Sprache ist faszinierend. Es reich aus, ein Wort zu hören, um eine komplexe Erfahrung in uns auszulösen. Wenn ich ‘Strandurlaub’ sage, entsteht ein inneres Bild eines Strandes. Vielleicht ist da eine Sehnsucht oder Freude oder andere Gefühle. Vielleicht erinnert ihr euch an eine Zeit am Strand. Euer Körper entspannt sich vielleicht ein klein wenig oder ihr seufzt mit einem tiefen Durchatmen. Worte können ein Universum von Erfahrungen wach rufen und sie für einen Moment zu einer heutigen Realität machen. Das können wir wunderbar für Imaginationsübungen nutzen, indem wir darauf achten, viele Worte zu benutzen, die eine ruhige, friedliche Erfahrung erschaffen.
Gleichzeitig werden wir immer wieder Probleme haben, weil Worte uns auch an Traumatisches erinnern können. Es ist nicht nötig, einen Trigger wirklich zu sehen. Oft reicht es, wenn jemand das erwähnt und plötzlich verändert sich unser inneres Erleben. Das Wort zieht die Erinnerung in die Gegenwart. Weil Trigger alles mögliche aus unserem Alltag sein können und wir schlecht kontrollieren können, was Andere sagen, lässt sich das nicht vermeiden.
Wir können lernen, die Macht der Worte über unser Leben zu reduzieren. Unser wichtigstes Werkzeug dafür ist dieser Satz: Es war nur ein Wort.
Wenn wir von einem Wort getriggert werden, können wir uns selbst sagen, dass es nur ein Wort war, das jemand gesagt hat. Es passiert jetzt nicht, es war nur ein Wort. Das ist eine Art Realitäts-Check, der uns hilft, aus der Erfahrung heraus zu treten und wieder in den Raum zu kommen, in dem wir sind, zu der Person, die etwas gesagt hat. Es ist nur ein Wort, das gesagt wurde. Worte tun nichts.
Mit etwas Übung kann dieser Gedanke und der Realitäts-Check automatisch werden. Wir hören ein Wort, bemerken, dass es getriggert hat und diesen ganzen Komplex von innerer Erfahrung hoch bringt, wir sagen uns, dass es nur ein Wort war. Nur etwas, das jemand gesagt hat. Je mehr wir uns daran gewöhnen, das so zu machen, desto schneller können wir uns beruhigen. Wir lassen dann das Wort selbst zurück und fokussieren uns auf das abstrakte Phänomen von Sprache. Da war ein Wort. Das Geräusch davon ist verklungen und jetzt ist es weg.
Ein anderer Weg triggernde Worte ihrer Bedeutung zu berauben ist etwas kontraintuitiv und kann verwendet werden, wenn das Wort weiter in unserem Kopf rum spukt und uns stört. Wir wiederholen das Wort. Immer wieder. Das braucht vielleicht etwas Mut, weil es unangenehm ist. Wenn wir Worte immer wieder wiederholen, verlieren sie ihre Bedeutung und werden reduziert auf die reinen Laute. Ihr könnt das selber ausprobieren. Stoppt hier mit dem Lesen, nehmt euch eine Minute und sagt das Wort ‘Zucker’ immer und immer wieder.
Es dauert nicht lange bis unser Bewusstsein mehr darauf achtet, wie wir den Mund bewegen und was für ein Klang das ist, den wir hören und aufhört dem eine Bedeutung zuzuordnen.. Mit triggernden Worten kann es etwas länger dauern, aber auch die lassen sich auf Mundbewegungen und Klänge reduzieren, die bedeutungslos sind. Es kann sich erstaunlich bevollmächtigend anfühlen so eine Kontrolle über das Wort zu haben, wenn wir damit machen, was wir wollen und das kann uns das Gefühl zurück geben, die Situation in der Hand zu haben.
Ich halte es für wichtig, in der Therapie sorgsam mit Worten umzugehen. Wir machen uns nur das Leben schwer, wenn wir dauernd Triggerworte benutzen. Die besten Trauma Ts haben ein ganzes Repertoire von sanfteren Alternativen. Untertreibungen, Abstraktion, Synonyme, vorsichtige Umschreibungen, das alles sollte zum Einsatz kommen. Ts die denken, ‘Exposition’ wäre eine gute Idee, halten ihre Patient:innen nur in einem andauernden Zustand von Stressreaktionen (das ist nicht, wie Desensibilisierung funktioniert, selbst wenn manche das immer noch denken). Sie fühlen sich für uns unsicher an, weil sie unsicher reden. Das wird die therapeutische Beziehung belasten. Wir brauchen sichere Bereiche, wo Worte nicht benutzt werden, um es uns noch schwerer zu machen.
Und gleichzeitig müssen wir lernen, mit Worten umzugehen, weil die Welt außerhalb der Therapie nicht so freundlich ist. Es wird nicht überall Trigger Warnungen geben, wo wir sie brauchen. Deswegen ist es wichtig zu verstehen, wie Worte funktionieren, wie sie Realitäten in die Gegenwart holen. Und dass es nur Worte sind. Nur etwas, das jemand gesagt hat. Das kann uns nichts tun. Zucker, Zucker, Zucker, Zucker, Zucker.
Meornomy says
Vielleicht wäre ein Hinweis, dass diese Möglichkeiten nicht unbedingt für Menschen mit “speziellen” Hintergründen geeignet sind, sinnvoll.
Manche W…te können etwas auslösen, die..
Danke