Diese Übung wird typischerweise verwendet, wenn unser Alltag chaotisch ist, weil manche Anteile nichts von den Plänen der anderen wissen und wir aus Versehen aneinander vorbei arbeiten. Wir verpassen Termine, machen etwas doppelt oder gar nicht, sind chronisch zu spät oder unnötig besorgt, zu spät zu sein usw.
Es ist auch eine gute Übung, wenn wir gerade erst damit anfangen, inneren Kontakt herzustellen. Man braucht dafür noch kein Co-Bewusstsein oder Kooperation. Die regelmäßigen Versuche von Kommunikation können Verbindung allerdings verbessern. Mit viel Glück werden sogar Dinge korrekt erledigt, während wir Amnesien haben.
Der Plan
Um die Übung durchzuführen, nehmen wir uns morgens Zeit, um unseren Tagesplan durch zu gehen. Es ist ok, ganz normale Tage ohne spezielle Herausforderungen zu haben. Wir schreiben einfach die Eckpunkte auf, die unserem Tag Struktur geben. Das umfasst Essenszeiten, Arbeit, Hausarbeit, Termine, Freizeitgestaltung und alles, was für uns persönlich wichtig ist. Ich finde es hilfreich, dabei mit Time Blocking zu arbeiten, weil sich so die Tagesstruktur gut veranschaulichen lässt. Wo immer es nötig ist, können Details hinzugefügt werden. Wenn ich zB sicher stellen möchte, dass niemand Tiefkühlpizza aufbackt, weil ich ein leckeres Korma vorgekocht habe, würde ich das in den Plan dazu schreiben. Ihr wollt euch vielleicht Notizen zu Orten, Personen usw machen, um ein Bild davon zu zeichnen, wie es am Ende aussehen soll. So stellen wir einen Fahrplan für den Tag her.
Im nächsten Schritt gehen wir unsere Notizen durch und erklären dabei, was in jedem Schritt passieren wird. Es hilft, dabei laut zu sprechen, so dass alle, die Interesse haben, sich einklinken und mithören können. Wenn es noch zu schwierig ist, in Richtung anderer Anteile zu sprechen, dann könnt ihr das auch einer Partnerperson oder einem Kuscheltier erzählen. Ich habe gehört, letztere sind sehr neugierig was Pläne angeht.
Beispiel
Es ist Montag der 7. Wir werden wie jeden morgen Haferbrei frühstücken.
Dann habe ich Arbeit zu erledigen. Ihr bemerkt, dass ich bei der Arbeit bin, daran, dass ich vor dem Computer sitze und Sachen lese und tippe. Es wird eine Pause geben, wo wir uns frischen Tee machen und die Schultern bewegen. Dann gibt es noch mal ein bisschen Arbeit, aber das wird kürzer sein als der erste Block. Wir werden das Mittagessen essen, das ich vorbereitet habe. Das ist im Kühlschrank in der schwarzen Bentobox. Am Mittagessen erkennt ihr, dass wir für heute mit der Arbeit fertig sind.
Wir gehen dann wie immer im Park spazieren und alle die mögen, können Hunde und Enten anschauen. Wenn das Wetter ganz furchtbar ist, springen wir statt dessen Trampolin und alle, die gerne herum springen, können mit machen.
Dann kümmere ich mich ein wenig um unser Zuhause und mache das wieder schön. Ihr wisst, wenn das passiert, weil es nach Reinigungsmitteln riecht und ihr werdet den Staubsauger hören, der ist sehr laut.
Danach werde ich Lebensmittel einkaufen gehen mit der Liste, die wir gestern gemacht haben. Einkaufen ist schwierig aber es tut nicht weh und verletzt uns auch nicht und ich entscheide mich ganz bewusst, das zu machen, damit ich uns leckere Sachen kochen kann. Ich weiß, dass für manche von euch Mahlzeiten sehr wichtig sind und das will ich respektieren. Der Einkauf ist fertig, wenn alles, was ich gekauft habe, weg geräumt und der Kühlschrank wieder voll ist.
Danach haben wir freie Zeit und können aussuchen, was wir machen. Wir könnten noch eine Folge von der Serie schauen, die wir letzte Woche angefangen haben und dabei Abendbrot essen. Wir werden heute Abend nicht weg gehen, weil es Montag ist und nicht Wochenende.
Um 22Uhr nehmen wir unsere Medikamente und dann können wir ins Bett. Gibt es irgendwelche Fragen oder Sorgen, was das angeht? Möchte jemand noch etwas hinzufügen?
Den Plan erklären
Wenn wir unseren Tagesplan kommunizieren, entsteht daraus ein größeres Gefühl von Sicherheit. Andere Anteile erschrecken sich nicht so über unerwartete Ereignisse. Sie können das Leben mit beobachten und sehen, dass die Dinge wirklich so passieren, wie wir sie geplant haben (meistens jedenfalls) und mit der Zeit entsteht daraus Vertrauen. Sie erhalten auch eine Abfolge, die das Gefühl von Zeit und wie sie vergeht verbessern kann. Schwierige Situationen werden nicht ewig dauern und sie wissen schon, was für die Zeit danach geplant ist, sodass es keinen Grund gibt, sich zu sorgen, dass es nie wieder einfacher wird.
Wann immer wir etwas tun, was anderen Innen noch nicht bekannt ist, können wir zusätzliche Informationen anbieten, woran sie erkennen, dass das geplante Ereignis jetzt passiert und wie sie sehen können, dass es ok ist oder wann es vorbei ist. Das sind die Wegweiser.
Um Anteile zu unterstützen, die sich machtlos fühlen, nehmen wir uns Zeit, um zu erklären, warum jeder Schritt oder Aufgabenblock sicher ist und warum wir uns frei dafür entscheiden, das zu tun. Uns daran zu erinnern, dass es unsere eigene freie Entscheidung ist, hilft Gefühle von Hilflosigkeit zu überwinden und das schadet selten.
Sind wir fertig damit, den Plan und den zeitlichen Ablauf zu erklären, fragen wir immer noch, ob jemand Fragen zu dem Plan hat, ob es Sorgen oder Bedenken bei irgendwas gibt und ob irgendwer noch was sagen oder hinzufügen will. Es ist normal, da am Anfang nicht viele oder klare Antworten zu bekommen. Wir achten trotzdem aufmerksam auf jede Form von Kommunikation. Während das laute Sprechen oft der beste Weg ist, gehört zu werden, ist Schreiben oft ein guter Weg, um Antworten zu bekommen. Legt eure Notizzettel also noch nicht weg.
Es braucht oft Zeit und Geduld, bis so ein Anfang gemacht ist. Wann immer wir Kommunikation von Innen bemerken, versuchen wir darauf zu antworten, zu erklären, unseren Plan anzupassen usw. Ganz am Anfang kann es sein, dass wir einfach nur versprechen, dass die Erwachsenen sich kümmern und niemand sonst das managen muss. Regelmäßig und beständig jeden morgen wieder zu kommen, um die anderen zu informieren (auch und gerade wenn wir dafür nichts zurück bekommen) kann beweisen, dass wir vertrauenswürdig sind und ganz ehrlich versuchen zu helfen. Jedes kleine bisschen, was nach Innen durchdringt, ob Information oder Beziehungs-Bemühungen, kann einen Unterschied machen.
Für Fortgeschrittene
Wenn wir schon Kommunikation und Kooperation etabliert haben, können wir zu unseren Notizen einen weiteren Schritt hinzufügen und unser Teaming planen. Für Teaming bilden wir kleine Gruppen von Anteilen, die zusammen arbeiten, um eine bestimmte Situation oder Aufgabe innerhalb unseres Planes zu meistern. Andere Anteile bekommen die Aufgabe, sich an einen inneren Ort zurück zu ziehen und Einmischung zu vermeiden. Nachdem ein Projekt beendet ist, kann sich das Team neu zusammen setzen mit Anteilen für das nächste Projekt. Es hilft, dabei zu planen, wer in so einem Team mitmachen soll, auch wenn Teaming noch nicht perfekt läuft und das noch nicht immer so klappt, wie es geplant war. Bewusst zu Switchen ist schwierig.
Beispiel
Für die Arbeit konzentrieren sich Anteil A, B und C auf die Aufgaben und technischen Probleme. Anteile D und E gehen in ihre Räume und können schlafen oder spielen und Anteil F bleibt bei ihnen und kümmert sich um sie. Wenn wir spazieren gehen, kann Anteil F übernehmen und Anteile D und E unterstützen, falls sie die Enten füttern wollen (kein Brot, Erbsen aus dem TK Fach nehmen) Später kann Anteil C putzen, während sich die anderen ausruhen und B und C gehen zusammen einkaufen…
Man kann in der DIS Therapie hundert Übungen lernen und nicht alle werden immer gleich hilfreich oder zum aktuellen Prozess passend sein. Ich halte das hier für eine gute Übung, wenn man noch relativ am Anfang ist oder zu besonders schwierigen Zeiten, wenn es besondere Sicherheit braucht. Die Übung ist klein und nützlich genug, um sie jeden Morgen machen zu können; bis sie sich überflüssig anfühlt. Wir persönlich sind an der Stelle dann zu einem Tagesrückblick am Abend übergegangen.
Mehr darüber, wie man sich auf schwierige Situationen vorbereitet hier