Wir vergleichen Wut gerne mit einem Lagerfeuer. Wenn es zu hoch brennt und außer Kontrolle gerät, kann es zerstörerisch sein. Wenn wir es schaffen es gut zu schüren, gibt es S’mores.
Wie Feuer ist Wut nicht von Natur aus schlecht. Sie trägt nur viel Energie in sich. Viele Traumatisierte haben Angst vor der Zerstörung, die durch das plötzliche Freisetzen dieser Energie passieren kann. Das ist ein reales Problem und muss angesprochen und auf gesunde Art reguliert werden.
Wir haben bereits darüber geschrieben, wie man mit der Fight-Reaktion umgehen kann, die oft mit Wut einher geht und über den Weg der gewaltfreien Kommunikation, um Wut in etwas zu verwandeln, was Beziehungen stärkt. Nun werden wir euch zeigen wie man Wut schüren kann, um sie als Quelle von Kraft zu verwenden.
Warnung: was wir jetzt erklären basiert auf der Fähigkeit sich selbst zu regulieren und Wutausbrüche zu vermeiden. Probiere es nicht, wenn du weißt, dass dir die Selbst-Regulations-Fähigkeiten dazu fehlen oder wenn du dir unsicher bist, ob du sie hast. Das hier ist nicht für Anfänger gedacht.
Manchmal finden wir uns in Situationen wieder, wo es uns schwer fällt, uns für uns selbst einzusetzen und wo unsere Grenzen in Frage gestellt werden. Wir beginnen uns schwach zu fühlen, überfordert und hilflos uns zu verteidigen. Unser Feuer glüht gerade noch und droht aus zu gehen. Das ist der Zeitpunkt, an dem wir beginnen mutwillig Wut zu schüren. Sie ist eine Quelle von Energie, die wir brauchen, um mutig zu sein. Manchmal sind wir nicht wütend genug!
Die Theorie der gewaltfreien Kommunikation sagt, dass Wut auf unseren Gedanken und Verurteilungen einer Situation oder Person beruht. Verurteilende Gedanken produzieren Wut.
Um Wut zu einem Werkzeug zu machen, das uns dient, müssen wir lernen unsere Gedanken zu beherrschen. Das heißt, mutwillig etwas zu denken und dann fähig zu sein, sich von diesem Gedanken wieder abzulenken, ihn fallen zu lassen, wenn wir das Maß an Wut erreicht haben, was wir brauchen. Das braucht Übung.
Wenn wir Wut verwenden, um unsere Grenzen zu stärken, beginnen wir mutwillig verurteilende Gedanken zu denken (nicht zu sprechen!).
Wir konzentrieren uns dabei auf Schimpfwörter und Beleidigungen, darauf schlechten Charakter zu unterstellen sowie grundsätzliche Verurteilung von Denkweise, Fähigkeiten, Handlungen, Aussehen usw
Wir halten uns fern davon darüber nachzudenken, wie diese Person uns unrecht getan hat. Das könnte Gefühle von Hilflosigkeit mit aufwecken und das letzte was wir brauchen ist hilflose Wut. Statt dessen passen wir auf, dass es keine Verbindung zwischen den Anschuldigungen und uns gibt. Es geht nur um den anderen.
Wir halten uns auch von Versuchen fern, zu verstehen oder Verhalten zu entschuldigen. Empathie löscht unsere kleine Flamme von Wut wieder, die wir hier versuchen zu schüren.
[Anmerkung: Wut ist kein Werkzeug, was du in Kommunikation nutzen solltest, außer du möchtest jemanden verletzen. Sie zur Einschüchterung zu verwenden ist möglich, bestärkt aber das Drama. Sie zum Angreifen zu verwenden wird dir langfristig nicht dienen. Aber du kannst Wut als Quelle von Kraft für dich selbst nutzen.]
Wenn du Zeichen von Hyperarousal bemerkst, bist du zu weit gegangen. Du kannst dich dann wieder etwas runter regulieren. Man facht die Flammen mit verurteilenden Gedanken an, man löscht sie mit Ablenkung. Werde gut in Ablenkung, bevor du das hier probierst.
Wir tun hier das genaue Gegenteil von dem, was gewaltfreie Kommunikation uns beigebracht hat. Aber wir wissen, dass wir diese Gedanken mutwillig produziert haben, sie sind nicht wahr oder sollten ausgesprochen werden. Sie sind nicht wie man Grenzen kommuniziert. Sie unterstützen nur unsere Kommunikation, indem sie uns Kraft geben fest zu bleiben und nicht zurück zu weichen.
Natürlich ist das nicht ideal. Das Ziel wäre Liebe zu sich selbst als Quelle für all das nutzen zu können. Aber du und ich, wir wissen wie schwer das sein kann, und bis wir da hin kommen, können wir beherrschte Wut verwenden.
Ein Wort an Viele:
Wir neigen dazu unsere Einstellung zu Menschen aufzuspalten, besonders zu denen, die uns verletzt haben. Manche von uns lieben sie und sehen nichts Falsches an ihnen, andere hassen sie leidenschaftlich. Besonders unsere Frontfrauen neigen dazu zu vergessen, wenn Leute nicht sicher sind und wir starke Grenzen brauchen.
Wir sind zu einer inneren Übereinkunft gekommen uns da gegenseitig zu unterstützen, indem die wütenden Anteile ihre verurteilenden Gedanken teilen, wenn das Feuer zu niedrig brennt. Manchmal müssen wir daran erinnert werden, dass es gute Gründe gibt die Grenzen zu halten. Es ist nicht gegeben, dass sich jeder immer daran erinnern kann. Weniger wütende Anteile können die Wütenden im Gegenzug bei der Ablenkung unterstützen. Wir schüren eine kollektive Flamme.
Es macht keinen Sinn sich darüber zu streiten, dass wir unterschiedlich sind und Dinge unterschiedlich sehen. Wir sind in Extreme gesplittert. Wir müssen zusammen arbeiten, um uns gegenseitig auszugleichen. Für sich alleine hat keiner von uns recht. Zusammen stellen wir fest, dass wir alle recht haben.
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