Wenn ihr Viele seid und Skills für den gelben Bereich (6/7): zwischenmenschliche Regulation gelesen habt, hat das bestimmt zu Unruhe geführt.
Die meisten Systeme ringen um zwischenmenschliche Regulation. Das ist normal. Die Spaltungen sind in Sitautionen mit unsicheren Anderen und ohne Helfer entstanden. Es ist normal, dass Anteile diese Art der Regulation entweder herbeisehnen oder sie völlig verwerfen. Das System zeigt Extreme, was bedeutet, dass wir eine gemeinsame Grundlage finden müssen um zwischenmenschliche Regulation zu verhandeln.
Die Beteiligten
Es gibt wahrscheinlich Anteile, die denken:
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ihr braucht niemanden
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Hilfe ist nicht sicher
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Hilfe existiert nicht
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Hilfe tut weh
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Menschen wollen euch nur weh tun, wenn ihr euch öffnet
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alles was ihr braucht, findet ihr im System
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ihr hasst Menschen/ Menschen hassen euch
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lehne ab, bevor du abgelehnt wirst
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ihr könnt niemandem vertrauen
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Menschen wollen euch nur kontrollieren
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wenn ihr Schwäche zeigt, werdet ihr missbraucht
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andere verstehen euch sowieso nicht
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Menschen verlassen euch, wenn ihr ehrlich seid
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Es gab gute Gründe all das zu glauben, aber sie sind veraltet.
Manche von euch haben vielleicht nicht gemerkt, dass ihre Gedanken noch in TraumaZeit feststecken. Die Welt sieht heute (hoffentlich) anders aus. Was ein hervorragender Schutz gegen Verletzung war und eine wunderbare Art mit dem Schmerz und der Scham von Vernachlässigung umzugehen, ist jetzt zu einem Hindernis geworden für die guten Dinge, die Beziehung zu bieten hat. Wir ehren die Anteile, die diesen außergewöhnlich guten Schutz aufgebaut haben, der uns am Leben erhalten hat. Der Krieg ist vorbei. Wir sind sicher. Wir können langsam daran arbeiten der Schutz zu verringern.
Beziehungen abzulehnen bedeutet, euch von einer Quelle von Hilfe, Freude, Trost und Zugehörigkeit abzuschneiden. Ihr verdient etwas Besseres. Ein echter Beschützer könnte die Aufgabe haben, gesunde Beziehungen zu finden, die euch als System unterstützen.
Kontrolle mag Sicherheit geben, aber sie hält euch auch davon ab Freiheit zu erleben.
Im System stehen sich Extreme gegenüber. Und so gibt es eine andere Seite der Medaille.
Wahrscheinlich gibt es verletzte Anteile, oft Kinder oder Erwachsene, die sich besonders hilflos fühlen, die zwischenmenschliche Regulation BRAUCHEN, so sehr wie ein Abhängiger seine Drogen. Dieser tiefe Schrei nach Bindung ist älter als Worte, es ist was Babys tun, wenn sie nach ihrer Mutter schreien. DIS bedeutete oft sehr frühe Vernachlässigung und Misshandlung und dieser Schrei nach Bindung hat nie eine sichere Antwort erfahren. Ich kann euch hier keine Liste von Grundannahmen geben, wo ihr euch wieder erkennen könntet, weil das hier prä-verbal ist und die Bereiche im Gehirn, die für rationales Denken und Sprache zuständig sind, umgeht. Man fühlt. Und es fühlt sich an, als würde man auseinander gerissen, wenn nicht gleich jemand kommt um einen zu beruhigen. Das erkennt ihr sicher wieder. Es ist schwer ein so überwältigendes Bedürfnis zu übersehen.
Ich habe großes Mitgefühl für Anteile, die diesen Schrei nach Bindung in sich tragen. Das ist ein tiefes Bedürfnis und eine tiefe Wunde, es war nicht richtig, dass sie so vernachlässigt wurden. Was sie erleben mussten macht mich traurig. Gleichzeitig ist ihr Erleben, so wie das der Anteile, die zwischenmenschliche Regulation ablehnen, veraltet und nicht mehr zeitgemäß. Sie stecken ganz genauso in TraumaZeit fest. Das verzweifelte Festhalten am Schmerz von dort und damals verhindert, dass sie im hier und jetzt etwas empfangen können.
Es braucht mitfühlende Ermutigung um ihnen zu zeigen, dass heute anders ist, damit sie vielleicht für einen Moment aufhören auf die Not zu schauen und nach Bindung zu schreien, lange genug um etwas von dem zu empfangen, was ihnen in der Gegenwart angeboten wird. Das mag nicht genug sein um das Loch zu stopfen, aber es ist real und kann sie stärken und ihnen helfen sich besser zu fühlen. Wenn diese Anteile in TraumaZeit stecken bleiben, verursacht das nicht nur Depressionen, es heißt auch, dass ihr einen Helfer nach dem anderen verbrauchen werdet. Sie geben, ihr seid unfähig zu empfangen, früher oder später geben sie auf, was die schreckliche Erfahrung wiederholt verlassen zu werden.
Mit extremen Positionen wie diesen ist Krieg vorprogrammiert.
Eine Seite versucht euch von Beziehungen fern zu halten, die andere sucht verzweifelt nach Kontakt und Nähe. Ein Kreislauf von Gewalt gegeneinander beginnt, gekennzeichnet von Kontrolle, Ausbrechen und zügellosem Verhalten, Strafe, mehr Leid, größere Verzweiflung.
Aber die Wahrheit ist: es gibt nur eine Armee auf diesem Schlachtfeld. Ihr gehört zum selben Team. Euch bekämpfen heißt euch selbst zu schaden. Ihr müsst eine gemeinsame Verhandlungsgrundlage finden. Und das geht nur, wenn ihr euch in der Gegenwart trefft.
Dann erst können die Verhandlungen beginnen.
Es ist wichtig, dass ihr euch ernst nehmt und auf Bedürfnisse achtet, statt auf Meinungen.
Ihr könnt kleine Schritte nehmen um euch selbst zu beweisen, dass eure Grundannahmen über Beziehungen überholt sind. Seid präsent im hier und jetzt, “seht” wer die Leute um euch herum sind. Wertet die Interaktionen aus, ob sie sicher waren, hilfreich, angenehm… gebt nicht so schnell auf, es ist normal, dass es nicht immer so läuft, wie man sich das wünscht. Versucht es, ihr könnt euch dann immer noch zurück ziehen.
Arbeitet gleichzeitig auch an Selbst-Regulation mit denen, die sehr bedürftig sind. Findet Wege Bedürfnisse zu befriedigen, ohne dazu andere Menschen zu benötigen. Vielleicht kann jemand Älteres den Kleinen damit helfen: Bedürfnisse können innerhalb des Systems ein Gegenüber finden. Auch hier ist es wichtig im hier und jetzt zu sein, während ihr Trost und Beruhigung erfahrt. Es ist real. Man kann die Zeit nicht zurück drehen und alles gut machen, aber es gibt die Möglichkeit heute Gutes zu erleben und ihr könnt das für euch selbst herbei führen. Ihr könnt euch jetzt regulieren wie es Erwachsene tun. Ihr seid nicht mehr dieses Kind.
Die Details müsst ihr selbst verhandeln. Ich hoffe das hier hat euch geholfen klarer zu sehen und ein wenig zu sortieren.
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