Ein Konzept, mit dem wir aufgewachsen sind, nennt sich „purpose train“
Wir verzetteln uns im Leben oft in Strategie und Taktik, setzen Ziele, erreichen irgendwas. Das klappt am besten, wenn dem eine Vision voraus geht. Wie sich heraus stellt, ist ein „Vision Board“ allerdings auch nicht ausreichend. Die Energie, die unseren Zug bewegt, kommt aus unseren Werten. Bevor wir uns also mit SMARTer Zielsetzung beschäftigen, lasst uns erst mal auf die treibende Kraft des Zuges eingehen.
Werte sind Eigenschaften, Qualitäten oder Glaubenssätze, die subjektiv als positiv und erstrebenswert wahrgenommen werden. Sie beeinflussen die Art wie wir denken, was sich in unseren Handlungen und unserem Charakter zeigt. Wir sehen unsere Umwelt nicht nur durch die Brille unserer Werte, wir erschaffen um uns herum auch das, was wir innerlich wertschätzen.
Unsere Werte beeinflussen unser
- Denken
- Fühlen
- Verhalten
- Motivation
- Entscheidungen
- Prioritäten
- Selbst-Management
- ….
und dennoch haben viele Menschen sich noch nie bewusst Gedanken darüber gemacht.
Es gibt verschiedene Wege sich den eigenen Werten anzunähern.
Einer ist, dir einen perfekten Wochentag vorzustellen. Beschreibe alles, was du an einem perfekten Arbeitstag in deinem perfekten Leben tun würdest. Sei dabei ehrlich mit deinen eigenen Wünschen und versuche nicht nur einer sozialen Norm gerecht zu werden (es ist völlig in Ordnung morgens um 5 kein Yoga machen und Smoothies trinken zu wollen!) Dir die Aspekte deines perfekten Tages anzuschauen, kann dir helfen zu verstehen, was dir wichtig ist.
Ein anderer Weg ist, dir deine eigene Beerdigung vorzustellen, nachdem du ein Leben gelebt hast, auf das du stolz bist. Vielleicht hält jemand eine Rede. Was erzählen sie darüber wer du bist und wie du gelebt hast?
Ein dritter Weg sich den eigenen Werten anzunähern, ist dich selbst zu fragen, was dich leidenschaftlich wütend macht.
Es braucht Zeit um über das alles zu reflektieren und zu verstehen, was dich bewegt.
Warum sollte das wichtig sein?
Wenn dein Leben nicht im Einklang mit deinen Werten ist, wirst du unglücklich sein, wenn nicht sogar depressiv (das Ende deines Zuges bewegt sich dann in eine andere Richtung als der vordere Teil und daraus entsteht Spannung)
Deine Werte zu kennen ist wie einen Kompass zu haben. Er zeigt dir die grundsätzliche Richtung in die du mit deinen Entscheidungen gehen möchtest. Er hilft dir zu unterscheiden, was wichtig ist und was nicht, wann du ja sagen und wovon du fern bleiben solltest. Er zeigt dir wo du deine Energie, Zeit, Finanzen und Aufmerksamkeit investieren willst. Und er hilft dir zu wissen, warum du jeden Morgen aufstehst und die Dinge tust, die du tust.
Nimm dir Zeit und mach dir eine Liste.
Spicke lieber nicht auf Online-Listen, das lenkt schnell davon ab was in dir ist.
Wenn du eine Liste hast könnte es interessant sein zu vertiefen
- was das bedeutet und welche Werte verwandt sind. Manchmal kann man eine logische Kette draus bilden, die sich in einem Wort zusammenfassen lässt (sagen wir dein Wert sind „gesunde Beziehungen“, das könnte Kommunikation, Intimität, Grenzen etc beinhalten)
- woher der Wert kommt. Ist es etwas womit du aufgewachsen bist? War das ein positives Erleben? Hast du das später im Leben schätzen gelernt/ in welcher Situation?
- wie das aussieht. Wenn es für deinen Wert keinen Ausdruck gibt, ist etwas verkehrt. Das gesamte Konzept zu visualisieren kann dir neue Ideen geben, wie du dich ausdrücken kannst.
Man kann in äußere und innere Konflikte mit Werten geraten.
Äußere Konflikte bedeuten, dass man sich in Situationen wieder findet, die im Konflikt mit den eigenen Werten sind. Langfristig müssen solche Situationen gelöst werden um innere Kämpfe/Depression zu vermeiden.
Innere Konflikte bedeuten, dass sich die eigenen Werte widersprechen. Das könnte zu einer Herausforderung werden diese zu balancieren.
Eine andere Art mit inneren Konflikten umzugehen ist sie nach Wichtigkeit zu sortieren. Wenn du auf einen inneren Konflikt triffst, kannst du dich für den wichtigeren Wert entscheiden. Das kann dir auch helfen, wenn du Pro/Contra Listen auswertest. Ein wichtiger Wert kann einem Argument mehr Gewicht verleihen.
Unsere SystemArbeit stützt sich stark auf Werte.
Das lässt jedem Anteil Raum eine individuelle Interpretation (und damit auch den eigenen Ausdruck) eines Wertes zu teilen, während wir uns trotzdem alle zusammen in die gleiche Richtung bewegen.
Unser Werte-System hat ein Regel-System ersetzt. Regeln führen automatisch das Konzept von Strafe ein. Wir bevorzugen es eine gewaltfreie Kultur von Ehre zu erschaffen, wenn nicht für uns gegenseitig, dann doch zumindest für die Werte, die wir teilen.
Wir sind rechenschaftspflichtig gegenüber unseren Werten. Eine Konfrontation geht also niemals darum eine „Regel gebrochen“ zu haben, sondern darum uns gegenseitig darauf aufmerksam zu machen, wenn unsere Handlungen nicht im Einklang mit unseren Werten sind. Selbstverletzung zB steht im Konflikt zu unseren Werten von Sicherheit, innerer Verbindung, Gesundheit usw. Den Konflikt zwischen Verhalten und Wert zu konfrontieren, greift niemanden in seiner Identität an („du bist böse!“) oder versucht zu kontrollieren („hör auf oder ich zwing dich!“), sondern resultiert statt dessen in einer inneren Motivation Verhalten zu ändern.
[Ts sagen uns ständig, dass wir absurd hohe Standards haben, aber wir machen auch absurd schnelle Fortschritte und unsere SystemArbeit ist solide. Wir glauben, dass unsere Kultur von geteilten Werten und Konfrontation auf der Basis von Werten das möglich macht.]
Wenn ihr Viele seid, würden wir empfehlen euch zusammen zu setzen und über Werte zu reden um Gemeinsamkeiten zu finden. Wir finden es leichter uns auf positive Qualitäten zu einigen, als auf Strategien fürs Leben. Aber Strategie und Taktik sind ein natürliches Produkt von Werten. Das macht jede Art von TeamSitzung so viel einfacher. Auch hier gilt, wenn ihr eure gemeinsamen Werte nach Wichtigkeit sortiert, kann euch das helfen, zusammen Entscheidungen zu fällen.
DIS oder nicht, wir empfehlen die folgende Kreativübung, die auf der Reflektion über eure Werte basiert.
Das persönliche (System) Wappen
Nimm dir ein Blatt Papier und male darauf die Form eines Schildes.
Was ist dein (euer) Lebensmotto? Schreib das oben auf das Wappen.
Was sind die 4 (wenn nötig mehr) wichtigsten Werte? Kannst du dir Symbole dafür ausdenken? (Wir haben uns hier für Verbindung, Kommunikation, Zusammenarbeit und Kreativität entschieden).
Teile dein Wappen in 4 (wenn nötig mehr) Bereiche und zeichne dort deine Symbole ein.
Wenn du Lieblingsfarben hast (oder ihr im System bestimmte verwendet) kannst du das Wappen damit anmalen.
Hänge es dir irgendwo hin, wo du es sehen kannst.
Sarah says
Hallo ihr lieben Betreiberinnen der Homepage,
ich wollte nur mal ein ganz dickes Danke dalassen! Eure Homepage ist wirklich sehr hilfreich, sowohl für Therapeutinnen als auch für Betroffene. Vielen Dank dafür, ich habe großen Respekt für Eure Arbeit! Es ist bisher die beste Seite zu dem Thema im Internet, die ich finden konnte.
Liebe Grüße