Hier ist eine Sammlung kleiner Übungen, in denen es jeweils darum geht, Zwischenräume zwischen Dingen wahrzunehmen statt die Dinge selbst. Das ist leichter zu verstehen, wenn man es macht, also fangen wir gleich an.
Zwischen Subjekt und Objekt
Atmet einmal tief durch. Dann schau euch um und sucht euch ein Objekt aus, das ihr sehen könnt.
Schaut genau wie hoch und wie breit das ist, bewegt den Blick daran entlang.
Dann probiert, ob ihr sehen könnt, wie weit entfernt das ist. Es kann helfen, dafür auf den Boden zu schauen und einer direkten Linie vom Objekt zu euch zu folgen, um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, welche Distanz dazwischen liegt.
Wenn ihr das habt, versucht den Raum zwischen euch und dem Objekt zu spüren. Achtet dabei viel mehr auf diesen Bereich zwischen euch als auf das Objekt selbst.
Diese Übung kann bei leichter Derealisation helfen, wenn die Tiefenwahrnehmung eingeschränkt ist. Sie hilft aber noch viel deutlicher, wenn wir Dinge sehen, die uns Angst bereiten und wir sicher stellen müssen, dass wir mit unserem Körper spüren, dass wir weit weg sind von dieser beängstigenden Sache und uns das nichts tun kann. So viel Raum zwischen uns! Und selbst wenn es nur ein bisschen Platz dazwischen ist, dann gibt es den trotzdem noch. Das tut uns nicht weh.
Zwischen Körperteilen
Sucht euch 2 Körperteile aus. Alles ist erlaubt. Kopf und Fuß geht genauso wie Zeigefinger und Mittelfinger. Wenn man klein anfängt, wie mit den Fingern, ist es leichter.
Probiert mal, ob ihr diese Körperteile abwechselnd spüren könnt.
Dann probiert sie gleichzeitig zu spüren. Urteilt nicht darüber ,wie viel ihr da spüren oder eben nicht spüren könnt, bemerkt es einfach nur.
Bewegt dann eure Aufmerksamkeit zu dem Raum zwischen diesen beiden Körperteilen. Wie weit entfernt sind sie voneinander?
Spürt den Raum dazwischen so gut ihr es könnt. Bleibt da ein bisschen mit der Aufmerksamkeit.
Manche finden es hilfreich sich den Zwischenraum anzuschauen, anderen spüren das am besten mit geschlossenen Augen. Wenn ihr das könnt, probiert beides mal aus und bemerkt den Unterschied.
Wenn wir leichte Depersonalisierung erleben, kann diese Übung uns helfen, den Körper wieder zu spüren und uns zu erden. Um den Zwischenraum spüren zu können, brauchen wir ein Gefühl für unsere Körperteile, aber weil der Fokus gerade nicht auf dem Körper ist und den möglicherweise beängstigenden Erfahrungen, die der mit sich trägt, kann es so rum viel einfacher sein, ein Körperbewusstsein wieder zu gewinnen. In den Zwischenräumen gibt es keine Trauma Erinnerungen. Die sind neutral. Besser geerdet ist man dadurch trotzdem.
Zwischen uns und Emotionen
Atmet einmal tief durch und verbindet euch dann mit dem, was euch zu euch macht. Euren Gefühl von Selbst oder einem Kern eures Seins.
Spürt wie dieses selbst ruhig und präsent ist.
Nun bemerkt eine Emotion, die ihr gerade fühlt.
Guckt mal, an welchen Stellen im Körper ihr das spüren könnt und seid neugierig, wie sich das anfühlt. Immer nur soweit, wie ihr das regulieren könnt.
Dann kommt zurück zu eurem Selbst oder dem Kern von dem, was euch ausmacht und spürt den Zwischenraum zwischen euch und der Emotion.
Bemerkt, wie das 2 unterschiedliche Dinge sind, die gar nicht das gleiche sind. Es gibt da einen Raum dazwischen. Bei manchen ist der winzig, bei anderen riesig. Bemerkt diesen Zwischenraum ohne das zu bewerten.
Diese Übung hilft bei der Desidentifikation, wenn uns Emotionen zu überrollen scheinen. Wir sind nicht unser Gefühl. Es gibt einen neutralen Raum zwischen unserem Selbst und unserem Gefühl. Wenn wir uns auf diesen Zwischenraum konzentrieren, drängt sich das Gefühl nicht mehr so auf und wir können es regulieren. Das ist ein Grundprinzip von Achtsamkeit, es wird so nur selten gelehrt. Wenn Emotionen ganz weit weg scheinen, kann den Zwischenraum zu spüren sie selbst auch spürbarer machen. Sie sind nicht weg, nur distanziert und immer noch durch den Raum verbunden.
Zwischen uns und Gedanken
Atmet einmal tief durch und verbindet euch dann mit dem, was euch zu euch macht. Euren Gefühl von Selbst oder einem Kern eures Seins.
Spürt, wie dieses Selbst ruhig und präsent ist.
Bemerkt dann die Gedanken, die euch umtreiben. Vielleicht sind das Sorgen oder Selbst-Verurteilung oder vielleicht ist einfach sehr viel los.
Verfolgt, wie diese Gedanken euch durch den Kopf gehen und euer Denken füllen.
Dann kommt zurück zu eurem Selbst oder dem Kern von dem, was euch ausmacht und spürt den Zwischenraum zwischen euch und euren Gedanken.
Bemerkt, wie das 2 unterschiedliche Dinge sind, die gar nicht das gleiche sind. Es gibt da einen Raum zwischen uns selbst und dem was wir denken.
Spürt da rein, wie sich dieser neutrale Zwischenraum anfühlt.
Manchmal denken wir uns in die Dysregulation rein oder wir erhalten sie aufrecht, weil wir immer wieder Ängste, Verurteilungen oder Sorgen wiederholen. Diese Übung hilft bei der Desidentifikation mit unseren Gedanken. Das kann schon einen großen Unterschied für die Selbstregulation machen. Das nimmt den Fokus weg von dem Problem. Es ist schwer, Gedanken zu kontrollieren, aber wenn wir uns auf dem Zwischenraum konzentrieren, stoppt das das Kreisen.
Es ist ein bisschen ungewöhnlich, sich der Achtsamkeit von dieser Seite zu nähern. Oft hilft dieser Ansatz aber gerade bei Menschen, die mit den normalen Anweisungen zu Grounding oder distanziertem Beobachten große Probleme haben.
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