Um das innere Gleichgewicht zu verbessern benutzen wir ein Konzept, das von Paul Helwig beschrieben und von F. Schulz von Thun weiter entwickelt wurde: das Wertequadrat.
Das Wertequadrat beruht auf der aristotelischen Annahme, dass keine Tugend für sich alleine stehen kann. Sie muss immer von einer anderen ausgeglichen werden.
Wenn wir es nicht schaffen diese Tugenden zu balancieren, werden sie zu einer Untugend. Helwig nennt das „entwertende Übertreibung“
In unseren Versuchen eine Untugend auszugleichen tappen wir vielleicht in der Falle der Überkompensation. Und landen bei der gegenüberliegenden Untugend.
Um zu wachsen und einen gesünderen Ausdruck zu erreichen, müssen wir uns statt dessen an der vernachlässigten Tugend orientieren. Hier zu investieren stellt die Balance wieder her und hilft uns zur Tugend zurück zu kehren.
Lasst uns noch weitere Beispiele anschauen
Vielleicht wollt ihr euer Verständnis vom Wertequadrat austesten und selbst eines konstruieren. Dafür gibt es keine perfekte Lösung. Antworten können sich unterscheiden und trotzdem richtig sein.
Wie würde euer Wertequadrat aussehen für Mut vs Vorsicht?
Könnt ihr ein Wertequadrat für Misstrauen konstruieren?
Ich hoffe, dass ihr sehen könnt, wie Wertequadrate euch helfen können zu verstehen, in was ihr investieren könnt, um manche Ungleichgewichte auszugleichen, die mit PTBS einher gehen. Das hier hilft euch Lernziele zu benennen.
Wenn ihr Viele seid, können euch Wertequadrate bei der SystemArbeit helfen.
Denken wir mal innerhalb der Theorie:
Die Tugenden in euch sind vielleicht zwischen verschiedenen Anteilen voneinander getrennt worden, als ihr aufgespalten seid. Das bedeutet, dass ihr solange ihr dissoziiert (= voneinander getrennt) seid, wenig Chancen hab das auszugleichen. Anteile von euch landen in entwertender Übertreibung.
Vielleicht gibt es in eurem System eine Dynamik von Anklage und Schuldzuweisungen. Eine Tugend, die uns fremd ist, ist leicht verurteilt. Der typische Weg der Anklage wäre dieser
Es kann sogar sein, dass ihr eine echte Untugend benennt, aber das führt zu nichts. Es bringt nur mehr Trennung, was bedeutet, dass sich das Ungleichgewicht noch vergrößert, was auch die Untugend verstärkt. Akzeptanz bringt euch hier an Orte, die Verurteilung gar nicht kennt.
Es hilft, wenn man die oft extremen und dysfunktionalen Ausdrucksweisen von euren Anteilen als Tugenden sieht, denen der Ausgleich fehlt. Damit definiert sich ein Lernziel. Und möglicherweise zeigt es euch auch gleich euren Lehrer. Und das ist der Anteil, der die ausgleichende Tugend in sich trägt. Das Knifflige hier ist, dass dieser Anteil wahrscheinlich auch einen extremen Ausdruck aufweist. Ihr könnt voneinander lernen, wenn ihr eure Angst vor der Überkompensation überwindet. Die Chancen stehen gut, dass ihr ohnehin schon zwischen Untugenden switched. Es kann also nur besser werden.
Ihr seid voneinander abhängig. Wenn ihr verhandelt, achtet darauf was ihr voneinander lernen könnt, um ein Gleichgewicht zu schaffen. Da ist oft eine klare Linie zwischen den Großen und Innenkindern, kontrollierenden und emotionalen Anteilen.
Das hier ist ein Quadrat, an dem wir arbeiten
Unsere Innenkindern lernen Selbstbeherrschung. Das beinhaltet Belohnungsaufschub und nicht nach Vorne zu purzeln, wenn sie einen Welpen sehen. Unsere Erwachsenen lernen zu spielen und Spaß zu haben. Die Kinder als Lehrer zu akzeptieren ist eine wichtige innere Haltung. (Vergesst die Teenies nicht! Die sind auch super wichtig!) Teilen und voneinander lernen bringt das System ins Gleichgewicht. Es schützt uns davor in Untugenden zu fallen oder darin zu verharren. Es ist harte Arbeit.
Während wir noch am lernen sind, können wir schon versuchen zusammen zu arbeiten, um den Ausdruck des gesamten Systems nach Außen zu balancieren. Anteile mit gegensätzlichen Tugenden können sich untereinander ausgleichen, so als würde man auf einer Wippe sitzen. Das kann helfen im gemeinsamen Verhalten keine Extreme aufzuweisen.
Wir probieren das gerade in der Therapie. Wir haben eine Abmachung, dass eine der T vertrauen kann, während eine andere alles mit Vorsicht beobachtet. Das hält beide von entwertender Übertreibung fern. Das Vertrauen des einen Anteils wird nur möglich durch die Vorsicht des anderen.
Wir müssen uns gegenseitig umarmen und auch die Tugenden, die wir in uns tragen, auch wenn die vielleicht noch in entwertender Übertreibung ausgedrückt werden. Es ist Teil der Heilung miteinander in Kontakt zu treten und eine beziehungsbasierte Erfahrung möglich zu machen, in der wir teilen und voneinander lernen können. Diese Art von Austausch lässt echte Wertschätzung und Liebe zwischen Anteilen entstehen.
(Wie jede Theorie und jedes Modell, auch dieses erklärt und löst nicht alles und klappt nicht immer)
Wir haben die Theorie der Wertequadrate „miteinander reden 2“ F. Schulz von Thun, entnommen. Alle drei „miteinander reden“ Bände sind sehr zu empfehlen
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