steht.
Bevor wir überhaupt anfangen
Bevor wir richtig anfangen einen Plan zu machen, sollten wir uns fragen, ob wir die Voraussetzungen fürs Prozessieren mit regulären Trauma Techniken erfüllen. Sind wir in Sicherheit? Können wir mit unseren Symptomen umgehen? Können wir uns regulieren? Haben wir innere Kooperation? Usw.
Wenn nicht, gibt es gerade wahrscheinlich dringendere Themen als an Erinnerungen zu arbeiten.
Vorher
Zuerst wählen wir eine Szene fürs Prozessieren aus. Wir besprechen unsere Ideen dazu mit unseren Ts und hören auf deren Rat. Es macht Sinn, eine Szene auszusuchen, die für unser aktuelles Leben relevant ist, weil sie besonders oft hochkommt oder uns an Plänen für die Zukunft hindert. In der Regel bitten unsere Ts uns um ‘informed consent’, um mit ihrer Technik diese Erinnerung aufzuarbeiten. Das bedeutet, dass sie uns umfassend informieren und wir dem freiwillig und ohne Druck zustimmen. Ohne gegenseitigen Konsens dieser Art sollte nie an etwas gearbeitet werden.
Als nächstes stellen wir sicher, dass wir alle Fertigkeiten haben, die wir brauchen, um die Szene zu verarbeiten.
- Welche Anteile wissen von der Szene oder tragen Fragmente von Erinnerung zu dieser Szene?
- Haben wir stabile Wege der Kommunikation mit diesen Anteilen?
- Wollen sie an der Szene arbeiten und haben wir zumindest ein bisschen Erfahrung von Kooperation mit ihnen?
- Können sie aus einer Erinnerung aussteigen, wenn sie davon geflutet werden (Flashback Erleben), alleine oder mit Hilfe?
- Können sie sich in Raum und Zeit in der Äußeren Welt orientieren, alleine oder mit Hilfe?
- Haben wir Erfahrungen von Co-Regulation mit ihnen? Haben sie schon mal mit Ts gearbeitet und kann unser*e T sie co-regulieren?
- Können wir Duale Aufmerksamkeit von der äußeren Welt und dem inneren Erleben oder dem inneren Team aufrecht erhalten?
Das sind wichtige Informationen. Es gibt Wege mit Anteilen zu arbeiten, mit denen kein Co-Bewusstsein besteht, aber die sind etwas aus der Mode gekommen und die meisten Ts arbeiten mit co-bewussten Anteilen, die sich im Prozess gegenseitig unterstützen können. Anteile, die komplett in einer Erinnerung feststecken ohne jede Möglichkeit sich zu orientieren, brauchen einen anderen Ansatz und es macht einen Unterschied, ob sie schon etwas über die äußere Welt heute wissen statt nur in einer Inneren Welt orientiert zu sein. Kennen wir alle Anteile, die betroffen sind, erleben wir keine Überraschungen, weil im Prozess plötzlich jemand Neues auftaucht. Jede Fertigkeit, die wir mitbringen, macht die Therapiestunde einfacher. Ts können viele Schwachstellen ausgleichen, es gibt Wege, um Probleme zu umgehen, aber wenn wir die Schwierigkeiten auftürmen, wird es eben für alle schwieriger. Gute Vorbereitung kann das Trauma Prozessieren unangenehm aber relativ unkompliziert machen.
Ressourcen
Wenn wir eine gute Vorstellung davon haben, womit wir arbeiten werden, können wir Ressourcen raussuchen, die den beteiligten Anteilen helfen. Wir können dabei sensorische Sachen durchgehen, die sie mögen, Themen, die ihre Aufmerksamkeit erwecken, Spielzeuge oder was auch immer wir inzwischen über sie wissen. Vielleicht habt ihr das schon in einem Ressourcen-Album festgehalten. Das sind Dinge, die wir vorbereiten und mitnehmen können, um bei der Regulation zu helfen.
Dann schauen wir uns unsere inneren Beziehungen an und finden heraus, wer von uns die beste Unterstützung im Prozess darstellen würde, welche Inneren Helferfiguren wir im Hinterkopf behalten und welche Anteile des inneren Teams sich während der Stunde besser an einem sicheren Ort verstecken.
Idealerweise arbeiten wir mit Ts, die uns schon kennen. Aber manchmal ist es nötig, Trauma in einem stationären Setting zu bearbeiten und es gibt wenig Zeit, sich gegenseitig kennenzulernen. Wir brauchen ein wenig Vertrauen in deren Fähigkeit, ihre Arbeit gut zu machen und mit den Techniken arbeiten zu können, die sie gelernt haben. Zusammen die nötigen Ressourcen herauszuarbeiten, kann beiden Seiten ein besseres Bild davon geben, wo man miteinander steht und Ts können uns auch Ressourcen vorschlagen, die für ihr Setting besonders sind.
Fragen zur Therapie
In unseren Gesprächen, um die Trauma Verarbeitung vorzubereiten, sollten Ts uns ihre Technik(en) erklären, die sie verwenden. Das sollte etwas sein, was relativ etabliert ist und wo wir nachvollziehen können, warum das dabei hilft, die Erinnerung neu zu verarbeiten. Sie sollten uns die Schritte erklären, was wir erwarten können und auch die Risiken und Erfolgsrate der Technik. Es gibt keine Traumatherapie Techniken ohne Risiken. Eine Person die unkritischen Glauben in ihre Technik zeigt, ist nicht erfahren genug, um eine DIS damit zu behandeln. Manche Ts bieten an, Teile der Technik wie zB bilaterale Stimulation zu demonstrieren und lassen uns auch zwischen Optionen wählen.
Wenn ihr eine DIS habt, dann lasst euch unbedingt erklären, wie die Technik auf DIS angepasst wird und diese Abwandlungen müssen für euer System sinnvoll sein und wie etwas klingen, was klappen kann. Wenn Ts keine Ahnung haben, wie man eine Technik bei DIS benutzt, ist es sicherer, keine Erinnerung mit ihnen zu bearbeiten. Über etwas Bescheid zu wissen ist noch keine Garantie, dass man das auch richtig umsetzen kann. Aber nicht mal zu wissen, wie es sein sollte, ist ein sicheres Zeichen, dass das nicht gut geht. Fragt so viel wie nötig ist, damit ihr euch mit dem Verfahren sicher fühlt.
Fragt speziell danach, was Ts tun werden, falls ihr switched. DIS Ts sollten in der Lage sein, mit traumatisierten Anteilen persönlich und direkt zu arbeiten und nicht nur durch Hosts. Das sollte kein Problem darstellen. Aber weil es eine Situation ist, wo wir offensichtlich gerade die Kontrolle verloren haben und etwas nicht nach Plan verlaufen ist, kann es wichtig sein zu hören, wie Ts weitermachen und wie sie dabei unsere Würde wahren.
Setting
Als nächstes prüft ihr den Raum, in dem die Therapiestunde stattfinden soll noch mal. Ist das so ok für euch? Wollt ihr euch etwas zusätzlich mitbringen? Sollte etwas bewegt oder verdeckt werden? Ist die Stuhlsituation für euch so ok? Eure Ts können wegen euch keinen neuen Teppich verlegen, aber sie können einen Stuhl verschieben.
Es ist Aufgabe eurer Ts dafür zu sorgen, dass ihr genug Zeit fürs Prozessieren habt. Wenn sie den Termin planen, dann vielleicht mit mehr Zeit oder so, dass nicht sofort die nächste Person vor der Tür steht. Wir können probieren, Termine zu einer Tageszeit zu bekommen, wo wir wach und konzentriert sind und die Umstände es uns etwas einfacher machen, zB weil es draußen noch hell ist, wenn wir fertig sind.
Direkt vor der Stunde:
Sorgt dafür, dass ihr einen sicheren Weg habt, an diesem Tag zur Therapie zu kommen und wisst, wie ihr sicher wieder heim kommt, selbst wenn ihr zu fertig seid, um euch selbst zu fahren.
Zieht hilfreiche Kleidung an, in der ihr euch gut fühlt und die vielleicht auch eure Sinne anspricht fürs Grounding. Manchmal hilft es, sich wie für die Arbeit anzuziehen, weil uns das daran erinnert, dass wir heute Erwachsene mit Kompetenzen sind. Ihr müsst selber entscheiden, was da gut für euch ist.
Packt alle Ressourcen ein, die ihr für die betroffenen Anteile in der Stunde brauchen könntet. Legt noch Sachen für die Selbstfürsorge dazu zB Energy Riegel oder Kopfschmerztabletten.
Während
Anker
Am Tag, an dem ihr die Trauma Bearbeitung macht, nehmt euch Zeit, um im Therapieraum anzukommen. Es kann helfen, sich 3 Anker auszusuchen, die ihr checken könnt, wenn ihr mehr Orientierung braucht. Diese Dinge erinnern euch, dass ihr jetzt und heute in dem Therapieraum seid und nicht irgendwo anders.
Ihr könnt euch auch etwas an euren Ts aussuchen, das auch daran erinnert, wer die sind. Wenn wir so halb in einer Erinnerung stecken, können Gesichter manchmal verzerrt aussehen und wir könnten uns unsicher fühlen. Ich persönlich schaue gerne auf die Schuhe, weil das ein heimliches Spiel ist, was mein System schon lange spielt, zu sehen was für Schuhe Ts tragen. Eine Kette, Armbanduhr oder eine Frisur können genauso gut helfen sich zu erinnern, wer sie sind, wenn wir Probleme damit haben, sie zu erkennen.
Zeichen
Verständigt euch auf ein Zeichen, um zu sagen, dass ihr eine Pause braucht oder wann Ts langsamer machen sollen oder nicht so tief gehen. Manche Ts verwenden dafür Fingerzeichen, damit auch andere Anteile zeigen können, wenn etwas für sie nicht ok ist. Dazu bitten Ts Anteile Innen, sich ein Zeichen auszusuchen, um sich zu melden. Das kann sich für die Frontperson seltsam anfühlen, kann aber wichtig sein, wenn unser Co-Bewusstsein nicht so gut ist, wie wir es uns wünschen.
Manchmal kann es auch helfen, Ts Zeichen zu geben, wenn wir merken, dass wir gleich switchen oder dissoziieren. Bei manchen Anteilen ist es offensichtlich, aber eine kleine Vorwarnung macht es leichter, sich drauf einzustellen. Nach Innen zu schauen kann zu einem ähnlich seltsam leeren Blick führen, wie der, den man hat, wenn man dissoziiert. Dann ist ein Signal, um zu zeigen, dass das jetzt beginnende Dissoziation ist, vielleicht sinnvoll. Wählt nur nützliche Zeichen, die dem Prozess helfen. Ein ‘Stop’ Signal ist vielleicht alles, was es braucht.
Der Prozess
Irgendwann ist es so weit und wir müssen uns drauf einlassen, der Anleitung unserer Ts zu folgen. Die leiten uns Schritt für Schritt durch ihre Technik. Es ist unsere Aufgabe, Bescheid zu sagen, wenn es etwas braucht oder etwas auf unsere Situation oder Bedürfnisse angepasst werden müsste oder etwas Neues auftaucht. Während wir der Anleitung folgen, ist das immer noch eine Kollaboration. Wir geben nicht irgendwie die Kontrolle ab. Wenn wir die Kapazität dafür übrig haben, können wir uns an die Bewegung von Pendulation erinnern, unser Grounding im Blick behalten und auf andere Anteile achten, die eine Rolle spielen. Das ist nicht streng notwendig, aber es kann uns ein Gefühl von Selbstwirksamkeit geben, was ein wichtiges Element in der Trauma Verarbeitung ist.
Für manche ist es am besten, sich auf die Co-Regulation ihrer Ts zu verlassen, wenn es schwierig wird. Andere brauchen einen Moment für sich. Die Gegenwart einer anderen Person ist nicht für alle Menschen beruhigend. Ich hab in letzter Zeit auch Toilettenpausen genommen, um inneren Anteilen eine Chance zu geben, sich mit mehr Privatsphäre neu zu sortieren. Manchmal drehen Ts sich auch um, damit sie uns nicht anschauen, wenn wir einen Moment für uns brauchen. Noch vor wenigen Jahren wäre das undenkbar gewesen, aber heute bieten Ts mit Verständnis für Komplextrauma manchmal an, kurz raus zu gehen, wenn sie wissen, dass es für uns einfacher ist alleine.
In der Vergangenheit habe ich schon Angebote von warmem Tee angenommen, wenn mein Körper mehr in Shutdown gegangen ist, als es angenehm war. Das ist auch eine Zeit, in der wir auf unsere Bedürfnisse achten können (Pausen, langsamer machen, innerer Trost, mehr Sicherheit usw). Wir müssen uns nicht durch eine Technik zwingen und dabei ignorieren, wie es uns geht. In der bestmöglichen Sitzung gestalten wir so etwas wie einen kleinen Tanz mit unseren Ts, wo wir uns der Erinnerung so gut stellen, wie es geht und wir auch darauf achten, dass es uns mit dem Prozess noch gut geht. Gute Ts haben da ohnehin ein Auge drauf, aber bei DIS ist das innere Erleben nicht immer außen sichtbar und es wird einfacher, wenn wir uns auch selbst mit um unseren Teil des Prozesses kümmern.
Stabilisieren
Eine Sitzung sollte immer mit einer neuen Orientierung und Stabilisierung enden. Das kann Small Talk über die Pläne nach der Sitzung beinhalten. Ich mag es, über Themen zu sprechen, in denen ich besonders kompetent bin, weil sie mich daran erinnern, dass ich jetzt erwachsen bin und besondere Fähigkeiten habe. Das aktiviert auch das Gehirn in einer ganz anderen Weise als Trauma Erinnerungen. Erzählen wir unseren Ts vorher von solchen Kompetenzthemen, können sie das Gespräch mutwillig dort hin lenken.
Wir können spätestens jetzt die Ressourcen nutzen, die wir mitgebracht haben, um uns zu regulieren. Dissoziative Menschen neigen dazu, in Trancezustände zu rutschen, die nicht offensichtlich sind. Aber dann stellen wir fest, dass wir versuchen die Fahrstuhltür mit unserem Wohnungsschlüssel aufzuschließen oder wir finden den Weg nach Hause nicht, weil wir die Straßen nicht wiedererkennen. Gründliches Grounding minimiert das und wir können das einplanen.
Sind wir zu einem jüngeren Anteil geswitched, ist jetzt der Zeitpunkt, wo wieder jemand Erwachsenes auftauchen sollte. Es kann helfen, mutwilliges Switchen zu üben oder ein Code Wort mit unseren Ts auszumachen, das allen sagt, dass es jetzt Zeit für einen bestimmten Anteil ist zu übernehmen. In der Regel ist es ok, uns ein bisschen im Wartebereich sitzen zu lassen, bis wir uns bereit fühlen, zu gehen. Mehr Aufmerksamkeit durch Ts führt nicht wirklich zu einem schnelleren Wechsel zurück.
Ts bieten manchmal Gegenstände an, die wir mit nach Hause nehmen können und zur nächsten Stunde wieder mitbringen. Es ist klug, das anzunehmen, auch wenn wir denken, dass wir das nicht nötig haben. Andere Anteile vielleicht schon. Eine Stunde mit Trauma Bearbeitung beginnt in der Regel einen Prozess, der noch einige Tage weiter läuft, während unser Gehirn neu verhandelt, was es mit der Erinnerung macht. In den nächsten Tagen braucht es wahrscheinlich zusätzliche emotionale Stützen. Ts können sich vorbereiten, indem sie Übergangsobjekte bereit halten.
Danach
Es ist weise, einen soliden Plan für die ersten paar Stunden nach dem Prozessieren zu haben. Je nachdem welche Technik benutzt wird, kann die Erinnerung noch ein paar mal wie in Wellen hochkommen, bevor es sich beruhigt. Achtet darauf, eine sichere Art zu haben, nach Hause oder an einen sicheren Ort zu kommen, wo ihr eine Weile bleiben könnt. Selbst mit dem Auto zu fahren ist nicht verboten, aber auch nicht wirklich zu raten. Manchmal können Bahnschienen oder das Überqueren von Brücken plötzlich suizidale Gedanken verstärken. Ich halte es für das Beste, wenn euch jemand abholen könnte, wenn ihr nicht ohnehin in einer Klinik seid. Das ist natürlich nicht immer möglich und dann tun wir, was möglich ist.
Selbstfürsorge
Als nächstes plant ihr, wie ihr euch für die nächsten paar Tage um eure Grundbedürfnisse kümmert. Nahrungsmittel sind eine wichtige Energiequelle und das Prozessieren braucht Energie. Ich esse gerne meine erste Mahlzeit direkt mit der Person, die mich abholt, wann immer das möglich ist, um sicherzustellen, dass ich mich ans Essen erinnere. Ein paar Mahlzeiten vorher vorzubereiten, hilft sehr, wenn wenig Energie übrig ist.
Für die nächsten paar Tage ist es unser Job, freundlich mit uns umzugehen. Wir dürfen uns Extras aussuchen, die es sonst nicht gibt, es gibt Lieblingsgetränke und -Mahlzeiten und -Aktivitäten. Das alles klappt eher, wenn wir es schon bereitstellen. Sanfte Fürsorge ist besser als strenge Disziplin, aber wenn nur Disziplin uns dazu bringt, uns um Selbstfürsorge zu bemühen, dann ist das auch ok. Wann immer wir das Gefühl haben, uns jetzt zwingen zu müssen, probieren wir, ob es auch mit ein klein wenig mehr Gelassenheit geht.
Erholung
Erholung braucht Zeit und ist ein aktiver Prozess. Manche Leute schreiben dabei Tagebuch, andere gehen viel Spazieren. Schlaf ist ein wichtiger Faktor. Wenn euch danach ist, können Freund*innen euch unterstützen. Es ist dabei besser, Dinge zu tun, die erden als solche, die zu numbing führen. Unsere Ts werden uns normalerweise bitten, uns kurz bei ihnen zu melden, um sicher zu gehen, dass es uns gut geht. Wenn alles gut läuft, planen wir Aktivitäten für die Erholungsphase.
Bei Schwierigkeiten
Es läuft nicht immer gut. Achtet darauf, dass ihr Notfall Medikamente zur Verfügung habt, falls es zu schwierig wird zum aushalten und bestellt die rechtzeitig nach. Alle Ressourcen, die ihr in die Therapie mitgebracht habt, sollten weiterhin zur Verfügung stehen, um euch zu beruhigen. Meldet euch bei euren Ts oder Notfallkontakten, wenn ihr eine Krise erlebt und aktualisiert in der Vorbereitung noch mal euren Notfallplan. Das sind Sachen, die man vorbereitet und plant, damit man später nicht mehr lange nachdenken muss, wenn man zu fertig ist, um noch was zu entscheiden.
Manchmal haben nur einzelne Anteile ein Krisenerleben und der Rest vom Inneren Team kann für Sicherheit sorgen. Dann wenden wir uns den Klassikern zu. Haben diese Anteile einen eigenen Raum? Können wir die Erinnerung zusammen containen? Wäre eine Helferfigur die Unterstützung, die sie brauchen? Sollen wir ihre Hand halten, um ihnen zu zeigen, dass wir da sind? Das sollte alles nichts Neues für euch sein. Das sind Grundlagen von Symptom-Management, wie ihr sie bei uns im Inhaltsverzeichnis findet und es macht Sinn, die für alle Fälle noch mal aufzufrischen.
Verletzte Anteile brauchen vielleicht ein Haus der Heilung für ihren nächsten Schritt zur Erholung. Wenn die Auseinandersetzung mit der Welt heute zu fremd und anders ist als alles, was man kennt, kann ein Übergangshaus ein guter Weg sein. Das sind spezialisiertere Übungen, die Anteilen nach dem Prozessieren helfen könnten, die wir im Blick behalten sollten. Vielleicht wissen auch eure Ts noch etwas, was ihr im Ernstfall machen und vorbereiten könnt.
Integration
Die Integration von Erinnerungen ist ein längerer Prozess als man denkt. Wenn es gut funktioniert, werden wir Veränderungen in den Anteilen sehen, die Erinnerungen bearbeitet haben, in der Art, wie das System darauf reagiert, in unseren Reaktionen auf die äußere Welt und auf andere Leute und in der Art, wie wir uns selbst in der Welt sehen. Wenn es wirklich gut funktioniert hat, kann es sich anfühlen, als wäre die ganze Welt um ein kleines Stückchen verrückt worden. Es braucht Zeit, sich an diese Veränderungen zu gewöhnen. Manchmal braucht es aktive Bemühungen, um die Veränderungen zu behalten und es ist auch möglich, Teile der Fortschritte erst mal wieder zu verlieren, weil wir nicht genug Kapazität hatten, so viel Veränderung auf einmal zu verkraften. Das macht nichts, das holen wir uns später wieder zurück. Wir wissen ja jetzt, dass das geht.
In den nächsten Sitzungen werden unsere Ts uns helfen, uns an Veränderungen zu gewöhnen und so viel es geht zu integrieren. Es sollte reichlich Zeit sein, bevor wir wieder Trauma Erinnerungen anschauen. Recovery sieht wie etwas aus. Man sieht das an vielen kleinen und größeren Veränderungen im System, wie wir Dinge erleben, wie wir uns verhalten. Es braucht Zeit, das alles zu sehen und uns daran zu gewöhnen. Der ‘Danach’ Teil unseres BDA Plans dauert sehr viel länger, als wir denken. Das sorgfältig zu machen hilft uns dabei, die Veränderung auch langfristig zu halten. Veränderung zu integrieren ist ein eigener Schritt beim Trauma Prozessieren, der schon in die Phase 3 der Therapie hinein reicht. Wir kriegen einen Vorgeschmack davon, was sein kann. Das hilft uns, wieder zurück zu gehen und weitere Erinnerungen anzuschauen. In dieser Zeit planen wir gar nichts Neues, sondern geben dem Prozess Raum, sich zu entwickeln.
Das hier ist nur eine grobe Anleitung, wie man sich auf strukturierte Art auf das reguläre Trauma Prozessieren vorbereiten kann. Ich kann unmöglich alles nennen, was für jede*n hilfreich ist und hier sind ganz sicher sehr viel mehr Sachen aufgelistet, als wirklich benötigt werden. Ihr müsst euch das zu eigen machen und einen Plan für euch selbst entwickeln, der eure Bedürfnisse berücksichtigt. Macht ihr das nicht, wird es unnötig kompliziert.
Stellt euch das wie ein Buffet vor, wo gesammelte Erfahrungen angeboten sind und ihr und eure Ts angehalten sind, auch etwas mitzubringen, um die Auswahl zu erweitern. Ihr tut euch nur auf den Plan, was ihr mögt und was nützlich aussieht. Solche Pläne können wiederverwendet werden, aber ihr müsst das trotzdem jedes Mal prüfen und auf die Anteile anpassen, die im Prozess beteiligt sind. Mit der Zeit entwickelt ihr ein bessere Gefühl dafür, was es braucht und einen Plan zu machen, wird einfacher und persönlicher. Wenn ihr so weit seid, dass ihr denkt, dass ihr keinen Plan mehr braucht, macht trotzdem einen. Ihr wisst nie, was passiert und Pläne können dem System, wenn es schwierig wird, auch eine Routine bieten, die Halt gibt.
Lasst gerne einen Kommentar da und erzählt, weil eure nützlichsten Tricks in der Vorbereitung fürs Trauma Prozessieren sind!