Wir haben uns die Eigenschaften machtvoller Menschen angeschaut, als einen Schlüssel zur Heilung von den Folgen von Beziehungstrauma und einer Opfermentalität. Selbstbeherrschung zu lernen, indem wir unsere Entscheidungsfreiheit, Grenzen und Selbstbehauptung einsetzen, führt zu gesunden Beziehungen. Wir verwalten unsere eigene Freiheit, während wir anderen auch erlauben frei zu sein. Das erschafft ein zwischenmenschliches Umfeld, das wie ein Gewächshaus wirkt für die Liebe.
‘Liebe’ ist ein großes Wort und schwer zu greifen, aber sie besteht aus Konzepten, die wir vielleicht eher erkennen können.
Freiheit ist eine Grundvoraussetzung für Liebe. Ohne sie wächst gar nichts.
Die Früchte von Liebe, die wir erleben können sind
- ein Gefühl von Sicherheit mit einer Person
- Vertrauen
- Keine Angst in der Beziehung/weniger Angst insgesamt
- Gewissheit in der Beziehung
- kein Druck
- Stabilität
- Intimität
- Sich gegenseitig tief kennen
- Anerkennung&Zuneigung
- Ehre&Respekt
- Hoffnung&Glaube in die Zukunft
- Mut
- Unterstützung
- Trost
- Fürsorglichkeit
- Frieden
- ….
- ….
Wir lassen all das wachsen, wenn wir als machtvolle Menschen leben und machtvolle Beziehungen haben.
Geben und Nehmen
Es fühlt sich nur an wie Liebe, wenn es frei-willig gegeben wurde. Andere Leute merken, wenn wir widerwillig geben, weil wir unfähig sind zu ihrer Bitte ‘Nein’ zu sagen. Wir selbst können es auch spüren, wenn etwas mit verstecktem Groll gegeben wird.
Das selbe ist wahr für alles, was aus einer Haltung von Selbstaufopferung gegeben wurde. Opferungen sind keine Liebe, sie sind abstoßend. Und schmerzhaft. Und dieses unterschwellige Gefühl von Schmerz, was sich durch Selbstaufopferung hinein mischt, verhindert, dass wir oder andere diesen Austausch als Liebe wahrnehmen können. Das Gegenteil von Selbstaufopferung ist Selbstfürsorge. Die garantiert, dass wir noch lange etwas zu geben haben. Wenn wir unsere Ressourcen gut verwalten, können wir andere viel besser unterstützen.
Die Freiheit ‘Nein’ zu sagen, schafft uns innere Sicherheit. Indem wir darin Respekt erfahren, können wir lernen zu vertrauen.
Wenn wir lernen unsere Bedürfnisse direkt auszudrücken, nimmt das den Druck aus unseren Beziehungen. Unsere Partner müssen sich nicht rüsten gegen machtlose Beziehungswerkzeuge wie Manipulation oder Einschüchterung. So kann jeder Austausch frei und ohne Belastung sein.
Es bedeutet auch, dass unsere Freunde nicht mehr raten müssen, was wir brauchen. Die Zeit der kleinen Andeutungen und versteckten Botschaften ist vorbei. Wir können einfach sagen, was wir brauchen. Das verbessert unsere Chancen, dass dem Bedürfnis tatsächlich begegnet wird.
Es gibt unseren Freunden auch mehr Zielgenauigkeit, wie uns zu helfen ist, was die Qualität von Hilfe verbessert.
Aber über das alles hinaus werden wir, wenn wir ein Bedürfnis ausdrücken, dem dann begegnet wird, wissen, dass wirklich wir gemeint waren. Es ist kein vager Austausch, der irgendwo in der Luft stattfindet, wie sich das bei Manipulation anfühlen kann. Es passiert zwischen zwei sichtbaren, spürbaren Personen. Diese Erfahrung ist unglaublich heilsam und es gibt keinen anderen Weg sie zu machen, als durch das verletzliche Teilen unserer Bedürfnisse. Das ist am Anfang beängstigend, aber wenn das Vertrauen wächst, fühlt es sich irgendwann normal an.
Regulation und Verantwortung
Selbstbeherrschung bedeutet, dass sich alle in der Beziehung entspannen können. Es gibt keine Machtkämpfe mehr darüber, wer wen kontrolliert, keine Notwendigkeit uns vor Manipulation oder Einschüchterung zu schützen. Unter diesen Bedingungen wächst Vertrauen und Verbundenheit.
Wir müssen uns nicht mehr darum kümmern, unseren Partner zu regulieren, weil wir wissen, dass der selbst machtvoll ist sich zu beherrschen. Wir haben weniger Angst im Angesicht von Dysregulation oder starken Gefühlen und spüren nicht mehr das Bedürfnis zu besänftigen. Wir können ihm vertrauen, das mit sich selbst auszumachen.
Das umfasst auch das Vertrauen, dass wir etwas sagen, wenn wir in mehr Schwierigkeiten sind, als wir alleine managen können zB einer suizidalen Krise. Machtvolle Kommunikation kann die ewige Angst beenden, der andere könnte etwas schreckliches tun, weil sie Vertrauen fördert und dazu einlädt, echte Unterstützung zu nutzen.
Die Erfahrung, dass wir fähig sind uns selbst zu regulieren ist extrem befreiend. Wir müssen nicht mehr so ängstlich sein eine Beziehung zu verlieren, wenn wir wissen, dass wir den anderen nicht brauchen, um ok zu sein. Wir können uns auch alleine managen. Abhängigkeit zerquetscht Liebe mit der Zeit.
Konflikte und Fehler
Wir können uns unsere Freiheit vorstellen wie eine Blase um uns herum. Wir können sie wachsen lassen, bis wir gegen die Blase von jemand anderem stoßen. Dann brauchen wir machtvolle Kommunikation. Die garantiert, dass jeder seine Freiheit behält. Es fühlt sich sehr gut an, alles zu entfalten, was in uns ist, aber wenn wir dabei nicht durch die Grenze des anderen gestoppt werden, nehmen wir bald allen Raum ein und sie keinen mehr.
Darum sagen wir uns gegenseitig, wenn uns etwas stört.
Beim anderen anzustoßen ist normal und überhaupt kein Problem. Wir können einfach unser Handeln anpassen und auf dem Weg verdienen wir uns sogar Vertrauen, weil wir Respekt und Umsicht zeigen.
Fähig zu sein, unsere Schwierigkeiten auszudrücken und zuzuhören, was der andere zu sagen hat, stärkt unsere Verbindung und gibt uns mehr Sicherheit. Wir wissen, dass wir Konflikte gelöst bekommen und sie uns nicht eine Beziehung kosten, die uns wichtig ist. Sie verbessern sie sogar.
Es ist wichtig für jede gesunde Beziehung, die Option von Strafe aus unseren Interaktionen zu verbannen. Strafe ist nicht nur ein Versuch zu kontrollieren, der Angst ins Spiel bringt, sie ist auch ein Werkzeug von Tätern, das alte Muster in uns anstößt.
Das zerstört unsere Freiheit Fehler zu machen. Das klingt vielleicht komisch, aber Fehler sind ein Zeichen von Leben und Wachstum. Wir reifen in einem Kreislauf aus Fehler machen und aus ihnen lernen. Unsere Beziehungen müssen ein sicherer Ort werden, um Neues auszuprobieren und unsere Grenzen auszutesten, ohne die Angst vor Ablehnung oder Strafe.
Die Verantwortung für Fehler und ihre Konsequenzen zu übernehmen macht uns als Person stärker. Strafe nimmt uns diese Chance. Sie verlangt, dass wir unsere Freiheit, und damit unsere Stärke, aufgeben und in Scham eintauchen. Es gibt keinen Platz für Liebe in Strafe. Darum ist es so zentral zu lernen, wie man auf machtvolle Weise konfrontiert, als eine Einladung zur Wiedergutmachung und dazu unser Denken und Handeln zu ändern.
Fehler sind unvermeidbar. Aber wenn sie mit Liebe behandelt werden, sind sie nichts negatives. Sie machen unsere Beziehungen stärker. Sie machen uns mutig.
Intimität
Wir haben gesehen, wie das englische Wort ‘intimacy’ als ‘into-me-you-see’ übersetzt wurde. Wir meinen hier nichts körperliches. Wir reden über diesen verletzlichen Ort, wo wir gesehen werden, wie wir wirklich sind, nicht wie wir uns geben. Es bedeutet tief erkannt zu werden. Und es bedeutet geliebt zu werden für das, was wir sind, nicht nur trotz, sondern eben genau weil wir so tief gekannt werden. Das macht Angst, aber es ist auch das tiefste Erleben von Liebe, was wir haben können.
Es öffnet die Türen für uns, ehrlich über uns zu sein und Sicherheit, Respekt und Zuneigung darin zu erfahren. Erst wenn wir uns erlauben verletzlich zu sein, können wir erleben, wie es ist, von jemand anderem beschützt zu werden. Das passiert nicht, solange wir damit zufrieden sind, uns immer und überall selbst zu schützen. Wir berühren hier eine tiefe Ebene des Vertrauens.
Die ist nur möglich, wenn wir sicher sind in unserem Geben und Nehmen, unserer Verantwortung und wie wir Konflikte managen. Es ist nur möglich, wenn wir anderen erlauben in unserer Beziehung frei zu sein, wenn wir uns bemühen, sie zu kennen und ihre Grenzen achten. In echter Liebe sind wir verbunden mit jemanden, der anders ist als wir selbst und getrennt von uns, sodass wir einen verletzlichen Austausch haben können. Das ist es, was uns ein tiefes Gefühl von Zugehörigkeit gibt (mehr dazu in Brené Browns Forschung). Deswegen lohnt es sich zu lernen als machtvolle Person zu leben. Deswegen machen wir uns die Mühe überhaupt.
Wenn ich gefragt werde, nach welchen Eigenschaften ich in einem Mann suche, ist meine Antwort ‘Selbstbeherrschung’. Für mich ist das das Fundament von Vertrauen und Liebe. Ich bin seit Jahren dabei, das selbst zu lernen, weil ich weiß, dass es mich unheimlich vertrauenswürdig macht. Nicht nur für andere Menschen, sondern viel wichtiger noch, für die anderen Anteile in meinem DIS System. Dieses Vertrauen ist das Fundament unserer Heilung. Es hat mir geholfen unser System zu revolutionieren und aus einem Ort der Angst in einen Ort der Verbundenheit und Liebe zu verwandeln.
Manche Menschen ziehen es vor, in einer abhängigen Beziehung/machtlosen Position zu sein. Das benötigt weniger Anstrengung, weil es persönliche Verantwortung vermeidet, unsere Wahlmöglichkeiten auf ein Maß einschränkt, was uns nicht herausfordert und vielleicht auch kindliche Bedürfnisse befriedigt. Ich verurteile niemanden, der diesen Weg wählt. Es hat kleine Vorteile. Es hat auch seinen Preis. Es kostet uns tiefe, bedeutsame Beziehungen auf Augenhöhe. Es kostet uns die Erfahrung von Freiheit und Intimität. Das ist ein Preis, den ich persönlich nicht gewillt bin zu bezahlen.
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